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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2000/0118
Monika Spiller

Doch immer gelingen die Striche nicht,
Dann leg die Palette ich nieder,
Ich spiel' auf der Flöte dann oder ich dicht'
Geschwind ein paar lustige Lieder.

Die Maler sind halt ein eigenes Chor
Und haben so ihre Mucken; -
Die Verse les' ich den Freunden dann vor
Gelegentlich laß' ich sie drucken15.

Neben meist topographisch genauen, mit lebhaftem Pinselduktus aufgenommenen
Landschaften (Abb. 7), bestechend naturnahen Stilleben und stimmungsvollen Interieurs
(Abb. 8) dominiert in Bregenzers Schaffen ganz eindeutig die Bildnismalerei
. Wir finden kaum religiöse Motive16. In seinen Porträts zeigt er bevorzugt alte
Menschen und Kinder (Abb. 11). Er erweist sich immer wieder als genau beobachtender
, tiefblickender Menschenkenner und einfühlsamer Gestalter von Seelenzu-
ständen oder Menschenschicksalen, nicht selten auch als grüblerischer Zweifler,
manchmal, wie in jenem umstrittenen Selbstporträt von 1905, gleichsam als Seher,
mit schmerzlich überhöhter Eindringlichkeit auf den Betrachter blickend.

Bregenzers Porträts stehen im deutlichen Gegensatz zu den aufdringlich-gefälligen
Salon-Bildnissen der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Er betont im Verzicht auf
einen näher definierten , den Dargestellten umgebenden Bildraum die Persönlichkeit
, weniger den sozialen Status. Selten geht er in der Wahl des Bildausschnitts über
Kopf, Büste oder Bruststück hinaus. Auch dort, wo er, wie bei der „Dame in Hellblau
" oder beim „Bildnis des Geistlichen Rats Thomas Geiselhart", 1885, zur Halbbzw
. Dreiviertelfigur greift, genügen ihm als Ausdrucksträger Antlitz und Hände.
Das Gemälde „Dame in Hellblau", ein Porträt seiner Frau Maria, gehört zu den besten
Werken Bregenzers und braucht einen Vergleich mit den herausragenden Porträts
des 19. Jahrhunderts nicht zu scheuen.

Bis über die Jahrhundertwende hinaus herrscht in den Bildnissen, der er von Sigmaringer
Bürgern malte, der braungestimmte Atelierton vor; vermutlich ist dies in
nicht unerheblichem Maße dem Kunstgeschmack der Auftraggeber geschuldet, die
sich würdevoll dargestellt wissen wollten. Konventionelle, technisch immer meisterhafte
Arbeiten wie diese zeigen, womit Bregenzer sein Brot verdiente und seine
vielköpfige Familie unterhielt. Sie prägten das Bild von Bregenzers Kunst für die
Öffentlichkeit - einseitig.

15 WieAnm. 13, S. 20s.

16 Eines der wenigen Beispiele ist die Wandmalerei „Muttergottes im Strahlenkranz" am Giebel
der dem Karl-Anton-Platz zugewandten Stirnseite des katholischen Pfarrhauses von
St. Johann. Zwei weitere, aus Meldungen der HVZ (im Nachlaß Keller, undatiert) bekannte
Arbeiten für Nebenaltäre der Herz-Jesu-Kirche des Klosters Gorheim, Jungfrau Maria in
weißem Gewand in einer Wolkengloriole und Hlg. Antonius von Padua mit Jesuskind und Lilie
(wahrscheinlich um 1911 enstanden), gingen vermutlich wie auch andere Teile der originalen
Ausstattung bei der Renovierung in den Jahren 1963-66 verloren; über ihren Verbleib war
1995 vor Ort nichts mehr bekannt.

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