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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1997/0095
Hundert Jahre Hohenzollerische Landessammlung

Kopf herumspukte?

Der Umzug der Sammlung ist in den Akten so dicht und spannend zugleich überliefert,
daß ich ihn gerne etwas ausführlicher schildern möchte9. Schon am 27. Juli 1919 fand im »Museum
« in Hechingen eine Versammlung von 31 nicht näher genannten Herren statt, die über
eine Unterbringung der Kunstgegenstände in Hechingen berieten. Als potentielles Museumsgebäude
stand zunächst die Schranne in der Kaufhausstraße zur Debatte. Die Stadt wollte das
Gebäude mit Zuschüssen des Landesausschusses für museale Zwecke ausbauen. Als weiteren
Standort bot die Stadt Hechingen noch im selben Jahr das Rathaus an. Gegen dieses Angebot
wehrte sich Konservator Laur jedoch vehement, weil er befürchtete, der Bürgermeister wolle
dort nur einige repräsentative Stücke als »Dekoration« ausstellen, während der größere Teil
der Sammlung weiterhin schlecht und unzugänglich gelagert würde.

War der Standort Burg Hohenzollern von verschiedener Seite schon von Anfang an lanciert
, aber jeweils wieder verworfen worden, weil auch der Fürst in Sigmaringen eine Unterbringung
der Sammlung auf dem Stammschloß seiner Familie nicht für gut hielt, so wurde
doch im Laufe des Jahres 1920 der Ruf nach dem Zoller immer lauter. Als auch Laur in einer
Sitzung vom 2. August 1920 wegen der nicht befriedigenden Lösungen in Hechingen für eine
Unterbringung auf der Burg plädierte, schlug die Stimmung um. Eine Anfrage beim Reichsschatzminister
in Berlin brachte schließlich den Durchbruch. Ende des Jahres 1920 stand einer
Überführung der Hohenzollerischen Landessammlung von Sigmaringen aufs Stammschloß
der Hohenzollern nichts mehr im Wege.

Es waren nur noch - modern ausgedrückt - logistische Probleme zu lösen. Klar war: Die
empfindliche Fracht sollte mit der Hohenzollerischen Landesbahn von Sigmaringen nach Hechingen
transportiert werden. Problematisch waren nur die Anfahrt vom Landeshaus zum
Bahnhof Sigmaringen und die Bewältigung der sehr schwierigen Strecke vom Bahnhof Zoller
bei Hechingen auf die Burg. Es ist aus heutiger Sicht überaus interessant zu sehen, wie man
sich damals behalf. Überhaupt erhalten wir in dieser Gründungsgeschichte einen Einblick in
frühere Formen des Kultursponsoring durch die Wirtschaft. Für den Transport der zerbrechlichen
Kulturgüter vom Landeshaus zum Bahnhof stellten die Brauereien Frank in Laiz und
Graf in Sigmaringen je einen Lastwagen und Personal kostenlos oder jedenfalls kostengünstig
zur Verfügung. In gleicher Weise standen am Bahnhof Zoller Fahrzeuge von Textilfabrikant
Heinrich Maute in Bisingen und Schuhfabrikant Wolf in Stetten bei Hechingen bereit, um die
sensible Auffahrt zur Burg zu bewerkstelligen.

Die Überführung der Hohenzollerischen Landessammlung fand in den Monaten Februar
und März 1921 statt. Noch im März war die Aufstellung der Exponate in zwei Räumen des
sogenannten Wehrhauses vorläufig abgeschlossen, so daß an eine Eröffnung gedacht werden
konnte. Eine Sitzung der Denkmälerkommission und der Vertrauensmänner des Landeskom-
munalverbandes im April scheint eine Art Eröffnungsveranstaltung gewesen zu sein. Dort
wurde eine fünfköpfige Kommission zur Betreuung des Museums gewählt. Ein damals auf
dem Zoller logierender Major Bühler übernahm die Aufsicht und Führungen durch die
Sammlung. Nach dem Wegzug von Bühler 1924 wurden Betreuungsverträge mit den jeweiligen
Burgrestaurateuren abgeschlossen. Das Museum trug laut erhaltenem Stempelabdruck die
offizielle Bezeichnung »Hohenzollerische Landessammlung (Heimatmuseum)«.

Interessant erscheint ein Aspekt der »Öffentlichkeitsarbeit« von Konservator Laur, der am
23. Mai 1922 gezielt die Fabrikanten der Umgebung zu einer persönlichen Führung einlud
und bei dieser Gelegenheit um Unterstützung des Museums bat. Der jüdische Unternehmer
Carl Loewengard aus Hechingen, dessen Name sich später leider noch auf ganz tragische Weise
mit der Geschichte der Hohenzollerischen Landessammlung verbinden sollte, trat hier erstmals
als Förderer in Erscheinung und zeichnete spontan 2000 Mark.

Der Besuch des Museums wird von den Verantwortlichen in den ersten Jahren durchweg

9 StAS Ho 310 Nr. 1034 Fasz. Hohenz. Landeskommunalverband - Landessammlung 1919-1926.

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