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Schwarz - Weiß

heim vertrat nun offen den Anspruch der Einigung Deutschlands unter preußischer
Führung, eifrig sekundiert vom Hechinger Stadtschultheißen Baur, der an die hohen
Gäste gewandt ausführte, Preußen habe das Motto der Grundsteinlegung vom
Fels zum Meer glänzend eingelöst und sei nun dabei, auf dem Weg zurück vom
Meer zum Feh das gesamte Deutschland dem glorreichen Szepter des Königs zu unterwerfen62
.

Diese Vorhersage sollte sich rasch erfüllen. Kurz vor der Kriegserklärung Frankreichs
an Preußen deutete sich an, daß selbst der in dieser Frage zurückhaltende
württembergische Nachbar sich für den Gedanken der deutschen Einheit unter
preußischer Führung zu erwärmen begann. Zumindest die weit über tausend Anhänger
der Deutschen Partei, die am 19. Juni 1870 aus Stuttgart und zweiunddreißig
württembergischen Oberamtsbezirken auf den Hohenzollern geströmt waren, verstärkten
mit ihren vielfältigen Einheitsbekundungen den schwarzweißroten Chor63.
Der Burg wuchs in diesen aufgeregten Tagen die Rolle eines weithin ausstrahlenden
nationalen Einheitssymbols zu64; manchen Teilnehmern erschien der Zollerberg im
Uberschwang nationaler Begeisterung gar wie ein epochenscheidender, riesiger
Markstein der Weltgeschichte^. Die Gegner dieser politischen Wallfahrt, die den
massenhaften Besuch des neuen Mekka höhnisch kommentierten, vermochten dagegen
in der drohenden Einverleibung Württembergs in den Nordhund nur die Rache
für die frühere Okkupation Hechingens durch württembergische Truppen zu
sehen66.

Nach dem Krieg von 1870/71 und im Kontext der Reichsgründung wuchs der
Burg, die nun als die Wiege des Kaiserhauses1*7 galt, vollends der Rang eines Nationaldenkmals
zu, das, wie Stillfried in einem Gedicht schwärmte68, expansiv die
Wacht am Rhein gegen den neuen Erbfeind Frankreich zu halten hatte:

[...] Sie grüßt aus blauer Ferne,

Sie hält die Wacht am Rhein,
Sie blinkt gleich einem Sterne

In 's Elsaß tief hinein. [...]

Das Ländchen Hohenzollern trug nun bis in die Schulbücher hinein stolz den Ehrennamen
Kaiserstammlandb<). Vermutlich hat unter diesen Auspizien die Akzeptanz
Preußens in Hohenzollern ihren Höhepunkt erreicht70. Ein herausragendes

62 Hohenzollernsche Blätter v. 6.10.1867.

63 Hohenzollernsche Blätter v. 21.6.1870.

64 Von den vielen Aktionen, die den Besuch begleiteten, verdient der Start eines kleinen, aus
schwarzweißrotem Taffet genähten Ballons Erwähnung, der die weithin lesbare Inschrift Einheit
schafft Freiheit trug (Hohenzollernsche Blätter v. 23.6.1870).

65 Hohenzollernsche Blätter v. 22.6.1870.

66 Vgl. Hohenzollernsche Blätter v. 24.6.1870.

67 Fritz Kallenberg (Hrsg), Hohenzollern (wie Anm. 15), S. 175.

68 Zitiert bei Rolf Bothe: Burg Hohenzollern (wie Anm. 26), S. 259.

69 Vgl. z.B. Anton Pfeffer: Vom Kaiserstammland Hohenzollern. Rottenburg a.N. 1913.

70 Genaueres wird sich erst sagen lassen, wenn die nationalen Vereinsbildungen und die poli-

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