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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1996/0326
Neues Schrifttum

der Gefahr, rein chronikalisch Informationen aneinanderzureihen. Durch die unterschiedlichen
Themen kommt es hin und wieder innerhalb der groben zeitlichen Strukturierung zu etwas abrupten
Brüchen, doch wird man dies in Kauf nehmen können. Literatur- und Quellennachweise am
Ende eines jeden Beitrags ermöglichen darüber hinaus ggf. eine gezielte Vertiefung. Die sorgfältige
Redaktion trägt das ihrige zu einer interessanten Lektüre bei.

Köln Wolfgang Schaffer

Andreas Wiks: Beginen im Bodenseeraum. Sigmaringen: Thorbecke 1994. 510 S., 5 Abb. (Bodensee-
Bibliothek. Bd. 37).

Wiks hat sich mit der vorliegenden Studie, einer Konstanzer historischen Dissertation, die Aufgabe
gestellt, das Beginentum im Bodenseegebiet in seinen vielfältigen Aspekten zu untersuchen. Dies
erwies sich als eine um so lohnendere Aufgabe, als jene klosterähnlichen Konvente von im Zeichen
der Askese zusammenlebenden Frauen, die sich der Handarbeit und dem Bettel, der Kontemplation
, aber auch dem Jugendunterricht oder karitativen Werken widmeten, in der historischen Forschung
noch längst nicht abschließend bearbeitet worden waren. Wiks' Untersuchung zeigt in deutlichster
Weise nicht nur die Lücken in der bisherigen Geschichtsschreibung auf, sondern er vermag
diese darüber hinaus in erheblichem Maße zu füllen bzw. zu korrigieren.

Das dabei entstehende Bild, fundiert durch die Verarbeitung einer Vielzahl urkundlicher Belege,
die - wie die Benutzung von 24 staatlichen, kirchlichen, kommunalen und privaten Archiven zeigt -
zu einem großen Teil unpubliziert sind, ist von umso größerer Aussagekraft, als das Beginentum am
Bodensee sich als ein regionales Phänomen erweist, das sich charakteristisch etwa von der flämischen
Beginen-Tradition unterscheidet.

Im Bodenseeraum sind Beginen erstmals bereits im zweiten Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts belegt
, und ihre Geschichte erhält durch die Reformation, die zur Auflösung der meisten Gemeinschaften
oder zumindest deren Stagnation beitrug, einen radikalen Einschnitt. Hiermit wird auch
der zeitliche Rahmen gesetzt, innerhalb dessen sich Wiks' Untersuchung bewegt; der Autor setzt
sich dabei den Anspruch, das Beginentum in seiner gesamten Breite, unter angemessener Berücksichtigung
der unterschiedlichen Verwirklichungsformen zu analysieren, ein Anspruch, den er, wie
auch die ungeheure Fülle des verarbeiteten Materials dokumentiert, vollkommen einlöst. Durch
souveräne Beherrschung der Quellen gelingt es Wiks durchgehend, nicht nur seine Analysen schlüssig
darzulegen, sondern gerade auch immer wieder die wesentlichen Charakteristika und die jeweils
regionalen/lokalen Besonderheiten aufzuweisen.

Die Zielsetzung, »einer zunächst formlos erscheinenden Bewegung für eine bestimmte Region
eine historisch faßbare Struktur zu verleihen, indem sie die vielfältigen Formen des Beginentums
nicht nur beschreibt, sondern auf ihre Bedingungsfaktoren und etwaigen Regelmäßigkeiten hin untersucht
« (S. 14), wird zwar auf knapp 260 Textseiten (S. 11-274) für den Leser zu einem - auf
Grund der Informationsdichte - zuweilen etwas ermüdenden Vorhaben, gleichwohl kann er sich den
ausgebreiteten Erkenntnissen nicht entziehen. Hinzu kommt, daß Wiks in einem Anhang A nicht
nur einen Exkurs über Mitgliederzahlen von Konventen und deren sozialer Schichtung einfügt
(S. 275-301), sondern in einem Anhang B in alphabetischer Folge Einzelbeschreibungen der Begi-
nengemeinschaften des Bodenseeraumes liefert, deren Inhalte gleichzeitig auch als Grundlage des
Hauptteils der Arbeit dienten. Hier finden sich sämtliche Ortschaften notiert, die Wiks als Sitz einer
Beginengemeinschaft nachweisen konnte - inklusive der notwendigen Verarbeitung und Annotation
der Literatur und Quellennachweise (S. 302^t70). Erfaßt sind insgesamt 116 Beispiele, wobei die
einzelnen Lokalitäten nach heutiger Kreis- oder Gemeindezugehörigkeit eindeutig gekennzeichnet
sind. Der Bereich des Linzgaus, der oberen Donau und z. T. der Schwäbischen Alb wird hier noch
miteinbezogen.

Wiks verliert in seiner Studie den spezifischen Ansatz, das Beginentum - in deutlicher Absetzung
von der bisherigen Forschung, die es nach seiner Bewertung vor allem an der notwendigen regionalen
und lokalen Differenzierung des Phänomens fehlen ließ - im Stil der sozialen Emanzipationsthese
als ein zugleich religiöses und gesellschaftliches Phänomen zu interpretieren und es in seiner Entstehung
und Entwicklung vor dem Hintergrund der sozialen, wirtschaftlichen, politischen und religiösen
Gegebenheiten in der Bodenseeregion zu sehen (S. 23), niemals aus den Augen. Das

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