Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
34(120).1998
Seite: 79
(PDF, 85 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1998/0093
RAINER LOOSE

»Wilsingen, ein Dorf auf den Alpen unweit Trochtelfingen«1

Ein Beitrag zur Siedlungs- und Wirtschaftsgeschichte der Zwiefalter Alb1'

Südöstlich und gut sieben Kilometer von der Stadt Trochtelfingen entfernt liegt auf der Albhochfläche
der heutige Stadtteil Wilsingen. Zu Trochtelfingen gehört das ehemalige zwiefalti-
sche Klosterdorf seit der Gemeindegebietsreform zu Anfang der siebziger Jahre, genauer seit
dem 1. Juli 1974. Von allen Trochtelfinger Stadtteilen hat er seine landwirtschaftliche Prägung
am besten bewahrt, auch wenn die Landwirtschaft heute nicht mehr die beherrschende
Erwerbsgrundlage der Dorfbewohner bildet. Die Mehrheit verdient ihren Lebensunterhalt
gegenwärtig außerhalb der Landwirtschaft und der Gemeinde, zumeist in den gewerbestarken
Industrieorten des oberen Echaztales wie Reutlingen, Pfullingen, Unterhausen, oder nahe
dem Albtrauf wie Groß- und Kleinengstingen, oder pendelt täglich zur Arbeit nach Gammer-
tingen beziehungsweise nach Riedlingen an der Donau. Die Pendelwanderung ist eine vergleichsweise
junge Erscheinung, was unter anderem daraus hervorgeht, daß die Einwohner
nach dem Zweiten Weltkrieg noch zu zwei Dritteln von landwirtschaftlichen Einkünften abhängig
waren2. 1950 hatte Wilsingen 351 Einwohner, aber nur 15 gewerbliche Arbeitsstätten
mit insgesamt 41 Beschäftigten. Die fehlenden gewerblichen Erwerbsmöglichkeiten bewirkten
eine anhaltende negative Bevölkerungsentwicklung, so daß die Einwohnerzahl bis 1970
auf 308 Personen sank. Eine Trendumkehr ist erst seit etwa 1990 zu beobachten. Gegenwärtig
(Stand 1.1.1998) zählt Wilsingen 380 Einwohner.

Die nachfolgenden Ausführungen widmen sich nicht so sehr den aktuellen sozialen und
wirtschaftlichen Problemen des heutigen Trochtelfinger Stadtteils, vielmehr soll die Aufmerksamkeit
dem alten Dorf Wilsingen, das heißt den historischen Siedlungs- und Wirtschaftsstrukturen
vor der Industrialisierung, insbesondere den frühneuzeitlichen Verhältnissen gelten
, was ganz praktische Gründe hat, da die ältere archivalische Uberlieferung des Klosters
Zwiefalten, das heißt jene vor dem Dreißigjährigen Krieg, für eine abgerundete Ortsgeschichte
doch recht lückenhaft ist.

1. NATURRAUM UND SIEDLUNG

Für die Siedlungsanlage und Siedlungsentwicklung spielten die naturräumlichen Gegebenheiten
eine eminent wichtige Rolle. Besonders siedlungsfördernd und -prägend erwiesen sich die
natürlichen Wasservorkommen, seien es nun Bäche oder Flüsse oder seien es Quellen und

* Ich danke meinem Kollegen Dr.Gerhard Kittelberger für die Möglichkeit, seine historische Quellensammlung
für die Ortsgeschichte von Wilsingen benutzen und auswerten zu dürfen.

1 Das Zitat entstammt dem Werk »Geographie und Statistik Wirtembergs«, von Philipp Ludwig Hermann
Röder (Krain 1804; 2., erweiterte Ausgabe des Werks von 1787; S. 483).

2 Vgl. hierzu die Ausführungen in der neuen Kreisbeschreibung Reutlingen (»Der Landkreis Reutlingen
«), Bd. II, S. 770-852. Sigmaringen 1997 (künftig KB RT).

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