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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1997/0064
Eugen Baacke

ders bei interkulturellen Begegnungsseminaren, die sich mit konkreten Kommunikationsund
Interaktionssituationen befassen. Folgende Merkmale können dabei festgehalten werden:

1) »Interkulturelle Begegnungen verfolgen einen >Ethnizitätsansatz<. Begegnungen zwischen
Menschen verschiedener Kulturen ermöglichen es, daß ethnische Differenzen überhaupt
wahrgenommen und mit den jeweiligen unterschiedlichen kulturellen und gesellschaftlichen
Orientierungs- und Deutungsmustern interpretiert und akzeptiert werden...

2) Damit besitzen interkulturelle Begegnungen auch einen ideologiekritischen Gehalt.
Dichotomien des Einteilens von Menschen in >wir< und >die Anderen< werden hinterfragt und
problematisiert...

3) Zur Morphologie interkultureller Bildung gehören auch biographische und emotionale
Komponenten. Begegnungen können nicht ausschließlich auf einer kognitiven und rationalen
Ebene erfolgen. Vielmehr sind interkulturelle Begegnungen auf die Reflexion der eigenen Gefühle
- die oftmals quer zu kognitiv vermittelten Einsichten liegen können - angewiesen.

4) Interkulturelle Begegnungen beinhalten auch diskursive Elemente. Konflikte zwischen
sich begegnenden Kulturen und Ethnizitäten sind unter dem Aspekt ihres kreativen Potentials
aufzugreifen. Die Position des Kulturrelativismus - alle Kulturen seien als gleichwertig zu betrachten
- läßt sich in alltäglichen Konfliktsituationen nicht aufrechterhalten. Gefordert ist
das Aushalten von Konflikten, das Aushalten von dissonanten Perspektiven«...18.

Die Seminarreihe »Cafe International« wird als Beispiel interkultureller Bildungsarbeit
vorgestellt und ist Beleg für eine der überparteilichen Information und Aufklärung verpflichteten
politischen Bildung, die durch dialogische und emotionale Ansätze im Verbund mit
kreativen und handlungsorientierten Methoden versucht, politische und soziale Strukturdefizite
abzubauen19.

Politische Bildung für Inländer und Ausländer zielt als notwendig interkulturelle Erziehung
auf einen Prozeß kulturell unterschiedlicher Menschen, gemeinsam von- und miteinander
zu lernen. Dabei stehen folgende Ziele im Vordergrund: Sich kennenlernen; Dialogfähigkeit
entwickeln; Gemeinsame Interessen erkennen; Probleme sehen und sprachlich umsetzen;
Handlungsstrategien entwickeln.

Nach Hohmann orientiert sich interkulturelle Pädagogik an einer »Trias von Zielbegriffen
«20:

(1) Der Begegnung mit anderen Kulturen;

(2) Der Beseitigung von Barrieren, die einer solchen Begegnung entgegenstehen;

(3) Dem Herbeiführen von kulturellem Austausch und kultureller Bereicherung;

Damit haben wir aber weder den Königsweg der Pädagogik gefunden noch die Probleme einer
sich abzeichnenden multikulturellen Gesellschaft gelöst. Mit Henkenborg ist vor einer
unkritischen Euphorie zu warnen: Interkulturelle Erziehung kann die Probleme einer multikulturellen
Gesellschaft nicht lösen. Weder die Idee der multikulturellen Gesellschaft noch die
Idee interkultureller Erziehung taugen als idealisierte Zauberformeln, mit denen sich die in
modernen Einwanderungsgesellschaften heranreifenden Probleme bewältigen lassen. Sie
transportieren und erzeugen nicht nur sinnvolle Projekte kultureller Pluralisierung und Individualisierung
, sondern ebenso auch kaum auflösbare Fragen, Spannungsverhältnisse, Konflikte
, Widersprüche und Paradoxien. Dennoch sind die Probleme einer multikulturellen Gesellschaft
ohne interkulturelle Erziehung wohl auch nicht zu lösenn.

18 Ebd. S. 32/33.

19 Ebd. S. 33-37.

20 Manfred Hohmann: Interkulturelle Erziehung - eine Chance für Europa? In: Ein Europa für Mehrheiten
und Minderheiten. Diskussionen um interkulturelle Erziehung. Hg. von Manfred Hoh-
mann/Hans H.Reich. 1989. S. 16.

21 Henkenborg (wie Anm. 16) S. 27.

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