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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2000/0175
Der Sigmaringer Turnerbund während des Nationalsozialismus und in der Nachkriegszeit

seine Ernennung zum stellvertretenden Gauwehrführer des Kreises Schwaben und
zum Jugendwart des politischen Kreises Sigmaringen an der weiteren Leitung des
Turnerbundes verhindert ist, bestellte er am 17. Mai 1933 durch Aushang einen
kommissarischen Führer des Vereins.

Warum nicht der damalige 2. Vorsitzende automatisch kommissarischer 1. Vorsitzender
wurde, wird nicht genannt. Doch gerade diese Nichtnennung sowie der
Umstand, dass der neue Vorsitzende per Aushang von seinem Vorgänger zum
neuen Vorsitzenden bestellt worden war, schließt eine politische Motivation für die
Ernennung zumindest nicht aus. Nachdem der 2. Vorsitzende erklärt hatte, dass er
nicht übergangen worden sei, sondern den Vorsitz aufgrund von Arbeitsbelastungen
hatte ablehnen müssen, konnte der neue 1. Vorsitzende einstimmig und unter
dem freudigen Beifall der Turnerschaft - so laut dem Zeitungsartikel in der Hohen-
zollerischen Volkszeitung - gewählt werden. Wurde hier noch demokratisch verfahren
, sieht man von der zunächst kommissarischen Einsetzung ab, so wurden die
weiteren Mitglieder des Vorstandes schon ganz im nationalsozialistischen Sinne
vom 1. Vorsitzenden benannt. Dieser führte hierzu aus, daß durch das Führerprinzip
die bisherigen Vereinsstatuten formell aufgehoben seien und nach Erscheinen
der in der Vorbereitung befindlichen neuen Mustersatzungen vom Kreis beziehungsweise
Gau diese in Anpassung an die hiesigen Verhältnisse hier übernommen
werden. Doch würden alle Maßnahmen im Geiste der alten Satzungen im Jahn'-
schen und damit auch im nationalsozialistischen Sinn getroffen25.

Am 13. April 1935 fand wieder eine Hauptversammlung des Turnerbundes statt.
Die nationalsozialistische Ideologie hatte die Sigmaringer Turner offensichtlich immer
stärker durchdrungen. Laut dem Artikel in der Hohenzollerischen Volkszeitung
führte der Vorsitzende folgendes aus: Wenn auch in Zukunft der Name Deutsche
Turnerschaft verschwinden sollte, so bleiben die Turner ihren Idealen treu. Sie
werden sich im Gegenteil noch stärker als bisher für die körperliche und geistige Ertüchtigung
des gesamten Volkes einsetzen gemäß dem Auftrag, den unser Führer
den Turnern am Deutschen Turnfest in Stuttgart gab. Durch die Einführung der allgemeinen
Wehrpflicht versprach man sich einen verstärkten Zustrom zu den Turnvereinen
. In kurzer Zeit dürften wohl wieder die angehenden Rekruten Turnplätze
und Hallen füllen, um dort ihren Körper für den schweren und ehrenvollen Waffendienst
zu stählen. Die Zusammenarbeit zwischen Turnerschaft und Wehrmacht in
letzter Zeit ist der beste Beweis, wie hoch das Heer die Arbeit der Turnvereine einschätzt
.

Der Vereinsführer wurde weiterhin gewählt und nicht bestimmt. Der bisherige
Vereinsführer ... wurde auf weitere 2 Jahre einstimmig wiedergewählt. Auch die
neue vom Reichsbund vorgeschriebene Satzung stand zur Beschlussfassung an. Sie
wurde einstimmig angenommen. Ausdrücklich wies man darauf hin, dass in Zukunft
allgemein das Führerprinzip maßgebend sei. Gemäß dieser Satzung berief der
Vereinsführer - wie schon zwei Jahre zuvor - seine Mitarbeiter in den Vorstand. Mit

25 Siehe auch den Zeitungsbericht über die Hauptversammlung in der Hohenzollerischen
Volkszeitung, demzufolge eine längere Aussprache über die Gründe, die zur Bestellung eines
kommissarischen Vereinsleiters geführt hatten, dort erörtert wurden.

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