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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1999/0141
ANDREAS GÜNTER

Pierre Michel d'Ixnard -

ein Architekt zwischen Rokoko und Klassizismus

1. EINLEITUNG

Pierre Michel d'Ixnard hat im südwestdeutschen Raum zwischen 1768 und 1783 drei Kirchen
gebaut. Er gehört zu einer Reihe französischer Architekten, die vor allem in der zweiten
Hälfte des 18. Jahrhunderts in Deutschland tätig waren. Sie wurden von weltlichen und geistlichen
Fürsten zum Bau von Palais' und Schlössern engagiert, den man in Frankreich perfektioniert
hatte. Neben zahlreichen profanen Aufträgen, die d'Ixnard erhielt - darunter auch
das große Projekt des Residenzschlosses in Koblenz - sind seine Kirchenbauten ein interessantes
Untersuchungsfeld, da hier zwei Welten aufeinander zu treffen scheinen, nämlich zum
einen das süddeutsche Barock und Rokoko, zum anderen der französische Klassizismus. In
den Kategorien stilgeschichtlich gefestigter Betrachtung löst hier ein Stil den anderen ab, aber
gerade d'Ixnards Werk läßt bei näherem Augenschein Zweifel an dieser eingängigen, aber
einäugigen Kunstgeschichtsschreibung aufkommen.

D'Ixnards Kirchen stehen in einem besonderen Verhältnis zu den lokalen Gegebenheiten,
insbesondere was die neue, frühklassizistische Dekoration angeht. Dabei muß zunächst auch
einiges über das Rokoko gesagt werden, denn es ist mehr als nur manieristisch-verschnörkel-
tes Anhängsel des Barock. Eine zweite Fragestellung geht über diesen lokalen Rahmen hinaus
und hängt mit der Herkunft d'Ixnards zusammen: da in Frankreich in der zweiten Hälfte
des 18.Jahrhunderts grundlegende Entwicklungen geschehen, stellt sich die Frage, wie
d'Ixnard mit ihnen in Verbindung steht.

In der Einleitung zur seiner Monographie über d'Ixnard formuliert Erich Franz als Ziel
seiner Arbeit, eine »präzisere Vorstellung von d'Ixnards gesamtem Schaffen zu gewinnen«1.
Dies kann vor allem aufgrund der Auswertung neuer Quellen als gelungen gelten, jedoch
bleibt neben diesem positivistisch-stilanalytischen Ansatz die Erklärung spezifisch kulturhistorischer
Zusammenhänge bei einer Darstellung eines allgemeinen Hintergrundes stehen.
Diese Zusammenhänge werden auch hier nicht restlos erörtert, aber zumindest wird der Akzent
verschoben: nicht der Architekt soll durch die Epoche erklärt werden, sondern die Epoche
durch den Architekten. Anders gesagt, soll d'Ixnard nicht irgendwo zwischen Louis
XVI-Epigone oder Revolutionsarchitekt, also zwischen uninspiriertem Nachahmer oder genialem
Vorreiter verortet werden, sondern als Baustein im Bild einer Epoche aufschlußreich
über deren Vielschichtigkeit Zeugnis ablegen. Eine solche Sichtweise nicht nur auf Malerei
und Plastik, sondern auch auf Architektur anzuwenden, ist in der Kunstgeschichte noch
nicht weit verbreitet, doch ich meine, daß gerade dieser Architekt und diese Epoche zeigen,
daß dies möglich und hilfreich ist.

Zunächst sollen kurz die drei wichtigsten Kirchen d'Ixnards, die Damenstiftskirche in
Bad Buchau am Federsee, die Benediktinerklosterkirche St. Blasien im Südschwarzwald und

1 Erich Franz: Pierre Michel d'Ixnard. 1723-1795. Leben und Werk. Weißenhorn 1985, S. 11.

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