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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2000/0117
Gustav Bregenzer 1850-1919

Seine handwerkliche Meisterschaft stellte Gustav Bregenzer gelegentlich in virtuosen
Apelles-Scherzen unter Beweis, so etwa jenes Stilleben aus dem Besitz des
Sigmaringer Heimatmuseums, das in Trompe-Poeil-Manier Alltagsgegenstände wie
Tabakspfeife, Zirkel, Reißnägel und Malutensilien auf einer zum Bildträger gewordenen
Türfüllung zu einem kostbaren Kunststück komponiert, der berühmte
„blaue Lappen", ein Hundertmarkschein, der auf einem anderen Bild mit irritierender
Genauigkeit scheinbar nur mit einem Reißnagel ans Holz geheftet ist oder jenes
verlockende Stilleben mit Kirschen, von dem man die störende Fliege vorn rechts
mit einer raschen Handbewegung wegzujagen versucht ist (Abb.5).

Auch in seiner häuslichen Umgebung trieb der Maler dergleichen Scherze, wie
verschiedene Anekdoten berichten. So wurde überliefert, daß der Maler gelegentlich
sein Porträt an ein kleines Fenster der Werkstatt an der Buchhalde stellte, so das
es den Anschein haben mußte, als schaue er eben auf den angrenzenden Wald hinaus
. Waldarbeiter, die dort Holz schlugen, meinten dazu mißgünstig: Der bot au da
ganza Dag nix anders zom tua als ons zuezgucke 14. Wiederholt wird auch von jenem
Kleiderhaken berichtet, den der Maler an die Türfüllung des Ateliers gemalt
hatte. Listig soll er seine Besucher dazu aufgefordert haben, ihren Hut oder Mantel
daran aufzuhängen - mit immer dem gleichen Ergebnis: alles fiel zu Boden... Aber
das sind Capricen...

Ein wenig von seinem Selbstverständnis als Künstler verrät auch ein weiteres der
meist im volksliedhaften Ton gehaltenen Gelegenheitsgedichte:

Maler, Musiker und Dichter

Die Tannen rauschen am alten Schloß,
Die Donau fließet im Thale,
Die Wolken ziehen so mächtig und groß,
Ich sitze hier oben und male.

Ich male an einem großen Bild,
Es sind ihrer vierzig Ritter,
Die einen mit Rüstung und Speer und Schild,
Die andern mit Gold und Geflitter.

Das Bild ist gewaltig breit und lang,
Es ist ein gehöriger Fetzen;
Doch ist mir davor durchaus gar nicht bang,
Und das Malen mir ein Ergötzen.

14 Walther Frick: Gustav Bregenzer vor 75 Jahren allergnädigst zum rumänischen Hofmaler
ernannt. In: SZ vom 14.1.1961.

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