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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1996/0270
Frank Raberg

Mit diesem zweiten inkriminierten Vorfall zog sich die Schlinge um Gog schon gefährlich
zusammen. Es war völlig klar, daß, wenn ihm hier in beiden Punkten Fehlverhalten
nachgewiesen werden konnte, seine berufliche Stellung auf dem Spiel stand, und damit
auch die politische Laufbahn. Daran ließ auch Capitaine Ebert keinen Zweifel, der
Gebhard Müller mitteilte, daß Gog mit sofortiger Wirkung bis zur Entscheidung im
Dienststrafverfahren beurlaubt werden müsse. Die entsprechende Anweisung der Landesdirektion
der Justiz ging umgehend ans Landgericht Hechingen. Mit Ablauf des
16. Juli 1947 legte Franz Gog seine Amtsgeschäfte als Oberamtsrichter nieder.103

Der »Fall Gog« gewinnt besonders an Interesse und politischer Bedeutung, wenn
man in Rechnung stellt, daß zeitgleich Verhandlungen liefen, Gog als führenden Mitarbeiter
für das Staatskommissariat für die politische Säuberung in Württemberg-Hohen-
zollern zu gewinnen. In der Entnazifizierungspraxis war durch die Einführung der
Spruchkammerverfahren ein grundlegender Wandel eingetreten. Diesen hatte das Staatskommissariat
nun möglichst rasch zu vollziehen. Dort hatte sich nach Ausscheiden des
ersten Staatskommissars, des Reutlinger SPD-Abgeordneten Otto Künzel (1903-1966)
Anfang Juni 1947, ein Wechsel in der Führung ereignet104; zum Nachfolger Künzels war
auf Vorschlag Gebhard Müllers am 24. Juni der der CDU angehörende Anton Traber
berufen worden. Dessen Einstieg in sein neues Amt war mit erheblichen Schwierigkeiten
verbunden. Vor allem fehlte es ihm an geeigneten Hilfskräften. Lange bemühte er sich
vergeblich, um Juristen für die Errichtung weiterer Spruchkammern zu finden.105

Traber bemühte sich auch um den ihm wohlbekannten Franz Gog. Schon Anfang Juli
teilte Tübingen dem Staatskommissariat mit, es solle direkt mit Gog über die Einstellung
verhandeln.106 Auch die französische Militärregierung in Tübingen hatte offenkundig
zunächst nichts dagegen107, daß der auf ihr Geheiß dienstsuspendierte Richter Gog sogleich
an anderer Stelle wieder tätig wurde. Etwas kritischer beurteilte die Zentrale der
französischen Besatzungszone in Deutschland die Angelegenheit; dennoch hat Cap.
Ebert von der Landesmilitärregierung an seiner Zusage festgehalten, daß Oberamtsrichter
Gog in der inneren Verwaltung des Säuberungskommissars beschäftigt werden kann.
Die Generaldirektion der Justiz in Baden-Baden habe allerdings Bedenken erhoben,
doch wolle er die Entscheidung durchaus der Justizverwaltung und dem Säuberungskommissar
überlassen. In jedem Falle habe die Militärregierung gegen die Weiterbezahlung
der vollen Bezüge bis zur Beendigung des Disziplinarverfahrens keine Einwendungen.m
Das hörte sich nun schon wieder etwas freundlicher an. Es ist davon auszugehen, daß der
Landesvorsitzende der CDU und Ministerialdirektor der Justiz Gebhard Müller den von
ihm ins Amt des Staatskommissars lancierten Traber laufend über den Stand der Dinge
unterrichtete. Traber fackelte denn auch nicht lange und suchte Fakten zu schaffen, indem
er schon Ende Juli dem Hechinger Landgerichtspräsidenten mitteilte, er habe Gog
als Sachbearbeiter und als seinen Vertreter (!) übernommen. Es fehle Gog aber an einem

103 Auszug aus der Niederschrift der Besprechung Ebert-Müller vom 5. Juli 1947; Anweisung der
Landesdirektion der Justiz, Tübingen, 7. Juli 1947, an das Landgericht Hechingen (wie Anm. 85);
Schreiben des Amtsgerichts Sigmaringen, 17. Juli 1947, über das Landgericht Hechingen an die Landesdirektion
der Justiz, Tübingen, in PFC

104 Zu den Hintergründen ausführlich Henke, Politische Säuberung (wie Anm. 70), S. 153-155.

105 Speidel (wie Anm. 88), S. 269.

106 Landesdirektion der Justiz, Tübingen, 7. Juli 1947, an Staatskommissariat für politische Säuberung
, in PFG.

107 Auszug aus Niederschrift Besprechung Ebert-Müller (wie Anm. 103): »Gegen eine Verwendung
(Gogs, F. R.) in der Verwaltung des Säuberungskommissars, aber nicht als Spruchkammervorsitzender
, habe er nichts einzuwenden«-.

108 Auszug aus der Niederschrift der Besprechung Ebert-Müller vom 18. Juli 1947, in PFG.

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