Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1997/0161
»Es war wie überall, eben kleiner« - Französische Besatzung in Burladingen (1945-1948)

die deutschen Soldaten haben ja dann gesehen, daß da Militärfahrzeuge standen und dann haben
sie's ja gewußt und konnten vorbeigehen«245.

2.3.3. »SIE HABEN GEHAUST WIE DIE VANDALEN«

Zusätzlich zu den Ubergriffen auf die Zivilbevölkerung bewegte die Burladinger Frauen und
Männer vor allem die Vielzahl an Plünderungen und Requirierungen von Privateigentum, die
in der anfänglichen Besatzungszeit von Marokkanern und Franzosen vorgenommen wurde.
»Nach dem Einzug der Panzerspitzen kamen Marokkaner, die zwei Tage furchtbar plünderten
und raubten. In erster Linie hatten sie es auf Hühner- und Hasenställe abgesehen, die sie
ganz ausraubten, soweit die Leute die Hühner nicht noch verstecken konnten. In den Häusern
raubten sie vor allem Uhren, Ketten, Schmuck, Geld und alles, was ihnen wertvoll erschien.
(...) Am Montag, den 14. Mai früh sieben Uhr brachte sich der Metzger X.Y. mit dem Schußapparat
, mit dem er die Tiere tötete, eine Verwundung bei, mitten auf der Stirne. Vor allem
konnte er das viele Rauben der Besatzungsbehörden nicht mehr ertragen. Er lebte in dem
Wahn, sein ganzes Hab und Gut werde ihm noch fortgetragen. In diesem Anfall von Schwermut
beging er seine Tat. Er starb gegen Mitternacht«246. »Soldaten durchsuchten die Wohnungen
nach abzuliefernden Sachen und Gegenständen. Heimlich schlichen sich die Marokkaner
von hinten her in die Wohnungen ein und durchwühlten die Schränke und Schubladen. Was
ihnen an Kleidern, Geld, Uhren, Schmucksachen in die Hände fielen, wurde mitgenommen.
Abends bereiteten sie sich von gestohlenen Kaninchen und Hühnern im Freien ein Mahl, oder
ließen es sich von irgendeiner geängstigten Hausfrau in der Küche zubereiten, wo es nach ihrer
Art ohne Messer und Gabel verzehrt wurde. Nicht selten wurden die Hausbewohner zu
dem Mahle eingeladen«247.

Für die Zubereitung der gestohlenen Beute, zur Errichtung einer entsprechend notwendigen
Feuerstelle wurden offensichtlich sogar diverse Zeitungsbände aus dem Rathaus verwendet
. »Die Marokkaner haben kurz nach dem Einmarsch - die dicken Zeitungsbände, die haben
ja ideal gebrannt, die haben auch eine Glut gegeben - im hinteren Schulhaus links ein offenes
Feuer gemacht und haben ihre Hammel gebraten, oder was sie gehabt haben. Und dazu haben
sie die Zeitungen genommen und seither fehlen diese Jahrgänge«248. »Die haben gesagt, wieviel
Uhr ist es? Und dann hat man die Uhr weggerissen. Der hat nicht gefragt, hast du eine
Uhr oder so etwas. Die erste Welle hat sich eben geholt, was sie gebraucht hat. Und nachher ist
es dann geregelter zugegangen, dann sind ja die Ablieferungsbescheide gekommen«249. »Die
haben natürlich mitgenommen, was sie erwischt haben. Meinem Vater haben sie auch die Uhr
aus der Tasche heraus, ab und fort. Da hat's gar nichts gegeben«2'0.

»Die Hühner haben sie in der Stube drin geschlachtet, wo meine Frau gewohnt hat. Sämtliche
Hühner«251. »Die haben ja hier auch die ganzen Fabriken ausgeräumt. Beim Fauler haben
sie, glaube ich, über 200 Lastwagen aufgeladen. Sie haben alles aufgeladen. Hier war auch ein
Tabaklager, den (Tabak, d.V) haben sie auch mitgenommen. Sie haben alles mitgenommen,
was sie erwischt haben. Und wenn sie irgendwo ein Huhn gesehen haben, sind sie auf die
Hühner los. So können wir kein Huhn fangen! Und die Leute haben nachher auch gesagt, ihnen
haben Matratzen gefehlt, ihnen haben Tischdecken und Bettwäsche gefehlt. Und dann haben
sie auch requiriert, die Franzosen haben auch lange Zeit Möbel requiriert«252.

245 Interview mit Frau C. am 12.3.1991.

246 Chronik der katholischen Pfarrgemeinde Burladingen.

247 Burladinger Heimatbuch, S. 117.

248 Interview mit Herrn A. am 22.1.1991.

249 Ebd.

250 Interview mit Herrn D. am 9.4.1991.

251 Interview mit Herrn E. am 21.3.1991.

252 Interview mit Frau B. am 18.2.1991.

149


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1997/0161