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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1997/0084
Hans Albrecht Oehler

stalt gewinnt an dieser Stelle ein so starkes und vielleicht unerwartetes Gewicht, daß man begreifen
kann, daß sie mißverstanden wurde, daß man einen »Mann mit dem Spiegel« in ihr sah
und entsprechende theologische Erwägungen daran anknüpfte14. Schließlich gibt es ja genug
bedeutsame Spiegelungen in barocken Deckenfresken. Gottfried Bernhard Göz hat der Caritas
, die zu Füßen Marias über dem Birnauer Altarraum schwebt, sogar tatsächlich einen echten
Spiegel beigegeben. Durch den kann sich der Andächtige im Kirchenraum sozusagen in
den Kuppelraum über sich hineinspiegeln, so wie bei der Weihe der neuen Kirche Pater Sebastian
Sailer mit dem Thema seiner Festpredigt »die Straße in die Kuppel dieses marianischen
Ehrengebäudes ausgezogen« fand15. Jener Spiegel in Birnau hilft dem Wallfahrer, teilzuhaben
an dem Gnadenstrahl. Der geht im Bild vom noch ungeborenen Jesuskind aus, trifft auf diesen
Spiegel, der ihn nach unten weitergeben soll.

Hier in Sigmaringen ist die Situation viel einfacher. Der Vergleich mit dem Haigerlocher
Vorbild, mit den sechs Herrenbrüdern im Querhaus dort, zeigt es klar. Kein Spiegel-Halter,
sondern Judas Thaddäus ist hier dargestellt, der gegen Ende des 18. Jahrhunderts sozusagen
neu entdeckte »Patron in schweren Anliegen«16.

Lassen wir nun unseren Blick noch einmal über die Vierzehner-Schar der Apostel unseres
Bildes schweifen, so erkennen wir - jeweils von innen nach außen gehend - die folgenden
Apostel:

in der linken Gruppe:

Johannes der Evangelist mit dem Kelch,

Jakobus der Ältere mit Pilgerstock und -hut,

Bartholomäus, entblößt mit dem Schindemesser,

Barnabas (vor ihm) ohne Attribut,

Simon Zelotes mit der Säge,

Matthäus mit dem Engel,

in der Mitte

Judas Thaddäus mit dem Abgar-Mandylion,

in der rechten Gruppe:

Petrus mit Kreuz und Schlüsseln,

Paulus mit dem Schwert,

Andreas mit dem Schrägkreuz,

Thomas mit der Lanze,

Matthias (vor ihm) mit dem Beil,

Philippus mit dem Kreuz,

Jakobus der Altere mit dem Walkerbogen.

DIE SIGMARINGER VIERZEHN NOTHELFER

Schon Bruno Schnell und Pfarrer Norbert Beuter haben in den drei weiblichen Heiligen, die
unter einem Stück blauen Himmels eher hinter als unter dem Triumphportal Platz genommen
haben, »die hl.3 Madin, Katharina, Barbara und Margareth« erkannt. Außerdem benannten sie
Fidelis, Meinrad, Florian und Eustachius, von denen mindestens der letzte zum festen Bestand
der Gruppe der Vierzehn Nothelfer zählt. Wolfgang Urban hat die ganze Heiligengruppe
rechts vom Tor, bei deren Komposition sich Andreas Meinrad von Ow an Paul Trogers
Hauptfresko im Brixener Dom orientierte, mit ihren elf Gestalten benannt: Fidelis, Meinrad,

14 W. Urban (wie Anm. 5), S. 100. Hubert Hosch hat in seiner Besprechung des Sigmaringer Kataloges
(vgl. Anm. 5) in der Zeitschrift für die Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung, Heft 111, 1993,
S. 233 die zentrale Gestalt der Apostelreihe schon als Judas Thaddäus erkannt.

15 Hans Albrecht Oehler: Sebastian Sailer. Marbacher Magazin 76. 1996, S. 24f.

16 Otto Wimmer: Handbuch der Namen und Heiligen. Innsbruck u. a. 1956, S. 272.

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