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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1997/0181
Besprechungen

penbücher sowie der Inventuren und Teilungen. Wie breit die herangezogene Quellenbasis ist,
zeigt alleine ein Blick in das Verzeichnis der ungedruckten Quellen, in dem die verschiedenen
Serien und einzelne Unterlagen im Hauptstaatsarchiv Stuttgart, im Landeskirchlichen Archiv
Stuttgart, im Stadtarchiv Herrenberg, in den Pfarrgemeindearchiven Kayh und Tailfingen sowie
im Gemeindearchiv Bondorf nachgewiesen sind. Besonders positiv sticht dabei in das Auge
, daß Maisch sich darin nicht auf die Angabe nur der ausgewerteten Bestände beschränkt
hat, sondern auch die einzelnen Archivalieneinheiten mit ihren Titeln aufführt, so daß sich der
Leser ein vollständiges und detailliertes Bild von der für die Arbeit eingesehenen Überlieferung
verschaffen kann.

Die vielfältigen Ergebnisse der Arbeit können hier nicht im einzelnen wiedergegeben werden
. Maisch beschäftigt sich intensiv mit den demographischen Bewegungen, die er insbesondere
in ihrer Beziehung zur Entwicklung der Preise und Löhne analysiert, und der dörflichen
Wirtschaft in all ihren Facetten. Seinem Ansatz entsprechend sind durchgängig die Lebensbedingungen
und die Lebensstile zueinander in Relation gesetzt. Die Dissertation bietet so nicht
nur fundierte und präzise Aussagen zur Bevölkerungsentwicklung, zur ökonomischen Basis
und zur Sozialstruktur in den genannten Dörfern, sondern eben auch tiefe Einblicke in dörfliche
Verhaltensweisen und Mentalitäten. Das Heiratsverhalten der Mütter illegitimer Kinder
kommt dabei etwa ebenso zur Sprache wie die Alphabetisierung oder Einstellung zur Ehre
und Ehrverletzungen. So eng der Untersuchungsgegenstand in räumlicher Sicht auch ist, so
breit sind die Fragestellungen und so weit ist der wissenschaftliche Horizont des Autors, dem
es immer wieder gelingt, seine lokalbezogenen Ergebnisse nicht nur in den Kontext der Landesgeschichte
, sondern vor allem auch der internationalen Forschung zur »peasant society« zu
stellen.

Es versteht sich von selbst, daß in der Arbeit viel Zahlenmaterial aufbereitet ist, das dem
Leser bei der Lektüre einiges abverlangt. Das Buch enthält 105 Abbildungen von Graphiken
und 182 Tabellen, die wiederum belegen, wie umfassend die Quellen ausgewertet wurden.
Maisch versteht es aber auch, anregend und salopp zu schreiben. Insbesondere die immer wieder
eingestreuten Fallbeispiele lockern die Darstellung auf; vor dem Hintergrund der quantifizierenden
Analysen lassen sie beim Leser sehr konkrete Bilder entstehen, die im Gedächtnis
bleiben.

Insgesamt sind hier erstmals für sechs württembergische Dörfer die Lebensverhältnisse in
der frühen Neuzeit auf eine Weise aufgearbeitet worden, die Maßstäbe setzt. Daß der religiöse
Bereich, der ganz sicher auch die Lebensbedingungen und mehr noch die Lebensstile geprägt
hat, bewußt ausgespart wurde (vgl. Maisch in seiner Einleitung S. 11), ist zwar nicht auf Anhieb
einsichtig, nach der Lektüre des Buches aber in keiner Weise mehr unbefriedigend. Denn
das dann gewonnene Bild von den Lebensbedingungen und Lebensstilen ist so detailliert und
plastisch, daß es bei aller Ergänzbarkeit doch fast vollständig erscheint.

Was leider fehlt, ist ein Personen-, Orts- und Sachverzeichnis. Auch wenn die Dissertation
über vier Ebenen hinweg sehr logisch strukturiert und dadurch entlang der Gliederung eine
gezielte Suche nach bestimmten Themen möglich ist, so wäre ein die Vielfalt der harten Fakten
, der angesprochenen Aspekte und der differenzierten Ergebnisse erschließendes Register
doch in jedem Falle wünschenswert. Gerade weil das Buch so wichtig und überzeugend ist!

Stuttgart Robert Kretzschmar

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