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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2000/0022
Paul Münch

Burg Hohenzollern zu einem nationaldynastischen Denkmal materialisieren sollten27
. Es hatte eine eminent symbolische Bedeutung, daß im Grundstein der Burg
Stillfrieds „Hohenzollern'sehe Forschungen" niedergelegt wurden28, bildeten sie
doch eines jener geistigen Fundamente, auf welchen der Bau gründen sollte. Auch
der leitende Ingenieur=Offizier, Leutnant Blankenburg, beschwor in seiner Rede29
die glorreiche preußische Vergangenheit, das Banner des großen Churfürsten, das
Banner Friedrichs des Großen, um den einheimischen Werkgesellen und Arbeitern
sodann die Vision der weit über das Zollerland hinausweisenden Bedeutung der
Grundsteinlegung zu eröffnen: In den Tagen des Friedens prange unser Werk von
seinem Felsentbrone hinaus in die deutschen Lande und künde den Völkern, daß
unter Preußens Scepter Millionen Herzen glücklich schlagen - in den Tagen der Gefahr
aber werdet Ihr, Hohenzollern, die Erbauer und Umwohner der Königlichen
Burg gewiß die Ersten sein, welche nach ächter Preußenart die Axt mit dem Schwerte
vertauschen und mit treuer Brust ihren letzten Zugang decken. Lieber wollt Ihr
diese Veste, Euer eigenes Werk, zum eigenen Leichenstein werden lassen, als zum
Tummelplatz eines Fremden! Noch deutlicher appellierte ein unbekannter Dichter
wenig später in einer Ode auf den Geburtstag des preußischen Königs an die nunmehr
preußischen Bewohner des kleinen Landes30, sich nicht nur stolz auf die Seite
der Sieger der 48er-Ereignisse zu schlagen, sondern sich mit ihrem neuen Herrscher
künftig auch nationalen Aufgaben zu stellen:

/...] Hoch schwellt
Der Männer Brust das stolze Gefühl, dem Volk
Nun einverleibt zu sein, das groß vor
Jeglichem Stamme der Deutschen aufragt.
Den Brand des Aufruhrs löscht' es in rascher Tat,
Treu folgend seines Königs Befehl, und wand
Zu alten Lorbeerkränzen neue,

Dich vor Zertrümmerung wahrend, Deutschland!
Auf, Friedrich Wilhelm! sammle mit Gottes Kraft,

Was noch zerstreut liegt! D u und Dein Volk voran!
Müd' alter Zwietracht und Zerstücklung,
Sehnt sich Germania heiß nach Einheit!

Der Huldigungsakt, mit dem sich die Hohenzollern ihrem neuen Herrscher am
23. August 1851 unterwarfen31, geriet noch prächtiger als die Grundsteinlegung.
Zum Einzug des Königs und des Kronprinzen, der von Offenburg über Alpirsbach,

27 Vgl. ebd., S. 253-260.

28 Verordnungs= und Anzeigeblatt der Königlich Preußischen Regierung zu Hechingen v.
28. 9. 1850.

29 Vgl. ebd.

30 Vgl. Verordnungs= und Anzeigeblatt der Königlich Preußischen Regierung zu Hechingen
v. 16.10.1850. Das Gedicht ist unterzeichnet mit „H.R.".

31 Vgl. die vorab publizierten Programme für den Aufenthalt des Königs vom 21. bis 24. Au-

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