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Schwarz - Weiß

Seiner Hoheit dem durchlauchtigsten Fürsten Friedrich von Hohenzollern102, wie
ihn Papst Pius XI. titulierte, war im Rangstreit zwischen alter und neuer Zeit eindeutig
der Sieg über den Vertreter der Demokratie zugefallen. Während in Preußen
noch eine demokratische Koalitionsregierung amtierte, hatte man im Ländchen die
Uhren bereits wieder zurückgestellt. Was aber morsch und faul ist, hinweg damit!:
Diese markige Devise aus dem Munde Dr. Beizers, welche den denkwürdigen
Kommunallandtag vom 18. November 1918 grundiert und den Willen zu einem radikalen
und demokratischen Neuanfang auch in Hohenzollern signalisiert hatte,
gehörte der Vergangenheit an103. Eindeutiger Verlierer war die Autorität der neuen
Republik. Das während der Kaiserzeit von offizieller Seite regelmäßig beschworene
Preußentum hatte sich unter den neuen Verhältnissen als eine wenig stabile Größe
erwiesen, vermutlich weil es seine Mitte zuvor fast ausschließlich in der regierenden
Hohenzollerndynastie besessen hatte. Nach dem Ende der Monarchie bemühte
man das preußische Argument weit weniger als zuvor. Mit dem Wandel der Staatsform
war es für viele überflüssiger Ballast geworden, dessen man sich rasch entledigte
. Viel lieber kokettierte man im Ländchen mit der fürstlich zollerischen Vergangenheit
, besann sich also, wie der Sigmaringer Titelstreit zeigt, nach dem Verlust
der politisch-dynastischen Verbindungen zum Kaiserhaus wieder auf die heimischen
zollerischen Traditionen.

Doch scheint eine Renaissance des alten Preußen, auf welche die konservativen
Kreise hofften und mit der später die Nationalsozialisten lockten, stets Anhänger
besessen zu haben. In der Fastnachtnummer des „Roten Zoller", der Zeitung der
KPD-Ortsgruppe Hechingen, die am 9.2.1932 unter dem Namen Zollerisches Bürgerblatt
erschien104, karikierte ein gewisser Professor Konrad Zwetschge den inhaltsleeren
Stil der Zollerlieder und verspottete humorvoll die Sehnsucht nach der
entschwundenen Kaiserherrlichkeit. Sein Heimatlied steht, wie der Philologe leicht
erkennt, nach Form und Inhalt keineswegs hinter der bekannteren Zollerlyrik zurück
:

[...] O du steile Bergeshöh'
Wenn ich an dich denke,
Wird um 's Herz mir bitterweh,
Denn ich seh' es niemals mehr,
Daß auf Zollern stolz und hehr
Der Kaiseradler fliegt umher!
O Zollerland, o Zollerland,
O Zollerland, o Zollerland. [...]

Eine der letzten Nummern des „Roten Zoller", die Ausgabe vom 15.2.1933, spielt
in ähnlicher Weise mit der in konservativen Kreisen offenbar verbreiteten Sehnsucht
nach den alten Zeiten - offensichtlich ohne zu merken, daß sich die Verhält-

102 Ebd., S. 192.

103 Der Zoller Nr. 268, v. 20.11.1918.

104 Der Rote Zoller v. 9.2.1932.

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