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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1997/0179
Besprechungen

Wie Siegfried Hoyer in seinem knappen Beitrag (S. 137-147) ausführt, erfreute sich der
Calvinismus in Kursachsen der Gunst des Kurfürsten Christian I. (1587-1591), dessen früher
Tod die Ansätze zu einer »zweiten Reformation« in eine kurzes Zwischenspiel verwandelte.

Nur wenig besser sah es für den Calvinismus in Anhalt-Köthe aus - so legt es Ulla Jablons-
ki dar (S. 149-163). Dort war es Fürst Ludwig, der 27jährig 1606 zur Regierung kam und dann
bis zur Landesteilung 1611 mit großer Tatkraft eine staatliche Verwaltung aufbaute - in kürzester
Zeit erließ er eine Hofordnung, eine Kirchenordnung, eine Polizeiordnung und eine
Kanzleiordnung. Das Bemühen des Fürsten um das Schulwesen sowie um ein pflichtbewußtes
Beamtentum liegt dabei klar und deutlich auf der Hand, die calvinistische Kirchenzucht mit
dem Ziel einer »reformatio vitae« spielt jedoch kaum eine Rolle.

In seiner sehr ausführlichen Darstellung über die Vorgänge in Hessen-Kassel (S. 164-238)
stellt Gerhard Menk die Gestalt des Landgrafen Moritz in den Mittelpunkt - ein Mann mit
vielen überragenden Begabungen, aber anmaßend und überheblich, sprunghaft handelnd und
kaum berechenbar. Diese Eigenschaften waren es, wie Menk ausführt, welche letztlich die
Einführung des Calvinismus in Hessen-Kassel nicht gelingen ließen: »Hessen-Kassel ist ein
Beispiel dafür, wie ein wohlgeordneter Staat innerhalb vergleichsweiser kurzer Frist in höchste
Gefahr geraten konnte« (S. 235/236).

In Brandenburg-Preußen (so der Beitrag von Peter-Michael Hahn, S. 239-169) eröffnete
der Konfessionswechsel des Kurfürsten Johann Sigismund im Jahre 1613 dem Calvinismus eine
günstige Perspektive. Dem Kurfürsten gelang es freilich nur, einige Schlüsselpositionen mit
Glaubensverwandten zu besetzen.

Der vorliegende Band gibt eine Fülle von Einzelinformationen und wirkt durch die vergleichende
Darstellung ungemein anregend. Dadurch tun sich eine Fülle neuer Fragen auf.
Um nur einige zu nennen: Gibt es bei all dieser Vielfalt der Einzelerscheinungen überhaupt so
etwas wie das typisch calvinistische Territorium im alten Reich? Finden sich die hier beschriebenen
Modernisierungs- Ansätze nicht auch in lutherischen und sogar in katholischen Territorien
? Lassen sich Verbindungslinien ziehen zwischen Calvinismus und den preußischen Kardinaltugenden
? Ist die Max-Weber-These zu Grabe getragen, weil sie in diesem Band an keiner
Stelle Erwähnung findet? - Auf künftige Veröffentlichungen zu diesem Thema wird man
also gespannt sein dürfen!

Albstadt/Tübingen Peter Thaddäus Lang

»Beritten, beschriben und gerissen«. Georg Gadner und sein kartographisches Werk
1559-1602. Inventar und Begleitbuch zu einer Ausstellung im Hauptstaatsarchiv Stuttgart.
Bearb. von Margareta Bull-Reichenmiller unter Mitwirkung von Eberhard Merk. Mit einem
Beitrag von Roland Häberlein. Stuttgart: Hauptstaatsarchiv Stuttgart 1996. 125 S.,
zahlr. Abb.

Georg Gadner (1522-1605) war von Haus aus Jurist und wirkte in dieser Funktion seit 1555
als Rat der württembergischen Herzöge. Bekannt geworden ist er jedoch als Kartograph.
Nachdem er im Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit mehrfach anlaßbezogene Lageskizzen
und Karten gezeichnet hatte (gedruckte Karten mit ausreichend großem Maßstab für die Bedürfnisse
der Verwaltung und Rechtsprechung gab es damals noch nicht), überreichte er 1596
dem württembergischen Herzog einen repräsentativen Atlas des Herzogtums Württemberg,
die Chorographia Ducatus Wirtenbergici. Die einzelnen Blätter dieses heute im Hauptstaatsarchiv
Stuttgart verwahrten Atlas hat das Landesvermessungsamt Baden-Württemberg nunmehr
in einer Faksimileausgabe veröffentlicht.

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