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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1997/0153
»Es war wie überall, eben kleiner« - Französische Besatzung in Burladingen (1945-1948)

meinschaft stand und steht man einem anderen als dem üblichen, normgerechten Verhalten
eben ablehnend und zurückhaltend gegenüber. »Oh ja, es hat genug Verhältnisse gegeben. Wir
hatten auch einen im Quartier und der hat auch eine Freundin gehabt, eine Burladingerin, eine
verheiratete Frau. Man hat schon gewußt, wer so mit Franzosen ... Das war reine Liebe! Die
haben dann schon auch Zigaretten gekriegt, Kaffee und so etwas, aber sonst war das eben so
mehr oder weniger. Einer hat auch eine Burladingerin geheiratet, aber der war schon in der
Gefangenschaft hier«220.

»Freilich, sogar noch 48, als ich heimgekommen bin. Als ich heimgekommen bin, da war's
schon so weit, da haben die Frauen schon so gut französisch gesprochen, fast so gut wie
deutsch. Solch ein Verhältnis haben die Frauen schon gehabt, sogar verheiratete, nicht nur ledige
Frauen. So war das Verhältnis schon wieder zwischen Franzosen und Deutschen. Ich will
damit nur sagen, wie sich das geändert hat vom Feind zum Freund. (Herr E., d.V) Ich spreche
jetzt aus den Jugendjahren, was man uns dann noch erzählt hat. Gerade die vergewaltigten
Frauen haben nachher dann meistens noch Franzosen gehabt. Gerade die Frauen, die vergewaltigt
worden sind, seien dann auf die Franzosen richtig scharf gewesen. Es wird auch noch
andere gegeben haben. (Frau E.) Die Kinder, die nachher auf die Welt gekommen sind, sind alle
freiwillig gewesen. Da sind die Männer im Krieg gewesen, und ich weiß auch nicht. Und es
waren junge Mädchen dabei, die haben auch Männer gesucht. Schöne Kerle hat's dabei gehabt
bei den Franzosen. Die Frauen hatten keine Vergünstigungen, vielleicht Schokolade. (Herr E.)
Ja, da ist hier sogar ein Spruch herumgegangen: Mit Speck fängt man Mäuse und mit Schokolade
deutsche Mädchen. Der Spruch ist damals im Umlauf gewesen. Jetzt denkt man nicht
mehr daran, aber damals hat man schon ein bißchen auf sie geguckt. (Frau E.) Also da sind
freiwillig noch welche anno 48 hin, als ich heimgekommen bin. Es sind auch welche mit ihnen
nach Frankreich. Aber das sind dann keine französischen Soldaten mehr gewesen, sondern
solche Holzarbeiter, die hier gearbeitet haben. Da habe ich auch zu einer Burladinger Frau gesagt
, dein Mann ist bei mir in der Gefangenschaft gewesen. Und sie hat dann gesagt, ich solle
am Abend zu ihr kommen. Ich bin dann natürlich nicht hin. Erstens wäre ich schon deshalb
nicht hin, weil man gewußt hat, daß die laufend Franzosen hat, und zweitens hat ihr Mann sie
tatsächlich nicht interessiert. Die ist mit denen voll beschäftigt gewesen. (Herr E.)«221.

»Sie haben natürlich auch jeden Abend im Saal Tanz gemacht und da haben sie (die Franzosen
, d.V.) auch in Burladingen solche Frauen gehabt, die sie zum Tanzen und so hereingeholt
haben. Die Frauen sind freiwillig gekommen, die waren mit den Franzosen befreundet. Da
waren auch Frauen dabei, von denen der Mann im Krieg war. Die sind dann herübergekommen
zum Tanz, aber das war alles freiwillig. (Frau H., d.V.) Wie's eben ist, wenn eine Besatzung
irgendwo ist. Da gibt's schon Mädchen, die da hinterherspringen. (Herr H.) Ich bin da
nie hinüber in den Saal. Das hätte mein Schwiegervater nicht zugelassen. Da durfte ich gar nie
hinüber. Ich bin ab und zu hinten herumgelaufen und habe auch so ein bißchen geguckt, aber
dann ist mein Schwiegervater gleich gekommen: Rein, rein, rein! Da hast du nichts zu suchen.
Er hat immer gesagt, das sind lauter Huren, die da hinübergehen. (Frau H.) Ich sage ja, jemand
Rechtes ist da nicht hingegangen. Gerade wenn eine Besatzung da ist, ist da nichts Rechtes gekommen
. (Herr H.) Aber dann sind deren Männer wieder heimgekommen und dann war das
doch wieder akut. (Frau H.) Ein Herz und eine Seele! (Herr H.)«222 »Die Franzosen haben
auch ihre Liebschaften gehabt, die Offiziere, obwohl sie zu denen dann freiwillig gegangen
sind«223. »Bei uns kamen dann Franzosen in die Wohnung, die wurden einquartiert. Und da
sind dann gleich abends zwei deutsche Mädchen zu den Franzosen gekommen. Und mein Vater
hat immer gesagt: Die schmeiß' ich hinaus, sich da mit denen einzulassen. Aber man hat ja

220 Interview mit Frau F. am 16.4.1991.

221 Interview mit Ehepaar E. am 15.5.1991.

222 Interview mit Ehepaar H. am 16.5.1991.

223 Interview mit Herrn D. am 9.4.1991.

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