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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2000/0222
Neues Schrifttum

Nolte über den badischen Gemeindeliberalismus nicht mehr heranziehen, die ähnlich
wie von Friedeburg den antimodernen und antibürokratischen Charakter ländlichen
Protestes betont. Allerdings konstatiert Nolte für Baden in der Mitte des
19. Jahrhunderts eine Wende zu modernen politischen Denk- und Handlungsmustern
, die in dieser Deutlichkeit von \on Friedeburg am hessischen Beispiel nicht
herausgearbeitet wird. Auch war die ländliche politische Kultur im Südweststaat
anders als in Niederhessen von einer konfessionellen Heterogenität geprägt, die auf
lokaler wie auf zentralstaatlicher Ebene die harten Auseinandersetzungen zwischen
„Ultramontanen" bzw. Katholiken und „liberalen" Fraktionen mit bestimmte.

Schließlich fällt auf, daß von Friedeburg zentrale Forschungsbegriffe - Widerstand
, Protest, Milieu - kaum definiert. Sein erstes Anliegen, nämlich „der Nachweis
einer strukturgeschichtlichen Kontinuität von langer Dauer, nämlich der Auseinandersetzung
von Landgemeinde und Obrigkeit" bis ins späte 19. Jahrhundert
(S. 14 f.), d.h. bis zum Zerfall des Gemeindeprotests im Kaiserreich (S. 252), läßt
sich deshalb allein von der administrativen Perspektive her nachvollziehbar bearbeiten
. Ob jedoch der Rekurs auf die „Lebenswirklichkeit" von Bauern und Unterschichten
(S. 26) geeignet ist, die skizzierte Kontinuitätsthese „von unten" ebenfalls
zu stützen, scheint fraglich. Die durch Napoleon erzwungenen Reformansätze, die
Wander- und Industriearbeit, später der Übergang vom Honoratiorenparlamentarismus
zum politischen Massenmarkt, das moderne Vereinswesen könnten ebensogut
Brüche und Neuansätze in den ländlichen Milieus bewirkt haben, dessen
Grundmuster vielleicht weniger statisch waren als angenommen, z.B. im Spannungsfeld
zwischen Nationalismus und traditionaler Religiosität. Schließlich wird
jeder selbst entscheiden, ob die häufige, teilweise wortgleiche Wiederholung zentraler
Thesen und Leitfragen leserlenkend oder eher ermüdend wirken.

Insgesamt ist eine engagierte Studie entstanden, über deren Thesen noch manche
Kontroverse zu führen sein wird.

Freiburg i.Br. Martin Zürn

Andreas Schmauder: Württemberg im Aufstand. Der Arme Konrad 1514. Ein Beitrag
zum bäuerlichen und städtischen Widerstand im Alten Reich und zum Terri-
torialisierungsprozeß im Herzogtum Württemberg an der Wende zur frühen
Neuzeit. Leinfelden-Echterdingen: DRW-Verlag 1998. XII, 331 S., 10 Abb.
(Schriften zur südwestdeutschen Landeskunde 21).

Schon im 16. Jahrhundert wurde im Archiv der Herzöge von Württemberg ein Bestand
gebildet, in dem Unterlagen zum Aufstand des Armen Konrad zusammengeführt
wurden. Nichts veranschaulicht besser die Bedeutung, die man schon damals
den Ereignissen beimaß, als dies Stück Archivgeschichte. Die massenhafte Revolte,
die man in Württemberg bisher vor allem als Vorgeschichte zum Tübinger Vertrag
von 1514 betrachtete, war es wert, ein eigenes Membrum im Archiv zu bilden. Obwohl
dieses Membrum im Umfang von 26 Urkunden und gut einem halben Meter

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