Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2000/0035
Schwarz - Weiß

vative Stimmen regten sich. Am 27. Januar 1919 kam es zu einer Art privater Gegenkundgebung
des Hechinger Oberzollinspektors Rixecker, der an Exkaisers Geburtstag
seine Wohnung beflaggt hatte93, eine nach Meinung des örtlichen Soldatenrates
fast unglaubliche Tat, die in der Stadt allgemeines Mißfallen erregt habe. Zur
Rede gestellt, daß ihn dies seine Stellung kosten könne, antwortete Rixecker, dies sei
ihm ganz egal. In den liberalen Hohenzollerischen Blättern tönte das Sprachrohr
des Soldatenrates: Wie lange noch soll Hohenzollern unter der preußischen Fuchtel
regiert werden? Daß diese Episode eine solche Bedeutung erlangte, hing damit zusammen
, daß im Zoller, dem konkurrierenden Hechinger Zentrumsblättchen ein
Gratulationsgedicht zu Kaisers Geburtstag erschienen war, in dem Die Treuen im
Zollerlande die deutschen Soldaten als ein feiges Judasvolk und als Schufte
und Narren bezeichnet hatten.

Das gesamte Ländchen war nach dem verlorenen Krieg von der Frage bewegt,
was nun aus Hohenzollern werden solle. Ihrer Beantwortung war der erste Kommunallandtag
gewidmet, der nach dem Krieg, am 18. November 1918, im Landeshaus
zu Sigmaringen zusammentrat94. Man war sich wohl bewußt, daß diese für die
Geschichte des hohenzollerischen Volkes gewichtige Sitzung auch einen Markstein
in der Geschichte des Gremiums bilden würde. Bereits die äußeren Umstände
der Tagung zeigen, welche tiefgreifenden Veränderungen im Gange waren. Das
Bildnis des Kaisers im Sitzungssaal war verhüllt, die Vertreter der Fürsten waren
nicht mehr anwesend, drei uniformierte Mitglieder des Heuberger Soldatenrates saßen
neben dem Präsidium, die Zuhörertribüne war dicht gefüllt. Vor der Eröffnung
der Sitzung verlas der frühere königliche Kommissar, Regierungspräsident Graf
von Brühl, eine kurze Erklärung, in welcher er Achtung vor Recht und Gesetz sowie
Treue und Zuverlässigkeit als Haupttugenden der Deutschen beschwor und
dazu aufrief, die vom Innenministerium angeordnete Weiterführung der Verwaltungsarbeit
durch die Beamten zu respektieren. Nach dem Ruf Gott schütze Hohenzollern
, Preußen und ganz Deutschland! verließ er den Saal. Auch der Vorsitzende
Dr. Beizer rief zu Ruhe und Ordnung auf. Er erklärte, die Revolution habe
gesiegt, man ordne sich den neuen Gewalten im Reich und den zollerischen Soldatenräten
, welche die Sicherheit verbürgten, unter. Er verhehlte nicht, daß das Volk
einstimmig in der Verurteilung des zusammengebrochenen alten Systems sei und die
Erfüllung alter, unverjährter Wünsche, freiheitlicher Einrichtungen und den neuen
Volksstaat fordere. Dr. Beizer vertrat die Meinung, man müsse auch in Hohenzollern
aus dem alten Obrigkeitsstaat heraus zur freien Entwickelung aller Kräfte
kommen, sofern sie nicht zur Unordnung oder zum Umsturz führten. Eine Ausrufung
des kleinen Staates zur Republik, die vielfach auf den Dörfern gefordert werde
, lehnte er allerdings rundweg ab. Der Hechinger Abgeordnete Friedrich Wallis-

schen Landen in der Nachkriegszeit (1930) im Staatsarchiv Sigmaringen. Ich habe eine Kopie
im Archiv des Zollernalbkreises (Balingen) benutzt. Es ist schwer vorstellbar, daß die Bauern
nicht auch den ersten Teil ihrer Forderung im heimischen Dialekt formuliert haben - ein kleiner
Beleg für die Authentizitätsprobleme historischer Forschung.

93 Vgl. zum folgenden: Hohenzollerische Blätter v. 1.2.1919.

94 Vgl. zum folgenden: Der Zoller v. 20.11.1918 (Beilage).

33


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2000/0035