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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2000/0173
Der Sigmaringer Turnerbund während des Nationalsozialismus und in der Nachkriegszeit

Es blieb nicht allein bei organisatorischen Umgestaltungen. Gemäß der nationalsozialistischen
Zielsetzung wurde unmittelbar nach der Machtergreifung Druck auf
einzelne Mitglieder in den Turnvereinen ausgeübt. Als eine der ersten Opfer ihrer
Terrorherrschaft suchte sich das Hitlerregime schon in den ersten Monaten nach
der Machtübernahme Sozialdemokraten und Kommunisten aus. Die Arbeitersportvereine
wurden sofort aufgelöst, 1935 auch die konfessionellen Verbände15. Auch
hier zeigten sich die Sigmaringer Turner linientreu. Nach der Vorstandssitzung am
29. April 1933 wurde einem Mitglied folgender Brief per Einschreiben zugestellt: Es
ist uns zu Ohren gekommen, daß Sie Kommunist gewesen seien. Innerhalb 8 Tagen
ist dem Verein eine eidesstattliche Erklärung abzugeben, daß dies nicht zutrifft.
Sollten Sie diesem Verlangen in der angegebenen Frist nicht nachkommen, so müßten
wir Ihren Ausschluß aus dem Verein vornehmen16. Damit verhielten sich die
Sigmaringer Turner ähnlich restriktiv gegenüber (ehemaligen) Marxisten wie von
den Nationalsozialisten erwartet. Auf Anordnung des Reichssportführers zur Aufnahme
ehemaliger Marxisten war bis zum 1. Oktober 1933 eine Sperrfrist für deren
Aufnahme in die bürgerlichen Sportvereine - nach der Zerschlagung der Arbeitersportvereine
- eingeführt worden. Damals war eine schriftliche Erklärung sowie die
Bürgschaft von zwei Mitgliedern nationaler Verbände erforderlich. Die kooperative
Aufnahme war nicht zugelassen. Seit Oktober 1933 wurden die Aufnahmebedingungen
weiter verschärft: Nun musste eine eidesstattliche Versicherung abgegeben,
zwei Bürgen benannt sowie ein polizeiliches Führungszeugnis beigebracht werden17
. Für politisch Andersdenkende war im Sigmaringer Turnerbund, der sich
Jahrzehnte lang durch demokratische Formen ausgezeichnet hatte, nun - zumindest
für über ein Jahrzehnt - kein Platz mehr. Der Nationalsozialismus griff immer
stärker in das tägliche Leben der Menschen ein.

„SCHULTER AN SCHULTER MIT SA UND STAHLHELM"

Mit Schreiben vom 16. Mai 1933 erklärte der damalige Vorsitzende der Deutschen
Turnerschaft Edmund Neuendorff gegenüber Hitler die Bereitschaft, Schulter an
Schulter mit der SA gemeinsam zu marschieren18. Auch in Sigmaringen findet man
bei Veranstaltungen des Turnerbundes schon früh die Stützen und Träger des nationalsozialistischen
Staates unter den Anwesenden. Einige Beispiele verdeutlichen
dies: Die am Deutschen Turnfest in Stuttgart19 beteiligten Sigmaringer Turner wurden
bei ihrer Rückkehr am Sigmaringer Bahnhof nicht nur von Turnbrüdern und
Turnschwestern sowie den Gesangsvereinen der Stadt empfangen. Auch die SA, die

15 Siehe Joch, Sport (wie Anm. 3) S. 723/724.

16 So vermerkt im Protokollbuch.

17 Siehe hierzu Bernett, Weg des Sports (wie Anm. 3) S. 9.

18 Bernett, Weg des Sports (wie Anm. 3) S. 53 f. und Ders., Schulter an Schulter (wie
Anm. 3) S. 67.

19 Zum Deutschen Turnfest in Stuttgart siehe Krüger, Klimmzüge (wie Anm. 3) S. 120 f.

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