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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1997/0165
»Es war wie überall, eben kleiner« - Französische Besatzung in Burladingen (1945-1948)

Verfügung zu stellen: drei möblierte Wohnungen, 22 möbilierte Zimmer, eine Gaststätte mit
Küchenbenutzung, zwei Lagerplätze in Bahnhofsnähe und eine Tankstelle«271. »Jetzt haben
sich die Franzosen in Hausen niedergelassen und haben die ganzen Wohnungen ausgeräumt.
Wo eine schöne, neue Wohnung war, mußte man sie ausräumen, aber innerhalb von ein paar
Stunden. Die Möbel, die da drin waren, haben denen auch nicht gefallen. Jetzt sind da die Offiziere
nach Burladingen gefahren, haben da schöne Wohnungen und die Villen ausgeräumt
und haben sie in Hausen aufgestellt. Das ging durcheinander. Und dann haben die sich häuslich
eingerichtet. Die Besatzung ging ja ein paar Jahre, und als sich das dann abgezeichnet hat,
daß die von Hausen abziehen, kamen Anrufe von Burladingen: Wo steht meine Wohnung?
Wo ist das? Ich habe dann gesagt: Liebe Leute, das müßt ihr selbst suchen. Das war ein Ding!
Ich habe immer gedacht, das übersetzt mir der Dolmetscher nicht richtig, weil ich es gar nicht
für möglich gehalten hätte, daß man da jetzt Wohnungen austauscht und einrichtet und ausräumt
«272. »Da hat man immer gesagt: Raus! Die Leute, die da drin gewohnt haben, die mußten
dann ins hintere Stübchen oder auf dem Heuboden schlafen oder sonstwo. Die haben eben
gesagt, da sind wir jetzt und fertig. Da haben die eben die schönsten Häuser herausgesucht.
Viele Familien haben einen, zwei, drei Franzosen im Haus gehabt«273.

In Verbindung mit der Requirierung von Wohnraum veranschaulicht ein Gesprächspartner
die Verhältnisse, die der Hauseigentümer nach dem Abzug der Besatzungstruppen vorgefunden
hat. »Schlimm war in Hausen, da war eine Artillerie-Einheit, die dann nicht nur
durchgezogen ist, sondern längere Zeit als Besatzungstruppe geblieben ist. Die Offiziere hatten
dann die einzelnen Wohnungen requiriert und die Mannschaft, also die einfachen Soldaten
, die waren zunächst im Bräuhaus untergebracht. Mein Onkel mußte von einer Stunde zur
anderen das Haus verlassen, so wie's war. Die große Gaststätte, das war eben ein großes Haus,
da haben sie Platz gehabt. Und mit Mühe und Not und Ach und Krach durften sie dann den
Stall - da war von außen auch ein separater Zugang - wenigstens noch betreiben und durften
da ein und aus.

Aber ich kann Ihnen sagen! Das ging dann so: Dann war's ja noch kalt, und die Marokkaner
haben sowieso so leicht gefroren, überall waren ja noch Einzelöfen. Und die haben nicht
gewußt, wie man das macht. Die haben Feuer gemacht und haben alle Türen offengelassen,
damit Wärme herauskommt. Das hat ausgesehen! Da mußte man froh sein, daß das Haus
nicht in Flammen aufgeht. Und dann war da eine Sauerei drin und ein Gestank, daß die ausziehen
mußten. Dann haben die guten Bekannten, und es waren auch schon ein paar aus der Gefangenschaft
zurück, mit aufgesetzten Wehrmachtsgasmasken das Haus wieder saubergemacht
. So hat's da drin ausgesehen! Die mußten ausziehen, die konnten nicht mehr drin bleiben
. Diejenigen, die so gehaust haben, waren Marokkaner. Die wußten das wahrscheinlich gar
nicht besser. Und wenn sie ihre Gewehre geputzt haben, die Rohre gereinigt haben, sind da jeden
Tag ein paar andere Vorhänge aus den Kleiderschränken herausgezogen worden. Das war
wohl der größte Schaden in Hausen mit den Besatzungstruppen. Dann sind welche ins Schulhaus
eingezogen, und ich mußte die Schulräume in eine Textilnäherei-Filiale verlegen. Dort
waren sie dann längere Zeit, das waren dann Franzosen. Da ging's dann ein bißchen besser zu,
ein bißchen kultivierter«274.

In Burladingen wurde von den Franzosen in der Gaststätte »Linde« ein Lazarett eingerichtet
, insgesamt sind deren Bewohner jedoch von Plünderungen und Vergewaltigungen verschont
geblieben: »Die Marokkaner sind hier gar nicht hereingekommen. Die Franzosen sind
anscheinend gekommen und haben oben am Haus die Fenster gezählt. Da sind soviel Fenster,
also müssen soviele Wohngelegenheiten da sein. Dann sind sie hoch und haben geguckt, haben

271 Bericht eines Verwaltungsangstellten der Gemeinde Burladingen, 29.10.1971.

272 Interview mit Herrn G. am 29.4.1991.

273 Interview mit Herrn D. am 9.4.1991.

274 Interview mit Herrn G. am 29.4.1991.

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