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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2000/0212
Neues Schrifttum

Der zweite hier anzuzeigende Band „Adel im Alten Reich" beinhaltet Vorträge
und Aufsätze zu einem zweiten Arbeitsschwerpunkt von Volker Press. Die Aufsätze
wurden von Franz Brendle und Anton Schindling in Verbindung mit Manfred
Rüdersdorf und Georg Schmidt ausgewählt und herausgegeben. Diesem Band ist als
Einleitung eine von Franz Brendle und Anton Schindling verfasste Biographie Volker
Press' vorangestellt, die zugleich ein Resümee seiner wissenschaftlichen Arbeit
zieht. Besonders hinzuweisen ist darauf, dass das Buch erstmalig publizierte Aufsätze
aus dem Nachlass von Volker Press enthält.

Zunächst werden drei Fürstenbiographien (Eberhard im Bart von Württemberg,
Herzog Ulrich von Württemberg, Fürst Joseph Wenzel von Liechtenstein) geboten,
die in meisterlicher Weise das gesamte historische Umfeld der Personen einbeziehen
und damit gleichzeitig examplarisch Einblick in die jeweilige Zeitspanne verschaffen
.

Ein genereller Aufsatz befasst sich mit der Geschichte des Reichsgrafenstandes
und dessen speziellen Problematiken, um anschließend die Ergebnisse anhand der
Geschichte einzelner Grafen- bzw. Fürstenhäuser (Fürstenberg, Hohenlohe) und
der Biographie Georgs III. Truchsess von Waldburg, des „Bauernjörgs", zu konkretisieren
und zu vertiefen. Diese Adelshäuser erhalten damit eine tiefgreifende Analyse
ihrer Hausgeschichte, die zum Teil bis ins 20. Jahrhundert hineinreicht.

Der zweite Teil des Bandes ist einem speziellen Forschungsschwerpunkt von
Volker Press gewidmet: der Reichsritterschaft. Ein Überblicksaufssatz stellt die
Entwicklung der Reichsritterschaft im Spannungsfeld von Kaiser, Lehensherren,
Bezugshöfen, Konfessionalisierung, Erhalt der Familie und Versorgung der Familienmitglieder
auf - in der Regel - schmaler territorialer und finanzieller Basis dar.
Hervorgehoben wird unter anderem der für viele Reichsritter schmerzliche Ab-
lösungsprozess vom alten Fehdewesen im Zuge der Verrechtlichung des Reichs
und die Einbindung des Adels in territoriale Strukturen mit der Herausbildung
der Reichsritterschaft im deutschen Südwesten. Die Reichsritter standen stets in
einer besonderen, unmittelbaren Beziehung zum Kaiser, der ihre Stellung mit seiner
Autorität gegenüber den ausgreifenden Fürstenstaaten, aber auch gegenüber
den Untertanen stärkte. Umgekehrt konnte sich der Kaiser auf die Reichsritter
stützen, unter anderem mit Steuerzahlungen, Militärdiensten oder Diensten am
Kaiserhof.

Einzelbiographien markanter Ritterpersönlichkeiten des 16. Jahrhunderts, einer
Umbruchsphase für die Reichsritter, schließen den Band ab. Diese Biographien demonstrieren
unterschiedliche Entwicklungsmöglichkeiten der Ritter: Franz von
Sickingen, ein erfolgreicher Fehde- und Kriegsunternehmer, wurde von den sich
bedroht fühlenden Landesstaaten geschlagen. Götz von Berlichingen gelang die
Abkehr von der Fehde und von der alten Adelswelt und die Entwicklung zum
Reichsritter, indem er den Weg der Verrechtlichung mitbeschritt. Albrecht von Rosenfeld
und Wilhelm von Grumbach scheiterten am Festhalten an den alten Idealen
und an der Unmöglichkeit eine Utopie zu realisieren, nämlich das Zusammenwirken
von Kaiser und Adel gegen die Reichsfürsten. Durchgesetzt hat sich schließlich
das Territorialprinzip, indem sich die Schwäbische Reichsritterschaft quasi-territo-
rial organisierte und damit überlebte.

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