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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2000/0138
Manfred Teufel

erlaß: Um jeden Zweifel zu vermeiden, wird darauf hingewiesen, daß die Angehörigen
der Landgendarmerie keinerlei Beschränkungen in dem Vereinigungsrecht
mehr unterliegen. Die Dienstvorgesetzten haben sich jeder Einwirkung in dieser
Hinsicht zu enthalten.

Bald nach der Ausrufung der Deutschen Republik durch den Sozialdemokraten
Philipp Scheidemann am 9. November 1918 bildeten sich in Sigmaringen und auch
in Hechingen Arbeiter- und Soldatenräte, in einigen Landgemeinden Bauern- und
Arbeiterräte2. Vertreter der örtlichen Arbeiter- und Soldatenräte hatten sich schnell
um die Anliegen der Gendarmen im Regierungsbezirk Sigmaringen gekümmert. Bei
einer turbulenten Gendarmeriedienstversammlung im Hotel „Löwen" in Sigmaringen
am 27. November 1918 wurde der Distriktsoffizier des Gendarmerie-Distrikts
Sigmaringen, Major Freiherr von Schönau-Wehr, kurzerhand vom Soldatenrat
Heuberg wegen Unfähigkeit seines Amtes enthoben, ebenso Oberwachtmeister
Schinker vom Gendarmerie-Beritt Sigmaringen als ungeeigneter Vorgesetzter.

Der berittene Gendarmeriewachtmeister Proll vom Gendarmerie-Beritt Sigmaringen
berichtete am 6. Dezember 1918 über den Oberamtmann zu Sigmaringen an
den Offiziersdistrikt der 8. Gendarmeriebrigade ausführlich über den Verlauf der
Versammlung, wobei offen bleiben muß, ob der in Laucherthal stationierte Wachtmeister
Proll zu diesem Bericht aufgefordert oder ob er ihn aus freien Stücken einsandte
. Er meldete: ... Bei Eröffnung der Dienstversammlung waren die Vertreter
der SR Hechingen und Heuberg zugegen. Im Verlauf der Dienstversammlung erschien
der Herr Bürgermeister von Sigmaringen sowie mehrere Gendarmenfrauen.
F. Wachtmeister Schultz Hl., welcher für sich bei den Gendarmen des Beritts durch
Zusendung von Zettel, wie beigefügt, um die Zustimmung als Vertrauensmann bat,
wurde auf Vorschlag des SR Hechingen zum Vertrauensmann des Beritts bestimmt.
F. Wachtmeister Schultz III. leitete von diesem Augenblick die Dienstversammlung.
Der Vertreter des SR Heuberg forderte die Entfernung des Herrn Distriktsoffiziers
und erklärte, daß der Herr Distriktsoffizier für Hechingen bereits erledigt sei. Der
Vertreter des Soldaten-R. Heuberg stellte an den Bürgermeister die Frage: „Ist der
Distriktsoffizier in Sigmaringen notwendig?" Bürgermeister Dr. Reiser gab zur
Antwort: „Ich kann hierüber keine Angaben machen, denn ich habe dienstlich mit
dem Herrn Distriktsoffizier und den ihm unterstellten Gendarmen nichts zu tun."
Die Gegenfrage lautete: „Welche Meinung herrscht denn in der Bevölkerung über
die Tätigkeit dieses Herrn?" Der Bürgermeister antwortete: „Ja, man hat schon des
öfteren gefragt, was hat denn eigentlich ein Distriktsoffizier in Sigmaringen zu
tun?" Hierauf forderte der Vertreter des S.R. Heuberg die Entfernung des Herrn
Distriktsoffiziers und ließ durch Sitzenbleiben der Gendarmen die Absetzung abstimmen
. Die Gendarmen, welche meiner Ansicht nach durch die Anwesenheit der
Vertreter des S.R. beeinflußt waren, verblieben auf ihren Plätzen. Auch war die Absetzung
von dem Soldatenrat vorher eine beschlossene Sache, denn am Tage vor der
Dienstversammlung erklärte der Vertreter des S.R. Heuberg, daß er mit dem Herrn

2 Eberhard Gönner: Hohenzollern von 1800-1918. In: Handbuch der baden-württembergischen
Geschichte. Band 3. Stuttgart. 1992. S.475.

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