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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1999/0183
JOHANNES WERNER

Besuch in Beuron. Ein Literaturbericht

Jahrhundertelang waren euere Wohnstätten, die im Wald standen
oder sich an Bergfelsen lehnten, jahrhundertelang waren sie die
einzigen Oasen, die in strahlender Einsamkeit für die Liehe und
die Kultur, für die Menschlichkeit und für das Übermenschliche
Zeugnis gaben.

Giovanni Papini, Papst Cölestin VI.

Das Augustinerkloster Beuron, das um 1077 gegründet und 1802 aufgehoben wurde, war
»während seines Bestehens ohne Bedeutung geblieben«1; ein so harter wie wahrer Spruch.
Aber für das 1863 gegründete Benediktinerkloster galt er nicht - ganz im Gegenteil. Nun
blühte Beuron auf, strahlte aus, brachte eine lange Reihe von Tochterklöstern hervor; sie bildeten
bald eine eigene Kongregation, die »als Leitstern und Schrecken der benediktinischen
Welt zugleich«2 bezeichnet wurde. Mit ihrer Disziplin, ihrer Dynamik, ihrer Expansion über
die Grenzen hinweg stellte sie einen Maßstab auf, dem der übrige Orden gern entsprochen
hätte und dennoch nicht entsprechen konnte.

Kein Wunder also, daß das einst so unbekannte Beuron nun Besucher anzog, die oft von
weither kamen, um selber zu sehen, wie benediktinisches Klosterleben aussehen konnte; und
die das Gesehene dann auch beschrieben und damit dann wieder weitere Besucher anzogen.

Zu denen, die den Ruf von Beuron hörten und ihm folgten, zählten auch einige Künstler;
sie waren der Ungebunden- und Ungeborgenheit, in die sie in jenem 19. Jahrhundert geraten
waren, überdrüssig und sehnten sich nach einer Lebens- und Werkgemeinschaft gleich der
der mittelalterlichen Dombauhütten3. In Beuron glaubten sie zu finden, was sie suchten, und
so traten sie dort ein. Peter (P. Desiderius) Lenz, Jakob (P. Gabriel) Wüger und Fridolin (P.
Lukas) Steiner begründeten die berühmte Beuroner Kunstschule, die in dem halben Jahrhundert
, in dem sie bestand, etwa ein halbes Hundert Mönche beschäftigte und eine unübersehbare
Menge von Werken hervorbrachte4.

1 Johannes Schumacher: Deutsche Klöster. Mit besonderer Berücksichtigung des Benediktiner- und
Zisterzienserordens. Bonn 1928, S. 98.

2 David Knowles: Geschichte des christlichen Mönchtums. Benediktiner, Zisterzienser, Kartäuser.
München 1969, S. 182. - Hierzu ist zu sagen, daß Knowles selber Benediktiner war, sich mit seinem Orden
aber überworfen hatte; vgl. Adrian Morey: David Knowles. A Memoir. London 1979.

3 Vgl. dazu: Johannes Werner: Paradisus Claustralis. J.-K. Huysmans und die allgemeine Sehnsucht
nach dem Kloster. In: Erbe und Auftrag 4/1981, S. 245-252; Ders.: Künstler und Klöster. Eine Ergänzung
. Ebd. 2/1985, S. 125-129.

4 Vgl. Martha Dreesbach: Pater Desiderius Lenz OSB von Beuron. Theorie und Werk. Zur Wesensbestimmung
der Beuroner Kunst. Diss. phil. München 1957; Ansgar Dreher: Zur Beuroner Kunst. In:

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