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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1996/0316
Hans Albrecht Oehler

Die manche schon in schand gebracht.
Sehet nur die gefehlt schon haben.
Die sollen mit der Büß sich laben.
Denn wahre Büß, und die nicht schlecht,
Bringt alles wieder wohl zurecht,
weil ein zerknürschter wahrer büßer
Gott und Marie ist weit süßer
als ein Jungfrau

Die in der Andacht kalt und lau,

und hierzu ist Sailer später noch eine drastische Verschärfung eingefallen, die er am Rande
nachträgt:

die in den Sünden noch verharren
die sind als angebrannte Sparren
Zum Höllen feür gewis bestimmt,
wo scharffe pein kein ende nimmt.

Und das Gedicht endet:

weil in der still sie buhlschaft lieben
und mit Todsünden Gott betrüben.
Die tragen nur den leeren nam,
und seynd kein heller wert zusamm.

Die alten Prozessionsfahnen sind vermodert, Sailers, wenn ich recht sehe nie gedruckte
, Reime sind verhallt. Das Silber-Votiv ist nicht mehr vorhanden, auch der Ursula-Altar
aus den Tagen Sailers nicht. Aber die Ursula-Verehrung ist auch in der Zeit der Aufklärung
lebendig geblieben. Inzwischen war das Kloster Obermarchtal säkularisiert.
Aber in Dieterskirch war noch einer der alten Prämonstratenser-Patres Dorfpfarrer, Karl
Joachim Ibel.

Unter seiner Ägide wurde 1812 am ersten Wochenende nach dem Fest der heiligen
Ursula und ihrer Genossinnen das neue Ursula-Gemälde von Johann Fidelis Wetz der
Gemeinde vorgestellt.

Das ungefähr eineinhalb Meter hohe Altarbild mit eingezogenem Bogen, das jetzt
wieder ans Tageslicht gekommen ist, gibt sich auf den ersten Blick als ein Werk von Wetz
zu erkennen: statuarische Gestalten mit etwas teigig gemalten Gliedmaßen und umflortem
Blick, klar gegeneinander abgegrenzte Farbflächen, betonte Gewandfalten und dunkel
markierte Umrißzeichnungen.

Oben im abschließenden Bogen sitzen auf graubrauner Wolke Putten. Sie halten Märtyrerpalme
und -kränze bereit, ganz ähnlich wie auf dem Titelkupfer in Sailers »Directo-
rium«. Am linken Bildrand sieht man in der Ferne ein frei erfundenes Köln mit dem
Rhein und den zwei Schiffen der wallfahrenden Schar. Mordende Hunnen und sterbende
Jungfauen drängen sich im Mittelgrund. Vorn ist wie eine Statuengruppe das Martyrium
der heiligen Ursula aufgebaut. Die Heilige, leichenblaß, den tödlchen Pfeil in der Brust
und mit hängenden Armen wird von einer Getreuen links neben ihr, die nicht viel mehr
als ihre halbe Größe erreicht, gestützt. Über ihrem Haupt erscheint eine weitere Jungfrau
, auch ihr Gewand in einem hier helleren Blau in schönem Kontrast zu dem blassen
Gelbgrau des Gewandes der Ursula. Sie hebt abwehrend die Hände gegen den hunnischen
Mörder mit seinem nackten Rücken, der ihr mit der Linken ins Haar greift, in der
Rechten den Dolch erhoben hat.

Neben dieses eingefrorene Bild heftiger Bewegung setzt der Maler rechts die größte
seiner Gestalten, eigentlich wie ein römischer Krieger gekleidet, mit rotem kurzem Mantel
, der über einem metallenen Brustpanzer geknüpft ist, braunem Kurzrock und Leder-

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