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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1997/0025
Tirol in Schwaben

halb Wochen zuvor, vor ihrem Weggang nach Deutschland, noch miteinander verlobt hatten32
.

Auffallend ist an den meisten Zielorten eine gewisse Schwerpunktbildung von Zuwande-
rern aus bestimmten Herkunftsgebieten. In Bingen tauchen besonders häufig Zuzügler aus
dem Landgebiet des katholischen Schweizerortes Luzern und hier zumal das bereits genannte
Großdietweil sowie mehrfach auch Pfäfers bei St. Gallen und das Umland des vorarlbergischen
Bregenz auP3. Nach Veringendorf sodann verheiraten sich in der Mitte der 1670er Jahre
innerhalb nur weniger Jahre gleich vier Frauen aus Oberna, hinter dem sich trotz der Zuordnung
zur gräflich-truchsessischen Herrschaft Turmentingen wohl das zur Herrschaft Kallenberg
gehörende und zu dieser Zeit in waldburgischem Pfandbesitz befindliche Obernheim bei
Meßstetten verbirgt. Nachdem sich 1674 zunächst der Veringendorf er Müllersohn, Bierbrauer
und Bäcker Matheus Fauler seine Frau, eine Gastwirtstochter, aus Oberna geholt hat, stehen
zwei Jahre später gleich drei Hochzeiten von Veringendorfer Männern, darunter interessanterweise
nun auch der verwitwete alte Müller, mit Frauen aus Obernheim an, die offenbar allesamt
aus wohlhabenden Familien stammen und mit guten Mitgiften versehen nach Veringendorf
kommen34. Deutliche Schwerpunkte bei den Herkunftsorten lassen sich auch bei den
nach dem Dreißigjährigen Krieg in die Reichsstadt Pfullendorf und den zugehörigen ländlichen
Pfarrbezirk strömenden Zuwanderern feststellen: Hier sind besonders häufig der Thur-
gau mit den Orten Heiligkreuz, Sulgen, Will und Wuppenau sowie Vorarlberg mit Bludenz,
Bregenz, Feldkirch, Frastanz und Rankweil vertreten35.

Durchgehend läßt sich sodann die Niederlassung der Zuwanderer in Orten und Territorien
ihrer Konfession beobachten36. Es sind damit ganz überwiegend Emigranten aus den katholischen
Schweizerorten sowie aus den gleichfalls altgläubigen habsburgischen Alpenländern und
aus Bayern, die sich in den Territorien an der Oberen Donau ansiedeln, während die reformierten
Schweizer vorrangig in das benachbarte lutherische Altwürttemberg strömen. Die wenigen
Protestanten, die sich gleichwohl in katholischen Gebieten niederlassen und auf Dauer
dort bleiben wollen, wechseln unter mehr oder minder massivem Druck von Nachbarschaft,
Kirche und Obrigkeit mit ganz wenigen Ausnahmen alsbald ihre Konfession. Im Binger Totenbuch
beispielsweise ist unter dem 28. Dezember 1675 der Tod von Samuel Gauder aus der
Schweiz vermerkt, der bereits vor längerem seiner calvinischen Häresie (abiurata ... haeresisua
calviniana) abgeschworen habe und nunmehr, mit allen heiligen Sakramenten versehen, fromm
in Gott entschlafen sei37. Obwohl man keine Ursach hat, die Graf/schafft mit noch mehrern armen
Leithen zuebesetzen, nimmt die Sigmaringer Regierung 1676 den aus Nussbaumen bei
Stein am Rhein stammenden und bereits seit 15 Jahren im unteren Laucherttal als Knecht in
Diensten stehenden Adam Eisele unter anderem auch deshalb als Untertan und Bürger in Veringendorf
an und willigt in seine Heirat mit einer dortigen Witwe ein, weil er die zwinglische
Religion zugunsten der katholischen verlassen habe und darin zu verharren begehre38.

32 Binger Kirchenbuch 1636-1700 (wie Anm. 6), Ehebuch, Eintrag v. 21. 1.1659.

33 Nennungen von Großdietweil z.B. im Binger Kirchenbuch 1636-1700 (wie Anm. 6), Eheregister v.
21. 1. 1659,23. 1. 1661 und 30. 7. 1673, von Pfäfers unter dem 11.4. 1660 und 8. 1. 1673, von Bregenz und
Umgebung am 23. 11. 1665, o.T. o.M. 1683,25. 11. 1687 und 27.3. 1689.

34 Amtsprotokolle der Grafschaft Sigmaringen 1673-1676 (wie Anm. 22), Eintrag v. 6. 3. 1674, fol. 42vf.,
1676-1680 (StAS Ho 80 Bd. 2 Paket 228), Eintrag v. 20. 10.1676, fol. 7vf; Rechnungen der Grafschaft Ver-
ingen samt zugehörigen Dorfschaften aller derselben Einnahmen und Ausgaben an Geld 1673/74 u.
1676/77 (FAS NVA 31773).

35 Johann Schupp: Die Einwanderung aus den Alpenländern in den Pfullendorfer Pfarrbezirk
1600-1800. In: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung 65. Heft (1938),
S. 86-107.

36 Allg. hierzu G. Franz (wie Anm. 2), S. 75f.

37 Binger Kirchenbuch 1636-1700 (wie Anm. 6), Sterbebuch, Eintrag v. 28. 12. 1675.

38 Amtsprotokoll der Grafschaft Sigmaringen 1673-1676 (wie Anm. 22), Eintrag v. 30. 6. 1676, fol. 45vff.

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