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Peter Thaddäus Lang
geistlichen Mentor haben könne. Wenn sie überhaupt einmal beichteten, dann hatte dieses
Unternehmen häufig ein wallfahrtartiges Ausmaß.
Durch das energische Drängen der Kirchenleitung verdoppelte sich indes die Beichtfrequenz
innerhalb weniger Jahre und stieg von zwei- bis dreimal per annum auf sechs- bis achtmal
. Mit zunehmender Beichthäufigkeit mußte sich zwangsläufig die geographische Distanz
zum Beichtvater verringern.
Dabei ist eine Art Beliebtheits-Skala in Umrissen erkennbar: Hoch in der Gunst klerikaler
Beichtkinder standen Franziskaner und Dominikaner, gefolgt von allen anderen Orden, die
über Niederlassungen verfügten in der Reichweite der jeweiligen Pfarreien. Die Amtsbrüder
aus den eigenen Reihen waren hingegen weniger gefragt51.
Wenig später dann richteten die Würzburger Visitatoren ihr Augenmerk auf den Bücherbestand
in den Pfarrhäusern, wobei sie ihre Meßlatte denkbar niedrig anlegten - »zu wenig«
bedeutete: sieben Bücher und darunter.
Trotzdem kommt bei ihrem Resultat keineswegs Freude auf: Im Landkapitel Gerolzhofen
gehörten drei Viertel der Visitierten in diese traurige Kategorie; viele besaßen nicht einmal eine
Heilige Schrift; im Landkapitel Mergentheim bestand die größte Pfarrhausbibliothek gerade
aus armseligen zehn Büchern. Ihrem Inhalt nach handelte es sich dabei überwiegend um exegetische
und homiletische Literatur aus dem 16. Jahrhundert52.
Damit aber haben wir das 16. Jahrhundert schon längst verlassen. Es wird jedoch an diesem
Punkt gewiß schon deutlich geworden sein, daß die Reformen in der Kiliansdiözese mit System
und mit großer Energie angegangen wurden, wobei der Erfolg nicht ausblieb.
Freilich darf die Würzburger Entwicklung nicht verallgemeinert werden, denn es handelt
sich hier um einen geradezu musterhaften Zustand. Am anderen Ende der Skala mag - unter
anderen - vielleicht das Bistum Konstanz stehen. Dort wurde zwar auch seit 1574 visitiert, der
Erfolg ließ am Jahrhundertende indes noch auf sich warten53.
In jedem Falle aber ist festzuhalten: Um 1600 hatte das Räderwerk der tridentinischen Reform
überall seine Tätigkeit aufgenommen; die Talsohle der Reformationszeit war definitiv
durchschritten.
51 Lang: Gerolzhofen (wie Anm. 41), S. 250f. - Ders.: Mergentheim (wie Anm. 47), S. 150f.
52 Johannes Meier: Karlstadt (wie Anm. 48), S. 91 f. - Lang: Mergentheim (wie Anm. 45), S. 150. -
Ders.: Gerolzhofen (wie Anm. 41), S. 251.
53 Jörn Sieglerschmidt: Der niedere Klerus um 1600. Eine vergleichbare Untersuchung am Beispiel des
Landdekanats Engen. In: Elmar Kuhn/Eva Moser u. a. (Hg.): Die Bischöfe von Konstanz Bd. I: Geschichte
. Friedrichshafen 1988. S. 110-124. - Peter Thaddäus Lang: Die Statuten des Landkapitels Ebingen
aus dem Jahre 1755. In: Freiburger Diözesan-Archiv 113 (1993) S. 177-199.
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