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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1996/0263
Franz Gog

rangen wünsche.75 Eine solche beziehe sich auf Art. 1, wo sie eine föderalistischere Ausdrucksweise
wünsche. Auf Antrag von Lorenz Bock wurde der Artikel dann in der Fassung
... und ein Glied der deutschen Bundesrepublik von der Mehrheit der Landesversammlung
angenommen.

Mit seinen sich daran anschließenden Ausführungen zur Definition des Status' Ho-
henzollerns innerhalb des neuen Staates brachte Gog erstmals die »Hohenzollernfrage«76
vors Parlament, die Frage also, die eines seiner politischen Lebensthemen bleiben sollte.
Bei der Bezeichnung des Staatsgebietes hatten die hohenzollerischen Abgeordneten
(Dreher, Gog, Hermann von der CDU und Waldner von der SPD) den Antrag eingebracht
, in einem Satz 2 des Art. 1 festzuschreiben: Er umfaßt die Staaten Württemberg
und Hohenzollern, damit Gogs Erläuterung zufolge zum Ausdruck komme, daß es sich
einerseits um zwei verschiedene Staaten handele, daß aber verfassungsmäßig eine gemeinsame
Regierung festgelegt werden sollte, daß es sich also um den Fall einer Realunion
handeln sollte. Weiter begründete er den Antrag mit einem Kolleg zur Geschichte der hohenzollerischen
Selbständigkeit: Der Staat Preußen, zu dem Hohenzollern bisher gehört
hatte, hat tatsächlich dadurch zu existieren aufgehört, daß sich aus ihm verschiedene
Staaten gebildet haben. Außerdem hat das Kontrollratsgesetz Nr. 46 deklaratorisch bestimmt
, daß der Staat Preußen zu Ende gegangen ist und seine Teile entweder freie
Staaten oder aber anderen Staaten angeschlossen werden. Früher war Hohenzollern
selbständig gewesen. Auch nach dem Anschluß an Preußen hatte es einen größeren Bereich
eigener Zuständigkeit, eigener Verwaltung. Gog warb um Verständnis dafür, daß
Hohenzollern sich nicht auf Gedeih und Verderb an das kleine Südwürttemberg ausliefern
wolle, obwohl es sich danach sehne, möglichst bald in einem süddeutschen Staat aufzugehen
. Dabei sei die Eigenstaatlichkeit Hohenzollerns aber nicht aus Eigenbrödelei
(sie!) oder aus Partikularismus heraus oder aus einem nicht zu verantwortenden Separatismus
angestrebt worden, verteidigte er den Vorstoß sogleich gegen mögliche Vorwürfe,
Hohenzollern wolle sich letztlich in einen ganz neuen Staatenbund - Stichwort »Alpen-
ländische Union« bzw. »Alemannien«77 - einbringen, was nun selbst bei wohlwollendster
Betrachtung nichts anderes als Partikularismus gewesen wäre. Die Festschreibung
der hohenzollerischen Eigenstaatlichkeit sei jedoch im Ausschuß und von der Militär-

75 VBLWH, 10. und 11. Sitzung (21 und 22. April 1947), S. 7.

76 Vgl. dazu ausführlich Gerd Friedrich Nüske: Die Hohenzollernfrage, in: Gögler-Richter
(wie Anm. 11), S. 171-188. Erstmals hatte der Sigmaringer Landrat Ernst Rothenbacher auf der
11. Tagung der südwürttembergischen und hohenzollerischen Landräte am 7. September 1946 im
Rathaus zu Sigmaringen diese Frage vor großer Runde angesprochen. Vgl. das Protokoll der Tagung,
S. 22-28. In der Betonung der Rechte Hohenzollerns und im Bemühen um deren Wahrung waren
sich Rothenbacher und Gog völlig einig.

77 1945/46 kursierten zahlreiche Projekte verschiedener Kreise, im süddeutsch-westösterreichisch-
voralpinen Raum einneues Staatengebilde aufzubauen. Kräftig angeheizt wurden sie durc die programmatische
Schrift »Schwäbisch-alemannische Demokratie« des Konstanzer Stadtarchivars Otto
Feger, dessen Buch die höchsten Auflagenzahlen der damaligen Zeit erlebte. Vgl. Konstanzer,
Entstehung (wie Anm. 14), S. 84/85. Wieck (wie Anm. 22), S. 170, spricht, einer Formulierung
Theodor Eschenburgs folgend, im Zusammenhang mit diesen Plänen von einer Art Donaukonföderation
, die wesentlich von adeligen Kreisen verfolgt worden sei. Carlo Schmid hatte sich anläßlich
der Landrätetagung in Wangen im Allgäu am 1. Dezember 1945 sehr abfällig über diese Pläne
geäußert: »Gewiß wissen wir, daß es da und dort Klübchen gibt, die von einer alpenländischen Union
träumen, daß sich vom Hohentwiel bis nach Bregenz gewisse Beziehungen geknüpft haben ...
Wir wissen, daß es sich hier um den Zeitvertreib müßiger Leute handelt, um die Betätigung von
Kränzchen, die in der Bevölkerung keinerlei Widerhall finden ... Das Volk hier im Süden ist genau
so treu württembergisch wie das Volk in Tübingen und das in Stuttgart und das in Heilbronn«. Vgl.
Protokoll der Tagung, S. 2. - Wichtige Aufschlüsse über diese Pläne bringt die diesem Thema gewidmete
Dissertation (Universität Konstanz 1995) von Jürgen Klöckler (Radolfzell) bringen.

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