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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1999/0177
Handwerker, Bildhauer und Theologen

Amerika. Bedingt durch Aufträge der Städte und Gemeinden für Kriegerdenkmäler trat nun
auch die Steinbildhauerei stark hervor. Schon 1920 wurde ein Kriegerdenkmal für Habsthal
bei Ostrach geschaffen. Als Steinbildhauer stark gefordert wurde Franz X. Marmon dann vor
allem 1926 durch den Auftrag der Heimatstadt Sigmaringen, am umgebauten Rathaus eine
Statue zum Gedenken der Gefallenen des Weltkrieges wie auch für Sigmar, den Namensgeber
der Stadt, anzubringen. Franz X. Marmon schuf einen lebensgroßen, stehenden Ritter mit
Helm und Schwert, der hoch vom Rathauseck das Geschehen auf dem Platz streng überwacht
.

Kenner des Sigmaringer Lebens wissen aber auch, daß der als Portraitist wie als Humorist
gleichermaßen begabte Franz X. Marmon mit dem Haupt des steinernen Ritters zugleich ein
lebensnahes Abbild seines Freundes und Zechkumpanen, des Architekten Friedrich Imbery,
geschaffen hat. Dieser Umgestalter des neuen Rathauses hält das gegenüberliegende Cafe
Seelos fest im Blick, wo an Wochenenden im »Unterstand« regelmäßig eine Gilde Sigmaringer
Bürger tagte30. - Das Sigmaringer Ehrenmal muß im ganzen Umland Anerkennung gefunden
haben, denn schon ein Jahr später, 1927, hatte Franz X. Marmon den Auftrag der
Stadt Balingen erhalten, ein Kriegerdenkmal auszuführen.

Die kirchenfeindliche Politik des »Dritten Reiches« in den 30er Jahren war für die Gor-
heimer Werkstätte für christliche Kunst dann wenig günstig. Seit dem frühen Tod des älteren
Bruders Alfons Marmon, 1928, stand Franz X. Marmon dem Betrieb allein vor, jedoch fand
er in Fidelis Marmon (1906-1987), einem Sohn Alfons, einen Mitarbeiter aus der Verwandtschaft
, der vor allem Restaurierungsarbeiten übernahm. Der Zweigbetrieb in Wil in der
Schweiz mußte indes 1937 aufgegeben werden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte in der Gorheimer Werkstätte die Restaurierung sakraler
Kunstwerke weiter den Vorrang; vor allem wurden neogotische Altäre, aber auch Bildstöcke
und Statuen restauriert. Größere neue Werke wurden wenig mehr geschaffen. Aber
auch bei kleineren Aufträgen blieb Franz X. Marmon stets der Chef-Entwerfer in der Werkstatt
. Er entwarf meist zuerst in Gips, bevor die Arbeiten dann in Majolika, Stuck oder Ton
ausgeführt wurden31. Auf diese Art entstand in den 50er Jahren aber auch noch die Statue des
Heiligen St. Nepomuk für die neue Donaubrücke bei Hausen im Tal, die den inneren und
äußeren Heuberg verbindet. Die etwa sechzig Zentner wiegende Figur wurde dann von zwei
Steinmetzmeistern aus gelbem Muschelkalk der Steinbrüche bei Tengen im Hegau herausgehauen
. Über die Einweihung schrieb damals die örtliche Presse: Der künstlerische, sehr geschlossene
, lebendige und ansprechende Entwurf stammt von Franz Marmon, Sigmaringen.
Die Form klingt leicht an eine barocke Auffassung an; sehr gelungen ist der verklärte und vergeistigte
, zum Himmel gerichtete Gesichtsausdruck des Märtyrer^1.

Dieses Spätwerk in Stein, an einem der schönsten Plätze des Oberen Donautals, unweit jenem
Hauptwerk in Bronze zu Kreenheinstetten, und über vier Jahrzehnte nach diesem entstanden
, ist eine der letzten großen Arbeiten des Bildhauers Franz X. Marmon. Ein Mitarbeiter
aus den letzten Lebens- und Schaffensjahren beobachtete an dem nach außen sich meist
fröhlich gebenden Mann auch Zeichen von Traurigkeit und Resignation. Franz X. Marmon
folgte noch der Kunstrichtung der Nazarener, stand aber auch dem Beuroner Stil und dem Jugendstil
nahe. Er war im Grunde ein ernster Mann mit einem tiefen Empfingen vor allem für
christliche Kunst. Daß in den 50er und 60er Jahren das Verständnis für seine Kunst nachließ,
traf ihn sehr. »Mein Lebenswerk ist vernichtet! Überall wirft man mich raus!« sagte er ein-

30 Übereinstimmende Mitteilungen darüber machten Frau Ida Kunz und Herr Heinz Gauggel, beide
Sigmaringen.

31 WieAnm. 29.

32 Vermutlich »Südkurier«, Konstanz. Datum war nicht festzustellen.

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