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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1997/0183
Besprechungen

bischen Kreis um die Besteuerung der Grafschaft Sigmaringen. So klein die Stadt Sigmaringen
auch war, sie konnte doch innerhalb der Grafschaft die führende Rolle übernehmen.

Selten erhält man einen derart feingliedrigen, minutiösen und facettenreichen Einblick in
den administrativen und sozialen Mikrokosmos einer Kleinstadt. Die übergroße Fülle des
Materials wirkt sich natürlich auf Umfang und Lesbarkeit der Arbeit aus - Vf. hat sie klugerweise
weniger als Lese-Buch, sondern als Nachschlagewerk konzipiert. Das feinmaschige Inhaltsverzeichnis
, die vielen Querverweise, die Tabellen im Anhang und vor allem das Register
ermöglichen eine rasche Orientierung. Natürlich haben die Auseinandersetzungen zwischen
Habsburg und Hohenzollern ihre Vorgeschichte, die Vf. bis weit ins Mittelalter zurückverfolgt
. Gleicherweise bricht er seine Darstellung nicht unvermittelt in der Mitte des 18. Jahrhunderts
ab, sondern er gibt einen Ausblick auf die weitere Entwicklung bis ins 19. Jahrhundert
hinein. Insofern spannt Vf. den zeitlichen Rahmen wesentlich weiter als im Untertitel der
Arbeit angegeben.

Der geschichtswissenschaftlichen Gattung einer repräsentativen und erschöpfenden Stadtgeschichte
kommt die Zekornsche Untersuchung damit insgesamt beachtlich nahe. Die Stadt
Sigmaringen darf sich glücklich schätzen, daß zu der Geschichte ihres Gemeinwesens nunmehr
eine thematisch so weit gefächerte und profunde Studie vorliegt.

Albstadt/Tübingen Peter Thaddäus Lang

Reinhard Graf von Neipperg: Kaiser und Schwäbischer Kreis (1714-1733). Ein Beitrag zu
Reichsverfassung, Kreisgeschichte und kaiserlicher Reichspolitik am Anfang des 18. Jahrhunderts
. Stuttgart: Kohlhammer 1991. XXII, 164 S. (Veröffentlichungen der Kommission
für geschichtliche Landeskunde Baden-Württemberg. Reihe B Forschungen, 119. Bd.)

Zu der bereits stattlichen Reihe von Untersuchungen zum Schwäbischen Reichskreis ist eine
weitere Studie getreten, die die politische Struktur und Funktionsweise des Kreises in den
zwei Jahrzehnten zwischen dem Spanischen und dem Polnischen Erbfolgekrieg beschreibt
und analysiert. Die von Reinhard Graf von Neipperg vorgelegte Münchner Dissertation vermag
in zeitlichem und methodischem Anschluß an die wegweisende Studie von James Allen
Wann interessante Einblicke in das hochkomplexe Beziehungs-, Abhängigkeits- und Konfliktgeflecht
sowohl innerhalb des Kreises wie auch zum Wiener Kaiserhof zu vermitteln. Besonders
deutlich wird die stabilisierende und existenzsichernde Funktion, die dem Kreis in der
südwestdeutschen Splitterzone des Alten Reiches für seine mehr als einhundert Mitgliedsstände
zukommt. Zumal der zeitweise aggressiven vorderösterreichischen Territorialpolitik können
sich zahlreiche, in ihren Herrschaftsrechten und in ihrer Reichsunmittelbarkeit bedrohte
Kreisstände, darunter nicht zuletzt auch das Hochstift Konstanz, nur dank des Rückhaltes
durch den Kreis einigermaßen erwehren.

Wie unersetzlich der Schutz des Kreises für seine Mitglieder ist, erweist sich während des
Matrikular- und Direktoralstreites zwischen 1718 und 1724, als Österreich die Paralyse der
Kreisinstitutionen zu einer Intensivierung seiner Territorialpolitik in der Markgrafschaft Burgau
, entlang der Iiier, im Nellenburger Bereich und nicht zuletzt auch im alten Streit um die
Besteuerung der Grafschaft Sigmaringen nutzt. In diesen sich durch die gesamte Frühe Neuzeit
hinziehenden Territorialkonflikten offenbart sich eine streckenweise ambivalente und widersprüchliche
Doppelrolle des Kaisers im Südwesten als mächtiger Landesherr und als
Reichsoberhaupt, dessen Hausmachtinteressen nicht selten mit den reichspolitischen Interessen
kollidieren. Dadurch, daß, abhängig von der europäischen Krisen- und Kriegskonjunktur,
die eine oder die andere Interessenposition den Vorrang erhält, haftet der Wiener Politik ge-

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