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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1996/0329
Besprechungen

gen, was sich zugunsten der Untertanen auswirkte. Und ähnlich wie im Falle Waldsee lenkte Habsburg
bei Konflikten zwischen den Untertanen und ihren direkten Stadtherrn die Auseinandersetzungen
in friedliche, rechtliche Bahnen (vgl. die Arbeit des Rezensenten: Zwischen Habsburg
und Hohenzollern. Verfassungs- und Sozialgeschichte der Stadt Sigmaringen im 17. und 18. Jahrhundert
).

Hervorzuheben ist bei der Arbeit von Holger Buck, daß sich der Verfasser bewußt ist, daß das
niedergeschriebene Stadtrecht nicht das vollständige Recht und die Verfassung der Stadt widerspiegeln
. Ebenso ist hervorzuheben, daß städtische Verfassung und städtisches Recht nicht als etwas
Statisches begriffen werden, sondern daß die historische Entwickung stets berücksichtigt wird. Darüber
hinaus regt die Arbeit zu weiteren Studien an: So konnte der Verfasser beispielweise aufgrund
der mangelnden wissenschaftlichen Aufarbeitung keine anderen Rechtssetzungen und Landesordnungen
der Truchsessen von Waldburg zum Vergleich heranziehen (S. 14). Ähnlich zu vertiefen
wäre der Aspekt der Konflikte innerhalb der Bürgerschaft Waldsees, wie sie sich z. B. zu Beginn des
16. Jahrhunderts andeuten.

Eine Edition des Stadtrechts von 1550 sowie Ämterlisten, die die Namen der Stadtammänner,
Bürgermeister, Baumeister und Stadtschreiber erfassen, schließen die exemplarische Untersuchung
ab. Zu erwähnen ist schließlich noch die respräsentative Ausstattung des Bandes mit zahlreichen
Abbildungen, die den Text illustrieren. Dafür fehlt allerdings ein Orts- und Personenregister. Die
Arbeit stellt insgesamt einen wichtigen Baustein für die Erforschung der Geschichte kleinerer Landesstädte
im Mittelalter und der Frühen Neuzeit dar.

Balingen Andreas Zekorn

Olivia Hochstrasser: Ein Haus und seine Menschen 1549-1989. Ein Versuch zum Verhältnis von
Mikroforschung und Sozialgeschichte. Tübingen 1993. 336 S., zahlr. Abb. (= Untersuchungen
des Ludwig-Uhland-Instituts der Universität Tübingen. Bd. 80).

»Das Haus, das den Gegenstand und den Rahmen dieser Arbeit bildet, stammt aus dem 16. Jahrhundert
und steht in Jungingen, .... Dorf und Haus liegen im Killertal das die Hochfläche der
Schwäbischen Alb mit ihrem nordwestlichen Vorland verbindet, etwa 10 Kilometer von der ehemaligen
Kreisstadt Hechingen, 27 Kilometer von Tübingen entfernt.« (S. 11) - so stellt Olivia Hochstrasser
den Untersuchungsgegenstand ihrer Freiburger historischen Dissertation von 1991/92 vor.
Sie verfolgt dabei das Ziel, »den durch das Haus definierten gesellschaftlichen Mikroraum in seiner
'Totalität' zu untersuchen« (S. 17), um dergestalt die lebensweltlichen Veränderungen von der Mitte
des 16. bis ins ausgehende 20. Jahrhundert nachzuzeichnen.

In einem ersten, »Grundlagen und Voraussetzungen« betitelten Abschnitt beschreibt Hochstrasser
das Haus als Bauwerk und unterzieht sich erfolgreich der (mühseligen) Aufgabe, die Besitzgeschichte
des Hauses von 1549-1989 nahezu lückenlos zu rekonstruieren.

Auf dieser Grundlage wendet sich die Vf.in sodann dem Schwerpunkt ihrer Studie zu - der Geschichte
des Hauses in dem Zeitraum, in dem es den Mittelpunkt einer »bäuerlichen Welt« darstellte
, also seiner frühneuzeitlichen Ära (1549 - um 1800). Von der Außenwelt, der »Einbindung (des
Hauses) in wirtschaftliche Bedingungen und Entwicklungen, in die soziale Hierarchie des Dorfes, in
die komplizierten Wechselwirkungen zwischen Dorf und Herrschaft« (S. 96) wird der Fokus auf die
Innenwelt, Familienleben und Alltag, gerichtet. Ausgeblendet wird mit einem Blick auf die für die
Frühe Neuzeit so »alltäglichen Katastrophen« von Krieg, Pest und Hunger, die auch Jungingen ereilten
und die Dorfbevölkerung am Ende des 30jährigen Krieges um die Hälfte dezimiert hatten.

Zu den Glanzlichtern der Arbeit zählen zweifellos die biographischen Studien, wobei vor allem
die Hexenjagd aus der Perspektive der dörflichen Verfolger und nicht aus der der verfolgenden Gerichte
betrachtet, nicht unbedingt neue Erkenntnisse zutage fördert, aber doch Bekanntes sehr plastisch
vor Augen führt.

Bevölkerungswachstum und Besitzzersplitterung, in Realteilungsgebieten unauflöslich miteinander
verquickte Erscheinungen, hatten die bäuerliche Welt am Ende des 18. Jahrhunderts an die
Grenzen ihrer wirtschaftlichen Logik geführt. Einen - im Wortsinn - Weg aus der Not bot der Hausierhandel
, der das Leben der Hausbewohner wie der Junginger insgesamt im 19. Jahrhundert prägte
, Alltagskultur und Familienleben veränderte. Hiervon kündet nicht zuletzt der seit 1549 erste

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