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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1997/0172
Neues Schrifttum

danken, die sich zu einem »Förderverein Chronik« zusammengeschlossen und die organisatorischen
und materiellen Hürden des Veröffentlichungsvorhabens in einer für derartige Initiativen
nicht eben günstigen Zeit mit Bravour und Geschick gemeistert hat.

Hornstein geht es in seinem Werk weniger um eine wissenschaftlichen Anforderungen und
Standards genügende Untersuchung der Struktur- und Ereignisgeschichte von Burgweiler
und Waldbeuren denn um eine populäre Zusammenstellung des aus umfangreichen Quellenstudien
und einzelnen Handbüchern gewonnenen Materials für ein breites Publikum. Die eigentliche
Leistung und der sicherlich bleibende Wert der Arbeit liegen in allererster Linie in
der teilweise bis in das 16. und 17. Jahrhundert zurückreichenden Familien- und Häuserchronik
von Waldbeuren und Burgweiler. Wohl jeder Bewohner der Ortschaften findet hier eine
minutiöse Zusammenstellung der Geschichte und der Vorbesitzer seines Hofes oder Hauses,
für Waldbeuren hat Max Hornstein darüberhinaus in einem mehrere hundert Namen umfassenden
alphabetischen Verzeichnis sämtliche in den Quellen greifbaren Ortsbewohner mit
Lebensdaten, Heiratsverbindungen, beruflicher Tätigkeit und Wohnsitz bis zurück in die
Frühe Neuzeit erfasst. Verdienstvoll sind gleichfalls die im wesentlichen das 19. und 20. Jahrhundert
einbeziehenden thematischen Zusammenstellungen der Waldbeurer und Burgweiler
Orts-, Schul- und Kirchengeschichte. Besonders aufschlußreich sind dabei die Kapitel zum
Aufbau einer öffentlichen Wasserversorgung, die 1909 - nach der Ablehnung einer ersten Initiative
1897 durch die Waldbeurer Gemeindeversammlung aufgrund der zu hohen Kosten -
gemeinsam von den damals noch selbständigen badischen Gemeinden Burgweiler und Waldbeuren
zusammen mit den hohenzollerischen Orten Kalkreute und Spöck gewissermaßen
länderübergreifend realisiert wurde, sowie zur badischen Gemeindereform von 1924, die für
Waldbeuren den durch alle möglichen Instanzen angefochtenen Zwangsanschluß an die neue
Einheitsgemeinde Burgweiler brachte. Zu den Burgweiler Pfarrern sowie zu den Gemeindevorstehern
von Waldbeuren und Burgweiler finden sich bis in das Mittelalter beziehungsweise
die Frühe Neuzeit zurückreichende Namenslisten.

Der inhaltliche Schwerpunkt der Chronik liegt bei Hornsteins Heimatort Waldbeuren, in
dessen jüngerer Familien- und Sozialgeschichte der Autor sich wohl wie kein Zweiter auskennt
. Ergänzende Berücksichtigung erfahren daneben Burgweiler und die verschiedenen zu
der dortigen Pfarrei und ehemaligen Gemeinde zugehörigen Weiler mit Ausnahme der früheren
Exklave Dichtenhausen, die 1968 von Burgweiler in das hohenzollerische Ostrach umgemeindet
worden war. Deutlich wird die enge Beziehung auch der späterhin badischen Orte
Burgweiler und Waldbeuren zum Zisterzienserkloster Salem und damit eine frühe, im 14. beziehungsweise
17. Jahrhundert indessen abgerissene Gemeinsamkeit zu den übrigen, seit 1806
hohenzollerischen Teilorten der heutigen Gesamtgemeinde Ostrach. Waldbeuren verdankt
seine urkundliche Ersterwähnung einer Zeugennennung (Ulricus Waltburrare) in einer Sale-
mer Schenkungsurkunde von 1210, und das Kloster ist in der Folge in diesem Ort vielfach als
Grundherr belegt, ehe im 14. Jahrhundert dann die Ortsherrschaft und wohl auch der größte
Teil der Grundherrschaft an das Pfullendorfer Spital übergehen und Waldbeuren bis zum Ende
des Alten Reiches ein Untertanendorf der Reichsstadt Pfullendorf ist. Die Ersterwähnung
von Burgweiler geht gleichermaßen auf Salem zurück und findet sich bei einem 1249 in
Burcwilar beurkundeten Gütertausch zwischen dem Kloster und Swicker von Gundelfingen.
1279 geht Burgweiler in den Besitz von Salem über und wird zusammen mit verschiedenen
Nachbarweilern ein Klosteramt, das sodann 1637 im Tausch an die fürstenbergische Grafschaft
Heiligenberg übergeht.

Bedauerlich ist, daß Max Hornstein durchgehend auf die Anführung von Quellenbelegen
verzichtet und sich mit einer pauschalen Auflistung der besuchten Archive im Anhang seines
Buches begnügt. Vermißt wird sodann auch ein - eigentlich zum »Pflichtprogramm« jeder
Ortsgeschichte gehörendes - Kapitel über die Geschichte von Burgweiler und Waldbeuren
unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, zu der Hornstein, wie vereinzelte Andeutungen
etwa zum dreifachen Wechsel im Amt des NSDAP-Ortsgruppen- beziehungsweise

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