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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1997/0135
»Es war wie überall, eben kleiner« - Französische Besatzung in Burladingen (1945-1948)

Alle Gesprächspartner/innen rekonstruieren die Verhältnisse bei der Besetzung Burladingens
durch die Franzosen konkret und detailliert, lassen mit ihren Erinnerungen die Geschichte
wieder lebendig werden. »Also die Franzosen sind ja mit vielen Marokkanern einmarschiert
. Die Franzosen kamen bei uns das Ringingertal entlang. Da unten in Schlatt war
die Brücke gesprengt und dann sind die hinten herüber über Ringingen gekommen. Dann haben
sie ja auch noch arg geschossen. In der Nacht, in der sie hereinkamen und noch zwei Tage
vorher, da waren ja noch die deutschen Truppen hier. Deutsche Soldaten waren viele bei uns
im Ort. Die haben sich ja dann alle nach Riedlingen abgesetzt. Dann waren die weg, und dann
kamen die Franzosen so bei Nacht um vier Uhr.

Wir saßen alle im Keller und dann hat's da hinten geschossen und man hat auch die Einschläge
im Dach gehört, auch bei uns im Haus. Da lag nachher noch die Munition und alles
oben. In der Nacht, in der sie hereinkamen, saßen meine Schwester und ich in so einem kleinen
Vorratsraum, mein Vater und meine Mutter saßen vor der Tür. (...)

Als sie vom Ringingertal hereinkamen, kamen sie ja mit Panzern, also wahnsinnig. Um vier
Uhr, das weiß ich noch genau, da ist es losgegangen. Wenn man sich gewehrt, wenn man dagegen
geschossen hätte, dann wäre noch mehr passiert, dann wäre mehr kaputtgegangen. Dann
hätten sie natürlich hereingeschossen. So ist ja nicht viel kaputt gewesen. Aber wenn die Deutschen
das Feuer eröffnet hätten? Die haben sich in der Nacht zurückgezogen und haben, Gott
sei Dank, nicht mehr geschossen. Dann hat man eine weiße Fahne herausgehängt, ein Leintuch
, daß man sich ergibt. Es sind auch so ein paar tapfere Männer denen entgegengegangen
«115.

»Man hat eben nur noch ein paar gebraucht, die eben noch die weiße Fahne gehißt haben.
Das waren dann der Franz Betz und der Max Scheu. Die sind dann heraus und haben die
weißen Fahnen gehißt, daß Burladingen nicht verteidigt wird. Am Abend ist da draußen
(Richtung Hermannsdorf, d.V) noch die Flak gestanden, Flak und Kanonen und alles. Die haben
ja auch hereingeschossen gehabt. Da war zum Beispiel an der Fabrik Fauler verschiedenes
kaputt, und auch andere Häuser sind beschädigt gewesen. Aber heute würde man sagen, so
schlimm war's nicht. Hier ist keiner ums Leben gekommen«116.

»Am Tag vor dem Fidelistag, am 23. April war das dann, hat man am Abend schon hereingeschossen
. Also Einschüsse sind hier viele gewesen, aber verletzt ist niemand worden. Es ist
dann aber ganz schnell gegangen. Die haben am Abend vor dem Einmarsch noch einen oder
zwei Panzer abgeschossen, gerade die deutschen Soldaten. Und dann sind sie über Nacht ab,
morgens sind die deutschen Soldaten weg gewesen. Das ist ja auch noch das Pech gewesen,
daß die noch geschossen haben, sonst wären die Franzosen wahrscheinlich nie so über Burladingen
hergefallen! In Ringingen haben sie sieben oder acht Häuser angebrannt, die Marokkaner
haben sie angezündet, und diejenigen, denen sie gehört haben, haben nicht löschen dürfen.
Sie mußten zuschauen, wie ihre Häuser abbrennen. In der Beziehung ist es Burladingen an
und für sich gut gegangen«117.

»Aber sonst (außer den Vergewaltigungen, d.V.) ist ja beim Einmarsch nichts passiert,
außer der Splitterbombe, die in die Kirche ist. Morgens um sechs sind sie hereingekommen, sie
sind so in Schützenlinie die Eichhalde heruntergekommen. Sie sind von Talheim hergekommen
, auch durch den Wald. Wir waren die ganze Nacht im Keller, aber morgens, als die Franzosen
hereingefahren sind, ist man hinaus. Und kaum sind sie eine Stunde dagewesen, die Marokkaner
, mußte man sich schnell wieder verstecken«118. »Die Franzosen haben geschossen.
In Burladingen hat man sich nicht gewehrt, aber im Tal unten, in Talheim, da sind sie ja herauf-

115 Interview mit Frau F. am 16.4.1991.

116 Interview mit Herrn D. am 9.4.1991.

117 Interview mit Ehepaar E. am 15.5.1991.

118 Interview mit Frau B. am 18.2.1991.

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