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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1997/0189
Besprechungen

Von der Diktatur zur Besatzung. Das Kriegsende 1945 im Gebiet des heutigen Landkreises
Sigmaringen. Hg. vom Landkreis Sigmaringen. Saulgau: Selbstverlag des Landkreises Sigmaringen
1995 (Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Sigmaringen Bd. 4).
256 S., zahlr. sw. Abb.

Zielsetzung des von Edwin Ernst Weber, Kreisarchivar des Landkreises Sigmaringen, redigierten
Bandes ist es, nicht isoliert die Ereignisse beim Kriegsende 1945 aufzuarbeiten, sondern
sowohl die Zeit der nationalsozialistischen Diktatur wie auch die ersten Jahre der Besatzungszeit
im Gebiet des heutigen Landkreises Sigmaringen darzustellen. Das Ende mit Schrecken
soll zu Recht nicht getrennt werden von der Ursache: von den Schrecken und Greueln des
Naziregimes. Abgesehen von den ersten und letzten Beiträgen des vorliegenden Bandes wird
diese Konzeption durchgängig eingehalten. Die beiden ersten Abhandlungen aus der sachkundigen
Feder Joachim Streits arbeiten knapp und präzise den Luftkrieg im süddeutschen,
insbesondere Sigmaringer Raum sowie den Ablauf der militärischen Besetzung des Kreisgebietes
auf. Die nachfolgenden Aufsätze behandeln das Geschehen im Zeitraum von ungefähr
1933 bis 1947 in den Städten Sigmaringen (Otto H. Becker), Saulgau (Andreas Ruess), Pfullen-
dorf (Edwin Ernst Weber), Meßkirch (Armin Heim), Mengen (Anton Stehle) und Gammertin-
gen (Herbert Burkarth).

Die parallele Darstellung der Geschichte(n) der einzelnen Städte ermöglicht es, Strukturen
zu erkennen, Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede und lokale Besonderheiten herauszufinden
. Hierin liegt, abgesehen von der schon an sich verdienstvollen Aufarbeitung der Historie
der einzelnen Orte, die eigentliche Stärke des Buches. An Gleichartigem im Ablauf der
Kriegs- und Nachkriegsgeschichte ist etwa zu nennen, daß sich fast in jedem Ort einige wenige
Personen finden, die sich dem Naziregime offen entgegenstellten und auf meist brutale
Weise aus dem Weg geräumt wurden. Ähnlichkeiten weist auch das Geschehen bei Kriegsende
auf: Vor dem Einmarsch der französischen Truppen werden letzte, sinnlose Vorbereitungen
zur Verteidigung des Heimatortes getroffen, die glücklicherweise in der Regel nicht oder nur
teilweise umgesetzt werden; die örtlichen Nazigrößen fliehen; die französischen Truppen
marschieren ein, begleitet von meist kleineren Kampfhandlungen und gefolgt von Ausschreitungen
in den ersten Tagen der Besatzung. Die anschließenden Wochen und Monate sind wesentlich
durch die Schwierigkeiten bei der Lebensmittelversorgung geprägt. Damit sind nur
einige wenige Gemeinsamkeiten im Ablauf der Ereignisse genannt, wie im folgenden auch nur
die wesentlichsten lokalen Spezifika aufgeführt werden können: Für Sigmaringen ist etwa die
Einquartierung der Vichyregierung zu nennen, für Saulgau die Verlegung der Produktion von
Teilen der V 2-Rakete in die Stadt und in diesem Zusammenhang die Einrichtung des KZ-
Außenlagers; nach Pfullendorf wurden zahlreiche Gewerbebetriebe, Behörden und sogar
Kunstschätze ausgelagert; für die Umgebung Meßkirchs kann gezeigt werden, wieviel vereinzelter
und sinnloser Widerstand geleistet wurde, so in Ablach, wo das Vordringen der Franzosen
gerade zwei Stunden hinausgezögert wurde, dafür aber mehrere Tote und zerstörte Häuser
zu verbuchen waren; für Mengen war der Bau des Flugplatzes für eine Flugzeugführerschule
das markante Ereignis während des Krieges; bei Gammertingen sticht die
vergleichsweise harte und demütigende Behandlung der Bevölkerung durch den örtlichen
französischen Befehlshaber hervor.

Die weiteren Beiträge des Bandes sind dem ländlichen Raum gewidmet. Die Darstellung
Erika Jeucks zu Stetten a. k. M. konzentriert sich richtigerweise vor allem auf die wechselvolle
Geschichte des Truppenübungsplatzes. Die Beiträge von Falko Hahn (Wald), Josef Unger
(Ostrach) und Anton Kronenthaler (Gutenstein) beschränken sich auf die Darstellung des
Kriegsendes und fallen insofern aus dem Rahmen der Gesamkonzeption. Christoph Wartenberg
setzt den Schlußpunkt, indem er zusammenfassend die Ereignisse bei Kriegsende in einzelnen
Episoden darstellt.

Beim Lesen des Bandes bestätigt sich einmal mehr die Erkenntnis, daß sich die Vielfältig-

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