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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2000/0197
Besprechungen

nalen Bau". Vor allem im ersten Kapitel seiner Darstellung, einem Überblick über
die frühe Burgenforschung, wendet sich Zeune gegen die Uberbetonung der militärischen
Funktion, indem er an Beispielen zeigt, daß Zinnen und Schießscharten oft
Wehrhaftigkeit symbolisieren sollten, in Wirklichkeit aber für die Verteidigung
nicht immer zu gebrauchen waren. Selbst der Bergfried wird von ihm in seiner militärischen
Bedeutung in Frage gestellt und auch (oder vorrangig - Zeune läßt es offen
) als „architektonischer Blickfang, ein ganz wesentliches Element der Macht, des
Herrschaftsanspruchs" gewertet. Doch Zeunes Buch ist mehr als eine Interpretation
der Burg als Machtsymbol des Burgherren, die in der Burgenforschung im übrigen
seit langem thematisiert ist - erinnert sei nur an Hans-Martin Maurer („Der
Burgenbau als Gesinnungsausdruck und Herrschaftssymbol") oder Werner Meyer
(„Die Burg als repräsentatives Statussymbol"). Das Buch ist vielmehr insbesondere
eine (sehr gute) Einführung in die Burgenkunde. Nach dem einleitenden forschungsgeschichtlichen
Kapitel, in dem er auch ausführlich die unterschiedlichen
Positionen Bodo Ebhardts und Otto Pipers herausarbeitet, stellt Zeune die moderne
Burgenforschung vor, unterteilt in die Abschnitte Bauforschung und Mittelalterarchäologie
. Der wichtige Beitrag der Geschichtswissenschaft zur Burgenforschung,
ob es sich dabei etwa um die Rolle der Burg in der mittelalterlichen Territorialpolitik
handelt, um das Befestigungsrecht oder um die Rolle der Burg als Verwaltungsund
Wirtschaftszentrum, wird dabei allerdings nicht gewürdigt. In weiteren Kapiteln
widmet sich Zeune dem Bau einer Burg und beschreibt das Leben auf mittelalterlichen
Burgen. Das Abschlußkapitel zeigt unter der bezeichnenden Uberschrift
„Vom schwierigen Umgang mit alten Burgen" gelungene und weniger gelungene
Beispiele von Burgensanierungen.

Wenn in dem Kapitel über das Leben auf Burgen immer wieder auch die Rolle
der Burg als militärisches Bauwerk angesprochen wird (etwa der auf Seite 188 geschilderte
tragische Tod eines Ritters auf dem Abtritt durch einen feindlichen Armbrustbolzen
oder die auf Seite 197 genannten „Probleme im Kriegsfalle" bei der
Deckung des täglichen Wasserbedarfs durch externe Wasserzulieferung), so relativiert
der Autor damit selbst seine eingangs zitierte Grundthese. Dennoch - für jeden
, der mehr über Burgen wissen will als das, was im Reiseführer steht und was auf
Burgführungen erzählt wird, ist Zeunes Werk uneingeschränkt zu empfehlen. Die
in plastischer Sprache vorgebrachten, mit Beispielen untermauerten Ausführungen
spornen geradezu zur Auseinandersetzung und zur weiteren Beschäftigung mit
dem einen oder anderen Aspekt an. Dies wird durch das umfangreiche Literaturverzeichnis
leicht gemacht. Und wer sich nicht in Bücher vertiefen will, wird durch die
vielen Illustrationen angeregt, die eine oder andere abgebildete und im Text behandelte
Burg selbst zu besuchen.

Sigmaringen Volker Trugenberger

195


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