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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1997/0121
»Es war wie überall, eben kleiner« - Französische Besatzung in Burladingen (1945-1948)

viele Stufen, geht es ziemlich tief hinunter. Von der Seite her und auch von vorne wäre das
schon ein Splitterschutz gewesen, aber wenn oben etwas drauf wäre, dann ,..«44.

Da in den öffentlichen Luftschutzräumen nicht genügend Platz für die gesamte Bevölkerung
vorhanden war, der Weg für die Kinder, Frauen und die älteren Leute zum Teil auch zu
weit gewesen wäre, ergriffen zahlreiche Burladinger die Initiative und bauten sich ihre Luftschutzkeller
selbst. »Dort, wo das Nachbarhaus steht, war ein Erdbunker. Den haben die
Nachbarn selbst bauen müssen. Sie haben ihn ausgegraben und innen mit Grubenholz abstützen
müssen. Und die sind dann auch wirklich zwei- oder dreimal in den Dinger hineingegangen
bei Fliegeralarm. Und der Eiskeller war auch vorgesehen, da ist ja ein tiefer Keller drin.
Aber jeder hat Angst gehabt, weil man ja gar nicht gewußt hat - das ist ein trockengemauertes
Gewölbe gewesen -, was da passiert wäre, ob das gehalten hätte«45.

»Wir haben so einen gewölbten Keller gehabt, in den wir beim Angriff oder beim Alarm -
Angriffe haben wir ja keine gehabt - gegangen sind. So während des Krieges haben wir
manchmal in den Keller müssen, wenn in Stuttgart ein Angriff war oder wenn hier Alarm gegeben
worden ist. Man hat während des Krieges nichts gekannt, als daß man in den Luftschutzkeller
mußte. Unser Nachbar hat damals in den Hang hinein solche Splittergräben gemacht
, und da sind dann die anderen Familien gewesen. Wir sind in unserem Keller geblieben.
Aber was hätte das genützt? Gott sei Dank ist nichts passiert«46.

Besonders gefürchtet waren die kleinen Gruppen von Jagdbombern, die im Tiefflug
Wohngebäude, Eisenbahnzüge und andere Fahrzeuge beschossen haben.

»Das Reisen mit dem Auto und der Eisenbahn war mit Lebensgefahr verbunden. Die auswärtigen
Schüler der höheren Schulen in Hechingen und Sigmaringen trauten sich nicht mehr,
die Bahn zu benützen und mußten dem Unterricht fernbleiben. Desgleichen wagten die Bauern
nicht mehr, mit dem Gespann das Feld zu bebauen. Schule zu halten war ein Risiko. Damit
nicht die ganze Schülerzahl in Gefahr kam, durften in Burladingen jeweils nur die Hälfte unserer
Schüler zu gleicher Zeit in der Schule anwesend sein. Bei Voralarm, der vom Landratsamt
etwa zehn Minuten vor Erscheinen der Flieger gemeldet wurde, verließen die Schüler sofort
das Schulgebäude, damit sie noch rechtzeitig nach Hause kamen. Im Frühjahr 1945 war
der feindliche Luftkrieg auf dem Höhepunkt angelangt. Das gesamte öffentliche Leben war
gelähmt. Kein Tag verlief ohne wiederholten Luftalarm. Besonders schauerlich war es, wenn
bei Nacht die Sirenen ihr Geheul ertönen ließen, und die Leute erschreckt und geängstigt im
Finstern nach den Luftschutzkellern eilten; Straßenbeleuchtung war verboten, und die Fenster
der beleuchteten Räume mußten dicht verhängt sein, damit kein Lichtstrahl nach außen
dringen konnte«47.

Ein ähnlicher, mit der vorhergehenden historischen Quelle weitgehend übereinstimmender
Eindruck des heimatlichen Kriegsgeschehens, das selbst in Landgemeinden Todesopfer
gefordert hat: »Im April 1945 nahmen die Angriffe der feindlichen Tiefflieger immer mehr zu,
so daß die Feldbestellung für die Leute sehr erschwert war. Vor allem wurden Fahrzeuge, die
sich motorisiert auf der Straße bewegten oder auch standen, angegriffen. Ein Kraftfahrer kam
dabei ums Leben. Bombenabwürfe auf die Gemeinde gab es nicht, so daß auch keine Gebäude
beschädigt wurden. Am letzten Tag gab es durch feindlichen Artilleriebeschuß geringe Schäden
an Wohnungen sowie Fensterzertrümmerungen durch eigene Artilleriebeschüsse«48.

Obwohl Burladingen ebenso wie die meisten ländlichen Gegenden vom Bombenkrieg verschont
geblieben ist, wurde im Herbst 1944 die Hohenzollerische Landesbahn beschossen

44 Interview mit Herrn A. am 22.1.1991.

45 Ebd.

46 Interview mit Frau E. am 15.5.1991.

47 Burladinger Heimatbuch, S. 114.

48 Chronik der katholischen Pfarrgemeinde Burladingen.

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