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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1997/0067
PETER THADDÄUS LANG

Der süddeutsche Weltklerus im 16. Jahrhundert

Für meinen Bruder

Prof. Dr. theol. Bernhard Lang

Wer um 1500 in den geistlichen Stand eintreten wollte, der mußte zwei Voraussetzungen erfüllen
, die beide ein bezeichnendes Schlaglicht auf das Selbstverständnis des Klerus in jener Zeit
werfen. Gemeint sind zum einen die erforderlichen und abgeprüften theologischen Kenntnisse
, zum anderen ist dies der Weihetitel.

Die theologischen Kenntnisse hielten sich in sehr bescheidenen Grenzen. Der Prüfling
mußte die lateinische Grammatik nur insoweit beherrschen, daß er die beim Gottesdienst gebrauchten
Worte richtig aussprechen konnte und den wörtlichen Sinn dessen verstand, was er
las. Des weiteren mußte er Bescheid wissen über Form, Materie und richtige Spendungsweise
der Sakramente. Außerdem sollte er die Grundregeln des Glaubens kennen wie auch den Unterschied
zwischen Sünde und Nicht-Sünde1. Dazuhin hatte der Kandidat mit dem Meßritus
vertraut zu sein und über die Grundlagen der Gesangskunst zu verfügen.

Die gestellten Anforderungen beschränkten sich demnach auf das Elementarste. Daraus erkennen
wir unzweideutig das Priesterbild jener Zeit: Gefordert war nicht der akademisch gebildete
Theologe und Seelsorger unserer Tage, sondern der praktisch-handwerklich orientierte
Sakramentenverwalter2.

Das hierfür notwendige Rüstzeug konnte sich der Berufene auf mehrfache Weise beschaffen.
Am weitesten verbreitet war eine Art Lehrverhältnis im Hause eines Pfarrers oder Kaplans. Neben
dem lateinischen Elementarunterricht wurden dort die Formen der Sakramentenspendung
und die Feier des Meßritus praktisch vermittelt. Die Qualität dieser Ausbildung hing natürlich
von den einschlägigen Kenntnissen des ausbildenden Priesters ab.

Daneben bestand die Möglichkeit des Schulbesuchs an den Domschulen, an den Stifts- und
Klosterschulen sowie an den städtischen Lateinschulen3.

Auf das ebendort vermittelte Wissen bauten die Universitäten auf. Wieviele Priester und
Priester-Aspiranten zur Alma Mater fanden, läßt sich aus den Universitätsmatrikeln erheben.
Im Bistum Konstanz beispielsweise waren zwischen 1451 und 1500 pro Jahr 92 zukünftige

1 Friedrich Wilhelm Oediger: Um die Klerusbildung im Mittelalter. In: Historisches Jahrbuch 50
(1930), S. 145-188. - Albert Braun: Der Klerus des Bistums Konstanz im Ausgang des Mittelalters. Frei-
burg/Br. 1938, S. 99f. - Franz-Cuno Ingelfinger: Die religiös-sittlichen Verhältnisse im heutigen Württemberg
am Vorabend der Reformation. Stuttgart 1939, S. 49.

2 Ingelfinger (wie Anm. 1), S. 48. - Peter Thaddäus Lang: Würfel, Wein und Wettersegen. Klerus und
Gläubige im Bistum Eichstätt am Vorabend der Reformation. In: Volker Press/Dieter Stievermann
(Hg.): Martin Luther - Probleme seiner Zeit (Spätmittelalter und Frühe Neuzeit Bd. 16). Stuttgart 1986,
S. 219-243, hier S. 229.

3 Braun (wie Anm. 1), S. 79-91. - Ingelfinger (wie Anm. 2), S. 50. - Peter Schmidt: Die Priesterausbildung
. In: Elmar Kuhn/Eva Moser u. a. (Hg.): Die Bischöfe von Konstanz Bd. I: Geschichte. Fried-
richshafen 1988, S. 135-142, hier S. 135.

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