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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1997/0099
Hundert Jahre Hohenzollerische Landessammlung

Fortbestand durch die französische Militärregierung im Grunde garantiert war, begann beim
Landeskommunalverband, der nach wie vor bestand und Eigentümer der Sammlung war, die
Diskussion um die Zukunft des Museums auf Burg Hohenzollern. Offensichtlich unter dem
Eindruck allzu großer Schwierigkeiten plädierte Heinrich Faßbender, der weiterhin als Verwalter
der Sammlung fungierte, im Mai 1947 vorübergehend für ihre Auflösung. Dennoch
wurde im Oktober 1948 mit Autorisation der Militärregierung das Museum wieder eröffnet.
Außer einer Modernisierung der vor- und frühgeschichtlichen Abteilung (neue Vitrinen)
scheint sich an Aufbau und Präsentation des Museums damals nichts geändert zu haben.

Einen bedeutenden Zuwachs erhielt die Landessammlung schließlich in den 50er Jahren,
als sie die sogenannte Sammlung Loewengard erwerben konnte. Wir haben den jüdischen Industriellen
Carl Loewengard (1872-1941) aus Hechingen schon im Zusammenhang mit der
Eröffnung des Museums auf Burg Hohenzollern erwähnt, wo er erstmals als Förderer der
Einrichtung in Erscheinung trat. Diese Unterstützung der Landessammlung kam nicht von
ungefähr. Loewengard hatte sich als heimatverbundene Persönlichkeit und als Liebhaber der
hohenzollerischen Geschichte eine private Bibliothek und Grafiksammlung mit Zollerana
aufgebaut. Diese Kunstsammlung erregte im Zusammenhang mit der Arisierung von Loewen-
gards Textilbetrieb im Jahr 1938/39 die Aufmerksamkeit der NS-Behörden. Sie ging damals
jedoch nicht, wie beabsichtigt, in den Besitz der Stadt Hechingen über, sondern wurde von
dem heimischen Unternehmer, der damals auch die Firma Loewengard erwarb, übernommen.
Erst nach dem Krieg hat dieser die Sammlung offensichtlich der Landessammlung angeboten,
in deren Besitz sie von 1954 an auftaucht. Offensichtlich handelte es sich hierbei aber nur um
die grafische Sammlung, noch nicht um die Loewengardsche Bibliothek. Nach einem Aktenvermerk
vom 30. September 1970 sind die Bücherbestände der Loewengardschen Sammlung
erst 1966 von der Hohenzollerischen Landessammlung käuflich erworben und in der Hohenzollerischen
Landesbank untergebracht worden. Ein Kaufpreis ist nicht erwähnt16.

Im Grunde genommen ist ja die Sammlung Loewengard mit ihren wertvollen Grafiken
und Büchern zu hohenzollerischen Themen in der Landessammlung wahrlich gut aufgehoben
. Nur ist die Art und Weise, wie sie der Sammlung einverleibt wurde, gelinde gesagt, anrüchig
. Dieses Kapitel hohenzollerischer Museumsgeschichte ist dementsprechend trotz gewisser
Anstrengungen von Otto Werner und von meiner Seite keineswegs erschöpfend aufgearbeitet17
.

Das »Aus« für das Heimatmuseum auf Burg Hohenzollern kam dann in den 60er Jahren.
Auf Drängen der Burgverwaltung, die das sogenannte Wehrhaus für die eigene Nutzung beanspruchte
, wurden seit 1962 Teile der Sammlung ausgelagert, 1965 wurde das Wehrhaus vollständig
geräumt. Nur die Sammlung Loewengard war noch im Jahr 1966 auf dem Zoller ausgestellt
, nämlich, wie der langjährige Nachfolger Laurs, Landeskonservator Walther Genzmer
(Konservator von 1934 bis 1967) schrieb, »im ehemaligen Schlafzimmer des deutschen Kronprinzen
«18. Seit 1968 war das meiste auf dem Dachboden der Hohenzollerischen Landesbank
zwischengelagert, während sich die Exponate der Vor- und Frühgeschichte bereits im Alten
Schloß befanden. Mit ihrer Aussiedelung auf verschiedene Lagerstätten in Hechingen begann
im Grunde genommen das bis heute andauernde Dornröschendasein der wertvollen Hohenzollerischen
Landessammlung.

Die »Vertreibung« der Sammlung aus dem »Paradies« der Hohenzollernburg zwang dem
Landeskommunalverband eine Debatte über ihren künftigen Standort auf. Bereits im Oktober
1970 hatte Bürgermeister Norbert Roth das Alte Schloß in Hechingen vorgeschlagen, wo

16 StASHo310,Bd.2,Az. 320-01.

17 Vgl. den Klärungsversuch von Otto Werner: Die Sammlung Loewengard (Ms. in der Hohenzollerischen
Heimatbücherei Hechingen L 289). Zur Arisierung der Sammlung Loewengard 1938/39 siehe StAS
Ho 235 I—VIII 340. Vgl. auch die in Anm. 15 genannten Akten.

18 StAS Ho 310, Bd. 2 Az. 320-01, Verzeichnis der Veduten aus der Sammlung Loewengard auf Burg Hohenzollern
von Walther Genzmer 1966. Vgl. Städtisches Museum Hechingen, Ordner Ältere Inventare.

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