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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1996/0283
Franz Gog

destag gewählt. Die CDU gewann damals landesweit fast 40 Prozent der abgegebenen
gültigen Stimmen und hatte im Wahlkreis von Weiß besonders gute Ergebnisse zu verzeichnen
, allein im Landkreis Sigmaringen über 70 Prozent der abgegebenen gültigen
Stimmen. Der Heimat-Wahlkreis von Franz Gog erwies sich damit einmal mehr als
wichtige und zuverlässige Stütze der CDU.

Wenn Gog auch nicht als Bundestagsabgeordneter nach Bonn kam, so doch als Mitglied
der ersten Bundesversammlung. Bereits am 24. Juni war er in den Ausschuß nach
§ 20 Abs. 2 des Wahlgesetzes zum ersten Bundestag und zur ersten Bundesversammlung
der Bundesrepublik Deutschland vom 15. Juni 1949 gewählt worden, dem die Vorbereitung
der Wahl derjenigen Abgeordneten oblag, die Württemberg-Hohenzollern in der
Bundesversammlung, die den Bundespräsidenten wählte, vertreten sollte. Der Landtag
wählte am 3. September 1949 die zehn Abgeordneten, von denen die CDU sechs (Baess-
ler, Gog, Lutz, Schinle, Stehle, Wirsching) stellte, die SPD zwei (Hartmeyer und Schmitt)
und die DVP zwei (Dr. Haux und Wirthle)155. Die Wahl des Bundespräsidenten stand am
12. September 1949 an.

Gogs jüngerer Fraktionskollege Josef Lutz, der ebenfalls in die Bundesversammlung
gewählt worden war, war der Verfasser berühmter »Filserbriefe«, in denen er die Schwächen
oder Besonderheiten von Kollegen aus dem Landtag aufs Korn nahm. Lutz war
damals und ist heute noch der Ansicht, Gog sei ein in jeder Hinsicht sehr korrekter
Mensch gewesen, so daß es keinen Anhaltspunkt gegeben habe, ihn in einem »Filser-
brief« zu veräppeln. Lutz erinnert sich156, er habe damals Gog und dessen Frau mit einem
Wagen zur Fahrt nach Bonn, wo die erste Bundesversammlung zusammenkam, abgeholt.
Sie hatten kein Auto, aber mir war der Opel P 4, ein kleiner schwarzer Viersitzer eines
Maurermeisters zugeteilt worden, an dem anstelle eines Kofferraumes eine schwarzgestrichene
Holzkiste befestigt war ...In dieser Kiste verstauten wir unsere Habseligkeiten.
Den Deckel verschloß man mit einem verbrauchten Ledergürtel. In diesem Auto fuhren
wir ... nach der Wahl des 1. Bundespräsidenten in der langen Autoschlange von Bonn
nach Schloß Brühl zum 1. großen Empfang. Am Weg standen vielfach Schulkinder und
winkten, wenn vom Auto aus gewunken wurde. Franz Gog und seine Frau hielten sich
zurück, und als auf mein Winken hin nur einzelne Schüler antworteten, sagte Franz Gog
ganz spontan: »Die Kinder merken doch, daß in diesem Auto kein Minister sitzt!« Das
große Fest genossen wir dann, denn es gab gebratenes Fleisch und einen süßen Nachtisch.
Laut Protokoll gab es ausgerechnet beim Namen Gog ein Versehen, einen Druckfehler in
der Namenliste, so daß er sich veranlaßt sah, selber lautstark seinen Namen zu rufen und
ihn zu buchstabieren."7

dermuth, da er zum Bundesminister berufen wurde und dem Bundestag angehörte, sein Ministeramt
in Tübingen ebenso niederlegte wie sein Landtagsmandat in Bebenhausen.

155 VLWH, 68. Sitzung, 3. September 1949, S. 1286.

156 Schreiben von Josef Lutz (Leutkirch, 24. November 1995) an den Vf. - Lutz (* 1911), geboren
in Wiggensbach und von Haus aus Konservator und Kirchenmaler, wurde im Kloster Ottobeuren
erzogen und gründete nach 1945 im Kreis Wangen mit Norbert Kiechle und Richard Abt die Union.
Lutz vertrat 1947-1952 den Wahlkreis Wangen im Landtag von Bebenhausen, wo er Mitglied des
Verwaltungs- und Rechtsausschusses sowie verschiedener Sonder-Ausschüsse war. 1953-1972 amtierte
er als Kreisvorsitzender der CDU im Landkreis Wangen. Vgl. Dornheim, Adel (wie Anm.
23), S. 405ff., sowie Raimund Weible: Josef Lutz - Hinterbänkler in Lederhosen, in: Schwäbisches
Tagblatt (Tübingen) vom 14. Mai 1992.

157 Die Bundesversammlungen 1949-1989. Eine Dokumentation aus Anlaß der Wahl des Bundespräsidenten
am 23. ai 1994. Hrsg. v. Deutschen Bundestag, Referat Öffentlichkeitsarbeit. 1994,
S. 41. 1954 war Gog nicht Mitglied der Bundesversammlung, wohl aber am 1. Juli 1959, als Heinrich
Lübke zum Bundespräsidenten gewählt wurde. Ebd., S. 85.

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