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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1999/0175
Handwerker, Bildhauer und Theologen

Auf den 1904/05 von München in die Gorheimer väterliche Werkstatt heimgekehrten
25jährigen »akademischen Bildhauer Franz X. Marmon« warteten an der Oberen Donau
dann gewaltige Aufgaben. Seit 1900 war Gorheim Studienkloster und Sitz des Philosophiestudiums
der Fuldaer Franziskaner. Man lebte im Oberen Donautal damals noch unter der
Weite des abendländisch-christlichen Himmels, nach der Regula des Benedict von Nursia
und dem Lebensbeispiel des Franz von Assisi. In Beuron und Gorheim studierten Theologen
aus aller Welt. Für die Klosterkirche Gorheim, die er während der täglichen Arbeit stets vor
Augen hatte, sollte Franz X. Marmon bald das Hauptwerk seiner Holzschnitzkunst schaffen.
In den ersten Jahren vervollkommnete Franz X. Marmon vor allem seine Portraitkunst. Die
Hohenz. Volkszeitung Nr. 125 vom 23.9.1905 rühmte anläßlich einer kunstgewerblichen
Ausstellung in Sigmaringen u.a. drei Reliefbilder des jungen, strebsamen, höchst originellen
Künstlers: eine Elisabeth, das Relief Seiner Hoheit des Fürsten Wilhelm sowie dasjenige eines
alten Sigmaringer Originals. Marmon ist ein Künstler, nach Hohem und Höchstem strebend,
und wir zweifeln nicht, dass er auf dem Wege der direkten, naiven Anlehnung an die Natur
sein Ziel erreichen wird, schließt der Bericht der Hohenz. Volkszeitung. - Ein Großauftrag
für die »Kirchliche Kunstwerkstatt Gebrüder Marmon« kam dann 1908/09: Für das Münster
in Villingen im Schwarzwald war nach Planung des Erzbischöflichen Bauamts in Freiburg
ein Hochaltar in Frühgotik auszuführen. Die Brüder Alfons und Franz X. dürften gemeinsam
an diesem ehrenvollen Auftrag gearbeitet haben.

Noch weitgehend unerforscht ist die Tätigkeit der von den Gebrüdern Marmon in dieser
Zeit im schweizerischen St. Gallen gegründeten »Kunstanstalt«. Diese wurde später, 1917,
nach Wil verlegt. Beim Start in der Schweiz konnten die Brüder gewiß den Ruf ihres Vaters
nutzen, der ja, nach Thieme-Becker, auch in der Schweiz »zahlreiche Altäre« geschaffen hat.
Bereits 1908, fast zeitgleich mit dem Villinger Hochaltar, schufen die Marmons den Altar für
die Martinskirche in Ölten. P. Ansgar Pöllmann schrieb darüber wenig später: »Die Martinskirche
zu Ölten... scheint mir eine wahrhafte Schweizerkirche des zwanzigsten Jahrhunderts
zu sein... Hardegger (der Erbauer) darf sich glücklich schätzen, in dem Kunstatelier der Gebrüder
Marmon von St. Gallen eine Werkstätte von unsagbarer Feinfühligkeit und Folgerichtigkeit
gefunden zu haben... Man erkennt deutlich die Schulung an den Werken der Beuroner
Mönche, speziell des grossen Desiderius Lenz, und des Schweizers Gabriel Wüger... Die
Martinskirche von Ölten bedeutet eine neue Etappe in der Schweizer Altarkunst...«26.

Daß Franz X. Marmon in wenigen Jahren schon als überaus begabter Portraitist bekannt
war, beweist die Auftragserteilung für das Denkmal des Abraham a Sancta Clara in Kreen-
heinstetten. Auf Initiative des langjährigen Ortsgeistlichen von Kreenheinstetten, Dekan
Michael Burger, war ein Komite katholischer Geistlicher aus ganz Süddeutschland gebildet
worden mit dem Ziel, für die Idee eines Abraham a Sancta Clara-Denkmals anläßlich des
200. Todestages am 1.12.1909 zu werben. Am 12. August 1909 wurden die Konzeption und
Ausführung des Bronzedenkmals dem jungen Franz X. Marmon übertragen.Bereits am
5.3.1910 berichtete die Hohenz. Volkszeitung Nr. 51 über eine Ausstellung im Atelier
Marmon: Gestern übernahm der engere Ausschuß für die Errichtung des Kreenheinstetter
Denkmals das zur Galvanisierung fertige Abraham a. St. Claradenkmal. Geleitet wurde die
Sitzung durch den hochw. Rat Dekan Burger von Göggingen, der bekanntlich die Seele der
ganzen Unternehmung ist. Ausserdem waren im Auftrag des Komitees anwesend die hochwürdigen
Herren Dekan Marmon von Sigmaringendorf, Stadtpfarrer Reiser von Sigmaringen
, Kammerer Schach von Laiz und Pfarrverweser Kaspar von Kreenheinstetten. Zugezogen
waren ausserdem der Herr Oberamtmann von Messkirch und Pater Ansgar (Pöllmann) von
Beuron. Das gesamte Denkmal (Statur samt Sockel) wird ungefähr die Höhe von 4 Meter halb
P. Ansgar Pöllmann, O.S.B.: Neue Altarkunst in der Schweiz. - erschienen im Feuilleton des »Vaterland
« vom 27. und 28. Aug. 1909, Luzern. - Klosterbibliothek Beuron 8 Art. 449. Hierzu auch: »Die
Kunst der Beuroner Schule. Wie ein Lichtblick vom Himmel«. Beuroner Kunstverlag 1998.

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