Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1996/0327
Besprechungen

Beginentum zeigt sich unter diesen Vorzeichen als eine zunächst städtische Bewegung, die sich auf
dem Hintergrund der konkreten Entwicklungen des Bürgertums der einzelnen Städte konkret einbrachte
. Charakteristisch wurde darüber hinaus eine relativ starke Anlehnung nicht so sehr an die
Lebensformen der »klassischen« älteren Orden, sondern speziell an die Bettelorden, so daß die Ausbreitung
der Mendikanten eine Welle von Neugründungen von Beginengemeinschaften nach sich
zog. Auf der Grundlage detaillierter Fallstudien (St. Katharinental und Baindt, S. 45-169) kommt
Wiks zu dem bezeichnenden Ergebnis, daß die Beginenbewegung über eigene Antriebskräfte verfügte
, daß sie sich sogar bewußt und dezidiert von den Vorbildern der Zisterzienser- oder Dominikanerklöster
abzusetzen suchte und auch im Hinblick auf die soziale Rekrutierung ihrer Mitglieder
eine »spezifische, nicht mit den Männerorden zu verrechnende Logik« hatte (S. 169). Damit aber ist
jenes Bild der historischen Forschung, das die Beginen des Bodenseeraumes in unmittelbare Nähe
zu den älteren Orden setzte, in Frage gestellt, wenn nicht gar zu korrigieren.

Das Beginentum am Bodensee ist deutlich geschieden von demjenigen z. B. in Flandern, wo sich
die sog. Beginenhöfe als Domizil z. T. bis in die Gegenwart erhalten haben; am Bodensee sind die
Beginen dagegen als Konvente oder sogar als historisch kaum faßbare »Einzelbeginen« dokumentiert
. Wiks spricht sich in diesem Zusammenhang deutlich gegen die These aus, die Beginenbewegung
habe sich von Flandern aus nach Süden ausgebreitet, sondern proklamiert u. a. mit dem Argument
der frühen Erscheinung dieser Bewegung im Bodenseeraum eine relativ unabhängige Ausprägung
im Rahmen der allgemeinen evangelischen Bewegung auf der Grundlage der konkreten
örtlichen Verhältnisse. Vor allem Einflüsse der religiösen Laienbewegung der Humiliaten in Oberitalien
sieht Wiks obwalten (S. 269). Die Beginen des Bodenseeraumes suchten von Anfang an die
geistliche Nähe der dortigen Männerklöster, wobei sich insbesondere im 13. Jahrhundert eine große
Zahl von Beginenkonvente in Dominikanerinnen- oder Zisterzienserinnenklöster umwandelte.

Das Beginentum am Bodensee hat durch diese fundierte Studie eine grundlegende Untersuchung
erfahren, an der niemand, der sich fortan diesem Themenkreis beschäftigen wird, vorbeigehen kann.
Dies gilt insbesondere auch für die regional- und lokalgeschichtliche Forschung, für die durch die
Übersicht über die Beginenniederlassungen wesentliche Facetten der eigenen Geschichte aufbereitet
und in einen entsprechenden Kontext gestellt worden sind. Über ein ausführliches Literaturverzeichnis
und ein Register ist darüber hinaus ein schneller ortsbezogener Zugriff möglich.

Köln Wolfgang Schaffer

Konrad und Ulrich von Jungingen. Beiträge zur Biografie der beiden Deutschordenshochmeister
von Casimir Bumiller und Magdalene Wulfmeier. Hg. von der »Arbeitsgemeinschaft Heimat
Jungingen« mit Unterstützung des Deutschordensmuseums Bad Mergentheim. Horb am
Neckar: Geiger-Verlag 1995. 51 S.

Nach Jungingen nannte sich ein Rittergeschlecht, das um 1400 mit den Brüdern Konrad und
Ulrich von Jungingen zwei Hochmeister des Deutschen Ritterordens stellte. Obwohl die Familie
bereits im 13. Jahrhundert ihren Stammsitz im Killertal aufgegeben hatte und zunächst in Waldsee,
später in Jungnau und schließlich bis zu ihrem Aussterben um 1500 in Neu-Hohenfels ihren Sitz genommen
hatte, fühlt man sich in Jungingen bis heute mit ihr eng verbunden und hat beispielsweise
1990 hier ein Bronzerelief zu Ehren der beiden Deutschordenshochmeister enthüllt. Aus diesem
Anlaß hielt der Freiburger Historiker Casimir Bumiller einen Festvortrag über deren Herkunft und
historische Bedeutung. 1993 sprach Magdalene Wulfmeier vom Deutschordensmuseum Bad Mergentheim
über Konrad von Jungingen und sein Umfeld in Preußen. Es ist sehr zu begrüßen, daß beide
Vorträge in der vorliegenden Veröffentlichung nunmehr zum Druck gelangt sind. Von besonderem
Interesse für die südwestdeutsche Landesgeschichte ist der Beitrag von Casimir Bumiller, der
eingehend die soziale und familiäre Herkunft der beiden Brüder Konrad und Ulrich von Jungingen
untersucht. Dabei kann er beispielhaft belegen, wie Verwandtschaftsbeziehungen die soziale Zusammensetzung
des Deutschen Ordens prägten. In den Mittelpunkt seiner Ausführungen stellt er
jedoch die Mutter Ursula von Hohenfels, eine »bemerkenswert selbständige Frau mit wirtschaftlichem
Überblick und einem ausgeprägten Familienbewußtsein«, der die Familie wohl nicht nur das
wirtschaftliche Überleben verdankt. Nicht überzeugend erscheint allerdings seine These, daß der
auffällige Wappenwechsel von 1367 (anstelle einer Schere im Wappen führte die Familie nunmehr ei-

315


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1996/0327