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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1997/0185
Besprechungen

ganen und Kreispolitik das künftige Forschungsinteresse sich stärker der bis dato weitgehend
ausgeblendeten »inneren Wirksamkeit« des Kreises zumal in den Bereichen der inneren Sicherheit
und des Seditionswesens zuwendet.

Sigmaringen Edwin Ernst Weber

Helmut Waller (Bearb.): In Vorderösterreichs Amt und Würden. Die Selbstbiographie des Johann
Baptist Martin von Arand (1743-1821). Stuttgart: Kohlhammer 1996. 200 S. (= Lebendige
Vergangenheit; Zeugnisse und Erinnerungen. Schriftenreihe des Württembergischen
Geschichts- und Altertumsvereins Bd. 19)

Autobiographien stellen seit jeher eine Quellengattung der besonderen Art dar, liefern sie
doch parallel zu den in zeitlicher Distanz aus Aktenstudien zu ermittelnden historischen Fakten
ganz persönlich gefärbte Berichte über Zustände und Verläufe, die sich erst den folgenden
Generationen erschließen. Bieten Akten in Abhängigkeit der Uberlieferungsdichte die Möglichkeit
, Fakten, Entwicklungen und Entstehungszusammenhänge zu ermitteln, so fehlt hier
doch i.d.R. das ganz persönliche Moment, das Zeugnis des Zeitgenossen. Dieses ist natürlich
subjektiv geprägt, auch mehr oder weniger tendenziös, liefert aber andererseits Wahrnehmungen
, Empfindungen und Einschätzungen, darüber hinaus Informationen zum alltäglichen Leben
, die um so unmittelbarer sind, je näher ihre Niederschrift am tatsächlichen Ereignis liegt.

Auf diesem Hintergrund gebührt der Autobiographie des Johann Baptist von Arand
(1743-1821) großes Interesse: Geschrieben im Jahre 1818 als Bilanz seines Lebens, griff er dabei
konsequent auf seine bis in die Jugend zurückreichenden persönlichen Aufzeichnungen
sowie ihm vorliegendes Material zurück, welche(s) er immer wieder in Form ausführlicher Zitate
in den Text einfließen läßt. Seine Karriere ließ Arand, der 1798 in den Adelsstand erhoben
wurde, zum aufmerksamen Zeitzeugen vorderösterreichisch/oberschwäbischer Geschichte
in jenen Jahren werden, als sich das Alte Reich seinem Ende näherte und die politischen Umbrüche
der Napoleonischen Zeit die Territorialverhältnisse dieses Raumes umstülpten. Geboren
wurde Arand in Bierlingen bei Rottenburg/Neckar; als äußerst begabter Schüler am Rot-
tenburger Jesuitengymnasium und als Student in Wien ausgebildet, wurde er schließlich doch
nicht - wie ursprünglich vorgesehen - Jesuit, sondern schlug die Verwaltungslaufbahn ein.
Sein weiterer Weg führte ihn 1771-82 als Kanzleiverwalter nach Saulgau, 1782-88 als Bürgermeister
nach Radolfzell, 1788-93 als Oberamtsrat und Landschreiber nach Stockach und
1793-1805 als solcher nach Altdorf (Weingarten). Nachdem Altdorf 1806 an Württemberg gefallen
war, wurde von Arand in den Staatsdienst dieses Landes übernommen, dem er als Kreishauptmann
, Gesandter bei der Schweiz, Vizedirektor am Oberappellationstribunal und Kommandeur
des Zivildienstordens diente, bis er 1812 in den Ruhestand versetzt wurde.

Die Berichte über die württembergische Zeit nehmen in Arands Beschreibungen allerdings
nur den geringsten Teil seiner Ausführungen ein. Der Schwerpunkt liegt eindeutig auf den
Vorjahren, über die er eine Fülle von Informationen bezüglich seiner Karriere, seines Privatlebens
, seiner Kontakte sowie auch des täglichen Lebens liefert. Er stellt dabei sein eigenes Licht
durchaus nicht unter den Scheffel. Aus seiner durch aufklärerisches Gedankengut geprägten
Toleranz macht Arand kein Hehl, wie er auch seine Grundsätze in allen kirchlichen wie profanen
Bereichen energisch durchzusetzen suchte. Welche Widerstände er dabei zu überwinden
hatte, beschreibt er immer wieder in interessanten Episoden. Gezielt nutzt er dabei die Gelegenheit
, auf lokale Bräuche und Gewohnheiten hinzuweisen, die dem Leser noch heute die
Lektüre abwechslungsreich werden lassen: Ob am Neckar, in Saulgau, Friedberg-Scheer oder
Radolfzell - eine ganze Reihe von amüsanten Anekdoten bei Passionsspielen, im täglichen Le-

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