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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1997/0175
Besprechungen

Sänke Lorenz, Andreas Schmauder, Robert Kretzschmar, Sonja-Maria Bauer, Hartmut
Klüver, Michael Matzke: Rudersberg. Das mittlere Wieslauftal und seine Ortschaften. Sigmaringen
: Thorbecke 1995. 323 S., zahlreiche Abb. (Gemeinde im Wandel 1)

»Gemeinde im Wandel« ist eine neue Schriftenreihe des Instituts für Geschichtliche Landeskunde
und Historische Hilfswissenschaften der Universität Tübingen. In dieser von Sänke
Lorenz und Andreas Schmauder herausgegebenen Reihe sollen ortsgeschichtliche Monographien
mit wissenschaftlichem Anspruch (den man leider nicht allen der zahlreichen in den
vergangenen Jahren erschienenen Ortschroniken und Heimatbüchern zusprechen kann) Aufnahme
finden.

Der erste Band der Reihe ist der Gemeinde Rudersberg im Rems-Murr-Kreis gewidmet. Er
erschien anläßlich der 750jährigen Wiederkehr der Erstnennung von Rudersberg im Jahr 1995.
Die heutige Gemeinde Rudersberg entstand im Zuge der Verwaltungsreform zu Beginn der
1970er Jahre aus den früheren selbständigen Gemeinden Rudersberg, Steinenberg, Asperglen
und Schlechtbach mit jeweils einer ganzen Reihe von Teilorten, Weilern und Einzelhöfen.
Herausgeber und Autoren von Ortsgeschichten stehen in solchen Fällen immer vor der
schwierigen Entscheidung, ob sie stärker die individuelle Geschichte der einzelnen Ortsteile
darstellen sollen oder ob sie versuchen, ortsteilübergreifend allgemeine Entwicklungen und
Tendenzen am regionalen Beispiel festzumachen. Der vorliegende Band über Rudersberg
zeigt, wie man beides miteinander verknüpfen kann.

Wie die meisten guten Ortsgeschichten der letzten Jahre wurde auch die Rudersberger
Ortsgeschichte nicht von einem einzigen Autor verfaßt, sondern mehrere Bearbeiter haben jeweils
einzelne Kapitel übernommen. Dadurch konnte das Buch in der kurzen Zeit von nur
zwei Jahren fertiggestellt werden, und - was noch wichtiger ist - die einzelnen Abschnitte
wurden jeweils von kompetenten Fachleuten geschrieben.

Eingangs gibt Sänke Lorenz einen Uberblick über den Raum und seine Besiedlung in vor-
und frühgeschichtlicher Zeit, um anschließend die Zeit des Früh- und Hochmittelalters zu betrachten
. Dabei geht er ausführlich auf die frühen kirchlichen Verhältnisse ein in einem Gebiet
, in dem drei mittelalterliche Bistümer aneinander grenzten. Politisch waren seit dem
11. Jahrhundert die Staufer und die Markgrafen von Baden die maßgeblichen Kräfte. Es ist
deshalb sicher kein Zufall, daß der Hauptort Rudersberg erstmals in einer Papsturkunde von
1245 für das Stift Backnang (der frühen Grablege der Badener) erwähnt wird, die vor dem
Hintergrund der Auseinandersetzungen zwischen Staufern und Papsttum zu sehen ist. In
dem ebenfalls von Sänke Lorenz behandelten Spätmittelalter setzten sich dann die Grafen von
Württemberg als dominierende Territorialmacht durch.

Ist für das Mittelalter die Überlieferung recht spärlich, so erlauben Steuerlisten, Lagerbücher
, Kirchenkonventsprotokolle und andere archivalische Quellen, für die frühe Neuzeit
ein plastisches Bild zu zeichnen. Andreas Schmauder schildert Wirtschafts-, Verfassungs- und
Sozialstrukturen im 16. Jahrhundert. Dabei geht er zu Recht sehr ausführlich auf den Aufstand
des Armen Konrad von 1514 ein, stammten doch sehr viele Aufständische aus der Rudersberger
Gegend. Unter der bezeichnenden Überschrift »Schrecken des Krieges, mühsamer
Wiederaufbau« beschreibt Robert Kretzschmar die Zeit des 17. und 18. Jahrhunderts.
Kretzschmar kann mit interessanten Einzelheiten etwa zum Verhältnis zwischen den Magistraten
und der übrigen Bevölkerung oder zum Gemeindeleben aufwarten.

Mit den sozialen, wirtschaftlichen und politischen Veränderungen des 19. Jahrhunderts beschäftigt
sich Sonja-Maria Bauer. Offensichtlich wurde sie mit der Ausarbeitung einzelner
Unterkapitel nicht rechtzeitig fertig. Denn manche durchaus wichtige Aspekte - etwa das
Aufkommen des Vereinswesens oder der erste Weltkrieg - werden nur durch Bilder abgehandelt
, und eine Zusammenstellung der Ortsvorsteher steht (mit einer falschen Anmerkung) zusammenhanglos
am Ende des Kapitels.

Wesentlich besser gelungen ist Bauer die Darstellung der Jahre 1919-1945. Vor allem die

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