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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1997/0077
HANS ALBRECHT OEHLER

Vierzehn Apostel und Vierzehn Nothelfer.

Zu Andreas Meinrad von Ows Sigmaringer Deckenfresko Mysterium der Kirche

Dreimal in seinem Malerleben hat Andreas Meinrad von Ow in großformatigen und figurenreichen
zentralen Deckenfresken Bilder der himmlischen Herrlichkeit gegeben: am Anfang
seiner Karriere um 1750 in Pfullendorf, auf dem Höhepunkt seiner gestalterischen Kraft
1758/59 in Sigmaringen und noch einmal als Spätwerk 1773 in Meßkirch. In Pfullendorf ist es
eine - allerdings heute grausam übermalte - Marienkrönung, in Meßkirch die Glorie des Kirchenheiligen
St. Martin, nur in Sigmaringen tat sich die Nachwelt schwer mit der Bestimmung
des theologischen Programms und damit auch mit der Namensgebung. Nach der einzigen
früheren Andreas Meinrad von Ow-Monographie, bei Auguste Wagner-Würz, zeigt das Bild
Maria als Königin der Märtyrer'1. Der Schneiische Kirchenführer von 1937, für den der Begründer
der Reihe, Hugo Schnell, selbst mit als Autor zeichnete, stimmt darin mit ihr überein2
, stellt das Bild aber zugleich in den Gedankenkreis des himmlischen Jerusalems und fügt
lakonisch an: Die 14 Nothelfer sind auch vertreten. Darauf werden wir zurückkommen. Die
Neubearbeitung des kleinen Kirchenführers sieht zwanzig Jahre später eine gewaltige »Schau
der Triumphierenden Kirche^. Damit verwendet der neue Verfasser, Manfred Hermann, allerdings
eine Formulierung, die er ebenso auf die St. Martins-Glorie in Meßkirch angewandt
hat4. Man sollte in ihr hier also eher ein Wort bewundernder Beschreibung als den Versuch einer
präzisen Charakteristik des Sigmaringer Programms sehen. Der Katalog der Sigmaringer
Jubiläumsausstellung für Andreas Meinrad von Ow von 1992 brachte dann im Beitrag von
Wolfgang Urban einen Bildtitel, der die Fülle des Gebotenen abzudecken versucht. Er schlug
dafür vor: das Mysterium der Kirche5. Mit diesem Bildtitel wird man leben können. Aber auch
Urbans umsichtige Deutung des großen Bildes kann nicht das letzte Wort sein. Das komplizierte
Bildprogramm gab und gibt immer noch Rätsel auf. Für einige davon soll versucht werden
, die richtigen Lösungen zu finden.

Das Abendmahlsbild des Andreas Meinrad von Ow im Sigmaringer Chor ist im Ganzen6,
das Mysterium der Kirche im Langhaus derselben Kirche in einzelnen Figurengruppen vom
Vorbild Paul Trogers beeinflußt. Das hat Alois Beck vor zwanzig Jahren nachgewiesen7. Der

1 Auguste Wagner-Würz: Meinrad von Ow. Hechingen 1936, S. 35.

2 Pfarrer Norbert Beuter und Hugo Schnell: Sigmaringen. München 1937, S. 14.

3 Manfred Hermann: Sigmaringen Pfarrkirche St. Johann Ev. Schnell Kunstführer Nr. 209. 2. A. 1976.

4 Manfred Hermann: Stadtkirche St. Martin in Meßkirch. Schnell, Kunstführer Nr. 122. 4. A. 1977.

5 Wolfgang Urban: Theologische Ästhetik und Bildbedeutung in den Fresken des Andreas Meinrad
von Au in Wald und Sigmaringen. In: Eugen Buri und Ingeborg Maria Buck (Hg.): Andreas Meinrad
von Au 1712-1792. Katalog. Sigmaringen 1992 , S. 96.

6 Ingeborg Maria Buck: Die künstlerische Entwicklung des Andreas Meinrad von Au. In E. Buri und
I. M. Buck (wie Anm. 5), S. 39 und Hans Albrecht Oehler: Großbayer und die Maler. In: ZHG 29
(1993), S. 87 ff.

7 Alois Beck: Die Vorlagen des Meinrad von Au für die Deckenfresken im Schiff der Pfarrkirche St. Johann
Ev. In Sigmaringen in: ZHG 13 (1977), S. 149-151.

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