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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2000/0032
Paul Münch

den Aufstieg der nun professionell ausgebildeten Volksschullehrer zu den wichtigsten
Konkurrenten der Pfarrer auf den Dörfern.

Veränderte der erste Weltkrieg die Situation? „Deutschland ist heute Friedrich
der Große", schrieb Thomas Mann im September 1914, erschüttert und fast entzückt
über die erstaunliche Ähnlichkeit der inneren Sachlage vom Hochsommer
1914 mit der vom Hochsommer 1756, der Zeit des beginnenden Siebenjährigen
Krieges79. Auch in Hohenzollern wähnte man sich im Einklang mit der Geschichte
und stimmte in die allgemeine Kriegsbegeisterung ein. „ Gott will es" lautete das Losungswort
, das der deutschtümelnde Hechinger Lehrer Adolf Egler in anachronistischer
Aufnahme der alten Kreuzugsparole ausgab80. In einem Gedicht Mit
Gott, für Kaiser und Vaterland! beschwor er den Geist, der unsere Väter führte und
rief seine Mitbürger zum Kampf gegen Albions Hyänenrachen und Japans Zwerge21
auf. Ein Sieg der deutschen Truppen über die Franzosen bei Reims und Verdun am
Sedanstag wurde in Hechingen mit Extrablättern und Glockengeläute begangen.
Am Abend des 2. September standen Hunderte auf dem Marktplatz und auf den
Straßen. Hurra, Hurra, Kaiser Wilhelm hoch, hoch, hoch, brauste es durch die Stadt.
Frauen und Mädchen stimmten „Heil dir im Siegerkranz" an und die Menge sang
mit einer Begeisterung ohnegleichen. Vor dem Hotel Rad wurde Feuerwerk abgebrannt
, Salven krachten, und immer wieder sang das Volk „Deutschland, Deutschland
über alles, über alles in der Welt!"S2 Natürlich fehlten in den Hohenzolle-
rischen Blättern auch nicht die üblichen bramarbasierenden Töne mit der blutrünstigen
Parole:

Jeder Stoß - ein Franzos
Jeder Schuß - ein Ruß
Jeder Tritt - ein Britt
Tod, Schimpf und Schande - der ganzen Bandet^

Das Zentrumsblatt begrüßte mit einem Gedicht von Eugen Mack84, das die Überschrift
Hoch Habsburg, Hohenzollern! trug, die neu gewonnene Waffenbrüderschaft
Österreichs und Deutschlands, rief gar den Prinzen Eugen und Bismarck zu
vereintem Kampf aus ihren Gräbern:

[...] Über gekreuzten Klingen
Solls donnern übers Feld:
Wir fürchten Gott, wir Deutschen,
Sonst niemand auf der Welt.

79 Zitiert bei Rudolf Augstein: Preußens Friedrich und die Deutschen. Frankfurt a.M.
1981. S.7.

80 Vgl. sein Gedicht Fort mit den fremden Namen (Hohenzollerische Blätter v. 7.9.1914).

81 Hohenzollerische Blätter v. 29.8.1914.

82 Hohenzollerische Blätter v. 3.9.1914.

83 Hohenzollerische Blätter v. 8.9.1914 (Soldatenbriefe, gezeichnet A.S.).

84 Der Zoller v. 29.7.1914.

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