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Vierzehn Apostel und vierzehn Nothelfer
Abb. 6
Ausschnitt aus Abb. 4:
Judas Thaddäus
bis heute oft zu wenig bekanntes12 - Attribut, das ihn besonders auszeichnet. Er ist nun oft
nicht mehr, wie auf mittelalterlichen Apostel-Darstellungen, durch sein Marterinstrument gekennzeichnet
, sondern durch ein Medaillon mit dem Christus-Bild, dem »Abgarbild«, das er
nach der ostkirchlichen Legende im Auftrag Jesu zu dem Heilung suchenden König von
Edessa gebracht haben soll13. In Haigerloch trägt er es am blauen Band vor der Brust (Abb. 6).
Es ist zwar sehr groß, aber in der blassen Malerei an der Kirchendecke doch eigentlich nur
schwer zu erkennen. Der Thaddäus in Sigmaringen folgt dem Haigerlocher Vorbild, ebenso
wie die Gestalten des Johannes und Jakobus. Physiognomie und Lockenhaar ähneln sich.
Doch hier hat der Heilige das heilkräftige Christusbild im metallgefaßten Medaillon mit dem
Ring vom Band genommen und stellt es deutlich zur Schau.
Judas Thaddäus ist in Sigmaringen in die Grundlinie des Dreiecks aus Pietä, Johannes und
Petrus eingeschrieben und bringt das Jesus-Bild in die Mittelachse des Bildes ein, die Achse,
auf der weiter unten Fides-Ecclesia den Kelch mit der strahlenden Hostie ausstellt. Seine Ge-
12 Joseph Braun: Tracht und Atttribute der Heiligen in der deutschen Kunst. Stuttgart 1943. Sp. 389-91.
Das Standardwerk nennt sechs (!) Attribute, nicht aber das Mandylion. Das Lexikon der christlichen Ikonographie
führt mit den Stichworten Asgar, Mandylion und Judas Thaddäus weiter.
13 Lexikon der christlichen Ikonographie. Bd. 1. Sp. 18f. und Bd. 8. Sp. 427.
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