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H. A. Oehler

hatte die Kulissen zu den Bildern gemalt, während die übrigen Kinder mit etlichen
Freunden unter Anleitung eines befreundeten Malers die Bilder darstellten ...Welch
überreiches Glück muß des gemütsinnigen Vaters Herz erfreut haben an diesem
Abend, als er so, die holde Gattin im Silberschmuck an seiner Seite, von den eigenen
Kindern sich so völlig verstanden und durch lebensvolle Wiedergabe einiger seiner
vortrefflichsten Schöpfungen hochgeehrt sah"2.

1. FRIEDRICH SCHÜZ (1874-1954)

Der älteste Sohn, Friedrich, geboren 1874, hatte in Hannover ein Maschinenbaustudium
begonnen und in Stuttgart fortgesetzt, war sich aber seiner künstlerischen Berufung
doch so sicher, daß er sich mit seinem Berufswunsch, wenn auch spät,
durchsetzte, und er studierte nun in Düsseldorf, vor allem bei Eduard von Gebhardt
, Malerei. Das Geschick im Kopieren, das er bei der Silbernen Hochzeit erprobt
hatte, sollte sich, als der Vater zwei Jahre später starb, bewähren. Schon früh
erhielt Friedrich Aufträge für Kopien. 1908 konnte er ein erstes Mal nach Italien
reisen, um Nachbildungen von Meisterwerken der Renaissance in den dortigen Museen
zu malen. Und hier traf ihn auch seine Lebensaufgabe. Im Refektorium des
Klosters Santa Maria delle Grazie in Mailand sollte er für das Publikationsprojekt
eines Münchener Verlages das weltberühmte, aber schwer beschädigte und gefährdete
Abendmahlsgemälde Leonardo da Vincis kopieren3. Das Projekt zerschlug
sich, doch Friedrich Schüz fand in Düren im Rheinland einen neuen Auftraggeber
und konnte an eine Rekonstruktion des Abendmahls für den evangelischen Gemeindesaal
in Düren gehen. Daß diese Fassung später auf der großen Leonardo-
Ausstellung 1939 in Mailand gezeigt wurde und dort sozusagen die Stellvertretung
für das Original übernahm, war für Schüz eine große Genugtung.

Im Ersten Weltkrieg wurde er zwar einberufen, aber - wie man sich in der Familie
erzählt - heimgeschickt, da er sich beim Kasernenhofreinigen zu ungeschickt anstellte
.

Bekannt geworden ist er dann mit seinen Landschaften aus Italien und aus
Deutschland, in denen er koloristische Virtuosität entwickelte und eine eigene
Spachteltechnik anwandte, aber in der Zeichnung den Vorbildern so nahe blieb, daß
auch später die Kunstrichter des Dritten Reiches nichts an ihm auszusetzen fanden.
So nahmen sie seine Arbeiten auch in die Große Deutsche Kunstausstellung im
neuen Münchener Haus der Kunst auf.

Friedrich Schüz war kein Nationalsozialist, und er blieb seinen emigrierten jüdischen
Freunden verbunden. So schien es ein tragischer Witz, daß Adolf Hitler 1937
in München, der „Hauptstadt der Bewegung", ausgerechnet ein Bild von Haigerloch
auswählte und ankaufte, das den jüdischen Wohnbereich des Haag im Vorder-

2 David Koch: Theodor Schüz. Ein Maler für das deutsche Volk. Stuttgart. 2. A. 1908. S. 127.

3 Rudolf Huber: Friedrich Schüz 1874-1954. (Ansprache zur Eröffnung der Gedächtnisausstellung
). Tübingen 1954.

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