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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2000/0171
Der Sigmaringer Turnerbund während des Nationalsozialismus und in der Nachkriegszeit

Die Forderung des Vorsitzenden nach einem strammen Turnbetrieb wurde einstimmig
von Seiten der Vorstandschaft begrüßt: Die Pflicht der Teilnahme an den
offiziellen Turnabenden für Turner bis 25 Jahre wird eingeführt. Wir wollen hier energisch
durchgreifen. ... Wir verlangen von jedem Turner, dass er wöchentlich an einem
Turnabend pünktlich von Anfang bis Schluss in einer geschlossenen Abteilung
(Riege) teilnimmt. Dies galt auch für die Angehörigen des Spielbetriebs.

Die nationalsozialistische Ideologie stand ganz im Zeichen des Führerprinzips.
Demokratische Spielregeln, wie sie für uns heute selbstverständlich sind, wurden
bewusst und absichtlich für ungültig erklärt und außer Kraft gesetzt. Auch hier
blieben die Sigmaringer Turner nicht hinter den Erwartungen der Nationalsozialisten
zurück. Der nachfolgende Beschluss wurde einstimmig in der Vorstandssitzung
am 29. April gefasst: Die in der heutigen Vorstandssitzung aus freiem Willen
gefassten weitgehenden Beschlüsse bedürfen mit Rücksicht auf ihre Notwendigkeit
und die restlose Angleichung an die Richtlinien der Deutschen Turnerschaft keiner
Bestätigung durch eine Haupt- oder Mitgliederversammlung. In einer demnächstigen
Versammlung sollen die Beschlüsse bekannt gegeben werden. Zu- oder Abstimmung
sowie Diskussion waren nicht mehr erwünscht. Man hatte nur noch zur
Kenntnis zu nehmen.

Wichtiges Ziel und Voraussetzung der nationalsozialistischen Terrorherrschaft
war die Gleichschaltung. Auch dieses Thema wurde in der Vorstandssitzung erörtert
. Man gab bekannt, daß die Gleichschaltung innerhalb des Vereins vollzogen sei
durch den Eintritt einer Reihe von Vorstandsmitgliedern in die NSDAP. Offensichtlich
identifizierten sich damals auch einzelne Sigmaringer Vorstandsmitglieder mit
den Zielen der Partei.

Doch die „freiwillige Selbstgleichschaltung" der meisten Turn- und Sportvereine
ging den neuen Machthabern nicht weit genug. Alle Vereine sollten sich nämlich
unter dem nationalsozialistischen Dach vereinigen. 1934 bildete Reichssportführer
Hans von Tschammer und Osten, der SA-Gruppenführer war am 28. April
1933 vom Reichsinnenminister zum Reichssportkommissar ernannt worden und
schon seit Juli 1933 Führer (Vorsitzender) der Deutschen Turnerschaft13, den
neuen Einheitssportverband „Deutscher Reichsbund für Leibesübungen" (DRL),
dem die für die einzelnen Sportarten verantwortlichen 21 Fachverbände unterstanden
. Dies war nun gar nicht mehr im Sinne der Deutschen Turnerschaft, die
ihre einstmals dominierende Stellung innerhalb der deutschen Sportbewegung zunehmend
schwinden sah.

Auch auf regionaler Ebene kam es zu weitreichenden Umorganisationen. Zu Anfang
des Jahres 1934 wurde der Hohenzollerische Turngau aufgelöst. Dessen Mitglieder
zählten nun zum Turnkreis Zollern mit Sitz in Balingen. Dies stieß allerdings
nicht auf uneingeschränkte Zustimmung der Turner. In seiner Ansprache be-

13 Vgl. hierzu Bernett, Weg des Sports (wie Anm.3) S. 17f. - Peiffer, Turnerschaft (wie
Anm. 3) S. 162 f. - Zu von Tschammer und Osten: Dieter Steinhöfer: Hans von Tschammer
und Osten - Reichssportführer im Dritten Reich. In: Turn- und Sportführer (wie Anm.8). -
Kurzbiographie bei Joch, Sport (wie Anm. 3) S. 728-729 sowie Erläuterndes zur Um- und
Neuorganisation des deutschen Sports S. 721 f.

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