Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1997/0098
Casimir Bumiller

Landessammlung bilden sollten und noch heute zu den Glanzstücken des Museums gehören,
scheint mir ein kleiner Exkurs über diesen hohenzollerischen Meister der späten Renaissance
angebracht14.

Joachim Taubenschmid war um 1570 als Sohn eines Schreiners in Hausen i.K. geboren. Er
lernte in der Werkstatt Esaias Grubers in Lindau die Bildhauerei. Seit 1591 wirkte er in Hechingen
, dort war er auch zweimal verheiratet. Sein letztes datierbares Werk ist das schon erwähnte
Steinhofener Kruzifix von 1616. Gegen 1620 dürfte er gestorben sein. Joachim Taubenschmid
arbeitete gelegentlich mit seinem Bruder Zachäus, der ebenfalls das Bildhauerhandwerk
erlernt hatte, der aber ansonsten in Hechingen eine Gastwirtschaft betrieb. Beide
Brüder sind in den Jahren 1609/10 nachgewiesen in der Jesuitenkirche in Konstanz und am
Hochaltar der Haigerlocher Schloßkirche.

Joachim Taubenschmids Sternstunde schlug, als er 1591 neben seinem Meister Esaias Gruber
in das Bau- und Kunstprogramm des Grafen Eitelfriedrich von Hohenzollern-Hechingen
einbezogen wurde. Seit etwa 1580 entstand die große vierflügelige Anlage des Hechinger
Stadtschlosses im Stil der Renaissance. Am Glanzstück des Schlosses, seiner Hofkapelle und
dem dort geplanten Hochaltar arbeiteten verschiedene bekannte Bildhauer, so Virgilius Moll
aus Uberlingen und Esaias Gruber. Der einzige heimische Künstler, der an die hochstehende
Qualität dieser Meister Anschluß fand, war Joachim Taubenschmid. Dieser lieferte einzelne
Werke für den beinahe 12 Meter hohen Altar, unter anderem einen Hl. Johannes Evangelist,
der heute neben weiteren Teilen des Altars in der Pfarrkirche Jungingen erhalten ist. Das
wichtigste selbständige Werk Taubenschmids bilden die ebenfalls für die Hofkapelle bestimmten
Kreuzwegstationen aus dem Jahr 1596, die heute noch im Städtischen Museum Hechingen
erhalten sind. Diese Teile der Kreuzwegstationen meinte Laur, als er um 1920 vom bevorstehenden
Erwerb der Taubenschmid-Plastiken sprach. Wenn man sich die Arbeiten anschaut,
versteht man unmittelbar, warum Laur auf die Idee kam, auf dem Zoller eine Sonderausstellung
oder gar eine Sonderabteilung mit den Taubenschmid-Arbeiten zu organisieren. Zum einen
war Joachim Taubenschmid tatsächlich der einzige hohenzollerische Künstler der Zeit um
1600, der von überregionaler Bedeutung ist; er verdient es also durchaus, in einer Sammlung
hohenzollerischer Kulturgüter hervorgehoben zu werden. Zweitens ist von seinem Werk
trotz aller Fragmentierung soviel erhalten, daß seine Plastiken auch von der Größenordnung
her eine Sonderbehandlung im Museum rechtfertigen. Drittens spielt sein Werk eine zentrale
Rolle für die Rekontruktion der nicht erhaltenen Hechinger Hofkapelle und ihres Hochaltars,
so daß die Sammlung auch eine unermeßliche Bedeutung für die Renaissance-Forschung in
Hohenzollern hat.

Soviel zunächst zu den Bestandteilen und zur geschichtlichen und kunsthistorischen Bedeutung
der Hohenzollerischen Landessammlung. Verfolgen wir im weiteren die Geschichte
des Heimatmuseums auf Burg Hohenzollern bis zu ihrem Ende15.

Die Hohenzollerische Landessammlung bestand in der beschriebenen Form ohne größere
Veränderungen und ohne bedeutenden Zuerwerb bis zum Kriegsende 1945. Am 23. April
1945 wurde die Burg Hohenzollern von den Franzosen besetzt. Nach einer Bestandsaufnahme
wurde der Wert der Sammlung damals auf 32 630 Reichsmark geschätzt. Nachdem der

14 Maximilian Schaitel: Aus dem Leben und Schaffen der Bildhauer Taubenschmid. In: Hohenzollerische
Jahreshefte 7 (1940), S. 88-99; Walther Härdtle: Die Bildnerei in Hohenzollern um 1600. Ungedruckte
Diss. Tübingen 1941 (vgl. hierzu Walter Kaufhold: Die Bildnerei in Hohenzollern in der Zeit
um 1600. Eine ungedruckte Dissertation von Walter Härdtle. In: ZHG 6 [1970], S. 231-238); Otto Werner
: Von der Schloßkirche oder Hofkapelle in der Friedrichsburg zu Hechingen. In: Hohenzollerische
Heimat 36 (1986), S. 1-3.

15 Das folgende nach Städtisches Museum Hechingen, Ordner zur Geschichte des Städtischen Museums;
ferner StAS Ho 310 Landeskommunalverband, Bd. 2, Az. 320-01 (die Einsicht in diese der Sperrfrist unterliegende
Akte ist mir mit Erlaß der Landesarchivdirektion vom 26.1.1994, Az. 11-7512.1 gewährt worden
).

86


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1997/0098