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PAUL MÜNCH
Schwarz - Weiß

Preußen in der deutschen und hohenzollerischen Geschichte""

Schwarz - Weiß ist der stärkste Farbkontrast, den wir sprachlich benennen können,
vergleichbar nur dem entschiedenen Ja und Nein der menschlichen Rede oder dem
rigorosen Entweder - Oder bestimmter philosophischer Richtungen. Schwarz -
Weiß läßt keine Zwischentöne oder Kompromisse zu, es suggeriert ein unversöhnliches
Nebeneinander von radikaler Ausschließlichkeit. Im abendländischen Kulturraum
versinnbildlicht Schwarz den Gipfel des Negativen, Weiß erscheint als die
höchste Steigerungsform des Positiven: Leben und Tod, Hölle und Himmel. Beide
bedingen sich gegenseitig: Je heller das Licht, desto dunkler der Schatten, und: Je
dunkler der Schatten, um so heller das Licht!

Die Farben Weiß - Schwarz zieren das zollerische und das preußische Wappen.
Es ist verführerisch, diesen starken Kontrast als Chiffre für die Gegensätze zu nutzen
, welche die Bewertungen der preußischen Geschichte bis heute prägen1. Nicht
nur in der Publizistik, auch in der wissenschaftlichen Literatur bewegen sich die
Urteile über Preußen zwischen Hagiographie und Verteufelung. Bereits zu Beginn
des 19. Jahrhunderts verwies eine französische Beobachterin, die kluge Madame de

* Der Text gibt einen Vortrag wieder, den ich auf Einladung des Hohenzollerischen Geschichtsvereins
am 29.9.2000 im Grafensaal der Burg Hohenzollern anläßlich des Festaktes
zum Gedenken an den im Jahre 1850 vollzogenen Ubergang der hohenzollerischen Fürstentümer
an Preußen gehalten habe. Er profitiert in vielen Details von den Vorarbeiten der hohenzollerischen
Landesgeschichtsschreibung, versucht aber einige Akzente neu zu setzen. Die
Preußenzeit Hohenzollerns ist noch wenig erforscht. Die hier angeschnittenen Fragen nach
der Bedeutung Preußens und des Preußentums für die politische Mentalität der hohenzollerischen
Bevölkerung lassen sich deswegen nur fragmentarisch beantworten. Gesicherte Urteile
dürften sich erst bei einer systematischen Auswertung der Presse sowie der Freiburger, Sigmaringer
, insbesondere aber der bislang fast unberücksichtigt gebliebenen Berliner Akten fällen
lassen. Für hilfreiche Hinweise bin ich den Herren Dr. Otto Becker (Sigmaringen), Dr. Andreas
Zekorn (Balingen), Wolfgang Hermann (Empfingen) und Studiendirektor i.R. Alf Müller
(Hechingen) zu herzlichem Dank verpflichtet. Meinem Essener Kollegen Siegfried Gehrmann
danke ich für kritische Hinweise. Der Vortragsstil ist beibehalten. Die Anmerkungen
können angesichts der Dimensionen des Themas nur in den spezifisch landesgeschichtlichen
Teilen ausführlichere Nachweise bringen, bei allgemeinen Fragen müssen sie sich auf wenige
Andeutungen beschränken.

1 Vgl. hierzu: Hans-Ulrich Wehler: Preußen ist wieder chic... . Politik und Polemik in
zwanzig Essays. Frankfurt a.M. 1983. S. 68; Christian Graf von Krockow: Preussen. Eine
Bilanz. München 1994. S. 8.

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